Review: #8.09 Bessere Hälften
Kein Zweifel. "Dr. House" hat seine besten Zeiten längst hinter sich und neigt sich ja nun in der Mitte der achten Staffel langsam dem unvermeidlichen Ende zu. Die Fälle laufen mittlerweile meist nach dem gleichen 08/15-Schema ab und bieten eigentlich kaum mehr spannende Unterhaltung. Und auch die Konflikte zwischen den Teamkollegen sind alles andere als neu. Trotzdem gelingt den Autoren mit #8.09 Bessere Hälften eine sehenswerte Episode.
Woran das liegt? In allererster Linie an den sympathischen Figuren, die sich in dieser Woche allesamt so verhalten, dass man sich auf einer gewissen Ebene identifizieren kann. Da gibt es zum Beispiel das neue Teammitglied Dr. Park, die unglaublich locker in der Episode herüber kommt und salopp vor House gesteht, dass sie schon bedeutungslosen Sex mit über dreißig Männern hatte. Das sorgt nicht nur bei Adams und House für heruntergeklappte Kinnladen, sondern auch beim Zuschauer für ein Schmunzeln. Vor allem als sie nonchalant hinterher wirft, das jeder doch bekanntlich liebt, ist das nicht nur eine herrliche Hommage an das Grundthema der Serie, sondern auch ein Zeichen dafür, dass Park sich dem Team allmählich öffnet und lockerer wird.
Witzig ist auch der kleine Wettbewerb zwischen House und Wilson. Das Duo geht eine Wette auf Kosten eines Patienten ein, da sie nicht glauben können, dass ein Paar wirklich gänzlich ohne sexuellen Kontakt glücklich werden kann. Obwohl Wilson durchaus gewillt ist, dass Menschen eine Wahl haben, lässt er sich darauf ein, dass House einen medizinischen Grund für die asexuelle Orientierung seiner Patientin finden will. Und natürlich findet House auch einen Grund – es ist für beide ja auch viel zu abwegig, dass man ohne Sex glücklich werden könnten. Wie sich das beide von Anfang an eigentlich auch dachten. Und wie feiern zwei gestandene Ärzte - richtig, sie zünden sich mit einem 100-Dollar-Schein zwei Zigarren an und paffen zusammen. Herrlich absurde Szene, die jedoch richtig gut zu House und Wilson passt.
Adams hingegen gerät mal wieder in Konflikt mit Chase. Der gesteht ihr bei der Behandlung eines Patienten mit Alzheimers, dass er sich an der Stelle des Patienten versucht hätte, selbst zu töten, um so seiner Frau nicht zur Last zu fallen. Ziemlich düstere Ansichten, wie auch Adams feststellen muss, doch als Chase erzählt, wie er mitansehen musste, wie seine Mutter sich nach dem Weggang seines Vaters totgesoffen hat und seine Schwester, für die er jahrelang Elternersatz spielte nun den gleichen Weg eingeschlagen hat, ist seine Einstellung nachvollziehbar. Chase ist weiterhin einer der vielschichtigsten Charakter bei House, sehr schade nur, dass er nicht häufiger in den Mittelpunkt rückt.
Durchaus interessant ist auch das Spielchen, das House mit Foreman treibt. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund gesellt sich der neue Klinikchef dieses Mal zum Team und hilft bei der Diagnosefindung. House macht sich einen Spaß daraus, mit Foreman zu spielen und versucht ihn zu jeder Gelegenheit zu verunsichern, was ihm auch das ein oder andere Mal gelingt. An Foremans medizinischen Fähigkeiten gibt es sicherlich nichts zu rütteln, seine Fähigkeit ihn unter Kontrolle zu halten hingegen lassen noch ein wenig zu wünschen übrig. Aber man wächst ja bekanntlich mit seinen Aufgaben und Foreman ist auf dem besten Weg, zu einem guten Klinikchef zu werden. Er muss einfach nur auf seine Fähigkeiten vertrauen und darf sich nicht von House einschüchtern lassen. Dass er House am Ende "frei lässt", indem er dafür sorgt, dass man ihn die Fußfessel abnimmt, zeigt, dass er durch die ganze Sache selbstbewusster geworden ist und weiß, dass House am besten funktioniert, wenn man ihn freie Hand lässt.
Sehr positiv fällt auch auf, dass einer der nervigsten Charaktere in dieser Episode mal eben fehlt. Richtig, Taub nimmt sich in dieser Episode eine Auszeit, um sich um eines seiner kranken Kinder zu kümmern. Warum er plötzlich aus der Episode verschwindet ist auch nicht unbedingt wichtig. Viel einschneidender ist dabei der drastische Anstieg in der Qualität der Episode, was also dazu führen sollte, dass man den Charakter öfters mal aus einer Folge einfach herauslässt. Wird nicht passieren, aber träumen wird man als Zuschauer ja wohl noch dürfen.
Medizinisch gesehen ist der Fall um den an Alzheimer erkrankten Andres nicht gerade sehr spannend inszeniert. Vielmehr geht es darum, wie man sich in solch einer Situation verhält und ob es einem gelingt, an dem Menschen festzuhalten, der einem durch die tückische Erkrankung genommen wird. Die Zerrissenheit von Andres Freundin, hier genial dargestellt von Melanie Lynskey, ist spürbar und vor allem ehrlich. Und am Ende gibt es keinen moralischen Zeigefinger, der dafür plädiert, dass man zusammen bleiben sollte, komme was wolle.
Fazit
Die Autoren schaffen mit #8.09 Bessere Hälften eine durch und durch gut gelungene Episode, die vielleicht nicht an Spannung und Dramatik früher Folgen anknüpfen kann, dafür jedoch mit witzigen Szenen zwischen House, Foreman und Wilson aufwarten kann und vor allem Chase ein wenig mehr Tiefe verleiht.
Melanie Wolff - myFanbase
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Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Better HalfErstausstrahlung (US): 23.01.2012
Erstausstrahlung (DE): 04.09.2012
Regie: Greg Yaitanes
Drehbuch: Kath Lingenfelter
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