Bewertung

Review: #1.19 Kurskorrektur

Foto: Joseph Fiennes, FlashForward - Copyright: 2010 American Broadcasting Companies, Inc. All rights reserved./Michael Desmond
Joseph Fiennes, FlashForward
© 2010 American Broadcasting Companies, Inc. All rights reserved./Michael Desmond

Am Ende war alles umsonst. Dieser Satz schwirrte mir mehr als einmal während der Episode durch den Kopf, denn irgendwie bleibt nach der Episode ein schaler Beigeschmack zurück.

Wenn wir uns zurück erinnern, dass Al Gough sich damals selbst geopfert hat, um einer Frau das Leben zu retten, deren Tod er wahrscheinlich verursacht hätte, so ist ihr Tod für die Zuschauer nun ein regelrechter Schlag ins Gesicht, denn er lässt Goughs selbstlose Tat sinnlos erscheinen. "Kurskorrektur" nennen die Serienmacher den Effekt in der Serie. Das Universum lässt also keinen freien Willen zu, sondern holt sich das, was das Schicksal für einen Menschen auserkoren hat. Mir gefällt die Vorstellung nicht, dass ich nicht frei entscheiden kann, was ich mit meinem Leben anfange. Doch ist es wirklich so, dass das Leben aller Menschen vorherbestimmt ist?

Al Gough stirbt, um Celia zu retten. Sie lebt über ihren vermeintlichen Todestag hinaus. Schicksal abgewendet, würde man meinen. Stattdessen setzt dies jedoch andere Mechanismen in Gang, die einen Mann namens Jeff Slingerland dazu bringen, das "verrückte" Schicksal ausbalancieren zu wollen. Letztendlich sorgt dieser dann dafür, dass das Schicksal bekommt, was es will: Fiona überfährt Celia versehentlich mit dem Auto, sie wird vermutlich, mit sehr großer Wahrscheinlichkeit, sterben. Ist es denn wirklich das Schicksal, das hier eingegriffen hat? ("Final Destination" lässt hier grüßen) oder war es einfach nur ein Irrer, der glaubt, das "Gleichgewicht" wieder herstellen zu müssen? Die Frage lässt sich am Ende nicht beanworten, doch dem Zuschauer wird plötzlich klar, dass er sich wieder ernsthafte Sorgen um Demetri machen sollte.

Die Rückkehr von Fiona im Zuge der Geschichte war nicht sonderlich interessant, zumal ich schon vergessen hatte, welche Rolle sie bislang in der Geschichte gespielt hatte. Auch die Geschichte um Bryce ödet eher an, als dass sie unterhält. Nicht nur, dass er jetzt dank einer Wundertherapie krebsfrei ist (bzw. der Krebs auf dem Rückzug ist), er findet nun auch, dass er lieber mit Nicole zusammen sein sollte, als Keiko zu suchen. Dass Nicole diese schon gefunden hat, führt später vielleicht noch zu irgendwelchen Verwicklungen, die mich jedoch nicht tangieren werden. Was ist eigentlich aus Nicoles vermeintlichem Würger geworden? Ihre Angst vor ihrem drohenden Tod wurde schon lange nicht mehr thematisiert. Haben die Serienmacher wohl vergessen. Oder steckt da ein Plan dahinter: Nicole weiß, wo Keiko ist, diese hat sich mit zwielichtigen Typen eingelassen... da führt doch bestimmt eins zum anderen.

