Review: #1.07 Geister
Agent Al Gough hat sich das Leben genommen. Das ist ein unerwarteter Schock, nicht nur, weil man diesen sympathischen Nebencharakter nicht gerne als Fleck auf dem Asphalt sieht, sondern auch, weil damit die Regeln des Spiels – und somit der Serie – neu geschrieben werden. Gough hatte einen Flashforward. Er sollte am 29. April 2010 noch am Leben sein und in London mit seiner britischen Kollegin Fiona Banks Akten durchgehen. Stattdessen wird er nun, im Herbst 2009, zu Grabe getragen. Was bedeutet das?
Zunächst einmal scheint damit der ultimative Beweis erbracht, dass die Zukunft veränderbar ist. Allerdings stellt sich die Frage, in welchem Maße sie sich beeinflussen lässt. Gough hat sich umgebracht, damit er einen Unfall, der einer Frau namens Celia das Leben kosten würde, nicht verursacht, doch es ist durchaus möglich, dass Celia dennoch am besagten Tag stirbt, nur auf eine andere Weise. Gough hat sich selbst aus dem Lauf der Geschichte rausgenommen, doch dass er die Zukunft damit entscheidend verändert hat, ist erstmal nur eine Theorie und noch lange nicht sicher. So oder so kann man aber davon ausgehen, dass der Tod für die meisten Menschen nicht die reizvollste Möglichkeit ist, die Zukunft zu ändern. Wer sich in seinem Flashforward lebend gesehen hat, will größtenteils auch am Leben bleiben und unerfreuliche Entwicklungen auf andere Weise stoppen.
Wie einige von den Menschen reagieren, die befürchten müssen, dass sie am 29. April 2010 nicht mehr am Leben sein werden, sehen wir in dieser Folge auch. Wir erfahren, dass hinter den mysteriösen blauen Händen tatsächlich, wie ich vermutet hatte, ein Kult steckt. Diesem gehören Menschen an, die keinen Flashforward hatten und sich als Geister betrachten, als Todeskandidaten ohne Zukunft und ohne Hoffnung. Da ihr baldiger Tod sowieso schon beschlossen scheint, werfen sie jede Vorsicht und alle Hemmungen über Bord. Sie foltern sich gegenseitig, unter anderem mit Elektroschocks, steigen wie alte römische Gladiatoren mit Tieren in den Ring und begehen, gefeiert von ihren Leidensgenossen, Selbstmord. Nun ja, ich persönlich hätte, auch wenn ich wüsste, dass ich in einem halben Jahr tot sein werde, kein Interesse an schrecklichen Schmerzen. Psychologisch ist das Verhalten dieser Leute aber durchaus nachvollziehbar. Dass sie sich selbst töten, gibt ihnen ein stückweit die Kontrolle zurück - wenn schon sterben, dann wenigstens durch die eigene Hand, zu einem selbst gewählten Zeitpunkt und auf selbst bestimmte Weise. Dennoch sind die "Geister" sicher eher die Minderheit, die meisten Menschen, die keinen Flashforward hatten, hoffen das Schicksal noch abwenden zu können. So wie Demetri.
Sehr passend zu der Todesthematik dieser Episode endet sie mit der Rückkehr einer Totgeglaubten. Tracy sitzt plötzlich im Haus ihres Vaters. Wir haben zwar damit gerechnet, dass sie noch lebt, da wir es in Aarons Flashforward gesehen haben, doch dachten wir, dass er sie erst an diesem 29. April 2010 irgendwo in Afghanistan findet. Wieso ist sie plötzlich in Los Angeles? Natürlich kann sich der Flashforward dennoch bewahrheiten, denn Tracy könnte ein weiteres Mal verschwinden ... oder die junge Frau in Aarons Küche ist gar nicht Tracy. Hier warte ich aber lieber noch die nächsten Episoden ab, bevor ich Theorien in den Raum werfe, in denen Wörter wie "Gesichtsumwandlung", "Identitätsdiebstahl", "Terrorismus" oder "Schläferzelle" vorkommen.
Mit einigen Schockmomenten und brisanten, unerwarteten Entwicklungen ist diese Folge auf jeden Fall die beste und interessanteste seit #1.02.
Mysterien-Schnipsel
- Wir sehen Simon, in der einzigen Szene, die er in dieser Episode hat, mit einem Armband, das den Namen Annabelle darstellt. Wer ist Annabelle? Und musste man diese eine Szene wirklich noch in diese Folge quetschen? Da Simon ansonsten überhaupt nicht zu sehen ist und nichts mit den anderen Ereignissen zu tun hat, wirkt sein kurzer Auftritt in der abschließenden Collage, die überwiegend aus Reaktionen auf Goughs Tod besteht, etwas deplatziert und unpassend.
- Demetris Verlobte Zoey besteht darauf, dass sie ihn in ihrem Flashforward gesehen hat. Lüge? Selbsttäuschung? Die Ausschnitte, die der Zuschauer bisher aus ihrem Flashforward gesehen hat, haben Demetri nicht gezeigt, sondern nur entfernt stehende Personen.
- Was bedeutet der Codename "Dr. Maurice Raynaud", den die jeweiligen Organisatoren der "Geister"-Treffen verwenden? Das zumindest kann ich beantworten. Raynaud war ein französischer Arzt, der im 19. Jahrhundert das Raynaud-Syndrom, eine Gefäßerkrankung, die zur Blauverfärbung von Händen und Füßen führen kann, entdeckt hat. Die Verbindung zwischen dem Namen Raynaud und der blauen Hand als Logo dieses Kults ist offenkundig.
Maret Hosemann - myFanbase
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Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: The GiftErstausstrahlung (US): 05.11.2009
Erstausstrahlung (DE): 12.04.2010
Regie: Nick Gomez
Drehbuch: Lisa Zwerling & Ian Goldberg
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