Was mich auch furchtbar nervt ist die Tatsache, dass Mark und Olivia sich anscheinend tatsächlich getrennt haben. Der Auszug Marks in #1.15 war also wirklich ein Schlussstrich unter der Beziehung? Das klang damals jedoch noch ein bisschen anders. Für mich absolut nicht nachvollziehbar. Klar ärgert es Olivia, dass ihr Mann sich in Ermittlungen verrennt, die ihm das Leben kosten könnten, doch anstatt um ihn und ihre Familie zu kämpfen, flüchtet sie sich in die Arme von jemandem, zu dem sie eigentlich noch keine richtige Beziehung aufbauen konnte. Der erste Kuss zwischen ihnen war aus heiterem Himmel, doch sie weiß mittlerweile nach einem Zusammentreffen auf dem Spielplatz, dass sie in ihrem Flashforward mit ihm glücklich war. Wohlgemerkt sind seit der vermeintlichen Trennung von Mark und Olivia gerade mal ca. vier Wochen vergangen und schon ist Olivia mit einem anderen Mann glücklich und hat ihre Ehe abgehakt? Das geht mir viel zu schnell. Und was macht Mark, als er Olivia in Lloyds Haus sieht? Nichts. Die Ehe ist am Ende und die beiden Charaktere haben nichts mehr miteinander zu tun. Arme Charlie, die das ganze Dilemma dann wahrscheinlich ausbaden darf! Obwohl, in letzter Zeit hat man sie eh kaum zu Gesicht bekommen, die verkraftet das schon, dass Mami einen neuen Macker hat.

Doch nicht alles an der Episode ist Bockmist. Vor allem die Geschichte um Simon und seine Schwester ist interessant, da sie wieder einmal verdeutlicht, dass Simon zwischen den Stühlen sitzt. Er ist mit für den Blackout verantwortlich, könnte mit seinem Wissen dem FBI vielleicht helfen, doch man hat ihn in der Hand. Die innere Zerissenheit Simons schimmert dabei jedoch nur selten durch. Oftmals versuchen die Serienmacher ihn uns als Bösewicht zu präsentieren (wir erinnern uns, immerhin hat er schon den ein oder anderen Menschen getötet), doch letztendlich ist auch er nur ein Spielball in dem Ganzen, dem es eigentlich selbst nur um die Sicherheit seiner Familie, insbesondere seiner Schwester, geht. Oder ist er das doch nicht? Kurz vor dem Ende der Episode erfahren wir von Lloyd, dass Simon sich am Tag des Blackouts ganz komisch verhalten haben soll. Er soll unbedingt auf dem zeitlich festgelegten Ablauf des Experiments bestanden haben. Was weiß Simon also genau? Ist er Opfer oder Täter? Für Mark und das FBI, bei dem es keine Grauzone gibt, ist die Frage schnell beantwortet: Simon hat das QED gestohlen, wollte das Experiment damals, koste es was es wolle, unbedingt am 6. Oktober durchziehen und entpuppt sich nun auch noch als "Suspect Zero". Wir Zuschauer wissen ja bereits, was es mit der Szene im Stadion auf sich hat, weswegen ich immer noch nicht glaube, dass Simon wirklich "böse" ist. Doch dann die ganze Sache mit dem "auf dem Zeitpunkt des Experiments bestehen". Irgendwie passt da etwas nicht zusammen.

Doch wohin soll uns die ganze Sache eigentlich führen? Seit der Rettung von Demetri ist irgendwie storytechnisch ein wenig die Luft raus, auch wenn die letzte Episode eigentlich überzeugen konnte. Es fehlt aber ein Ziel und eine ordentliche Geschichte. Gabriel, der etwas Spannung in die ganze Sache hätte bringen können, will eigentlich nur, dass Lloyd und Olivia sich miteinander vergnügen und redet von nichts anderem. Kein Wort mehr davon, dass Olivia essentiell ist, um das Rätsel um die Flashforwards zu lösen.

Die Autoren verheddern sich allmählich in ihrem eigenen Wirrwarr, bringen kaum Spannung auf, geschweige denn, dass sie Interesse für die Geschichten ihrer Charaktere entwickeln können oder kümmert es einen eigentlich, was mit Aaron passiert? Wo ist der eigentlich? Und sollte Janis nicht eigentlich Mark umbringen?

Wohin das alles führen soll, ist mir absolut schleierhaft, doch allmählich wird klar, dass das Experiment "FlashForward" nach der ersten Staffel wohl zu Ende sein wird, denn die Zuschauer, also ich, verliere wirklich allmählich das Interesse. Und das, obwohl es so viel Potential gab, was #1.11 Die Offenbarung (1) oder #1.17 The Garden of Forking Paths gezeigt hatten. Doch es reicht nunmal nicht, ein bis zwei Folgen lang interessante Geschichten zu erzählen.

Melanie Wolff - myFanbase

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