Review: #1.03 Roy
Ein gut gekleideter Mann mit Aktenkoffer steigt in einen Bus. Die anderen Fahrgäste registrieren ihn kaum, so normal ist das ganze Szenario. Plötzlich zieht der Mann jedoch eine Gasmaske hervor und setzt sie sich auf. Die anderen Fahrgäste schwanken noch zwischen Panik und Unglauben, da lässt der gut gekleidete Mann auch schon ein Gas aus einem Behälter strömen. Ein echtes Horrorszenario, nicht so spektakulär wie der Virus im Flugzeug oder die spontane Schwangerschaft, aber gerade wegen dieser Einfachheit sehr schockierend.
Zum Glück für die Ermittler besitzt der Normalbürger Roy infolge einer klinischen Studie, an der er vor vielen Jahren teilgenommen hat, einen heißen Draht zu den Hintermännern des Anschlags. Roy empfängt die geheime Kommunikation der Verbrecher, nicht akustisch, sondern in Form von Bildern in seinem Kopf, die er zu Papier bringt oder mit Modellen nachstellt. Praktischerweise können in Filmen und Serien alle Menschen, die Visionen haben, auch immer hervorragend zeichnen und basteln. Das ist natürlich ein simpler Trick, damit den anderen Charakteren und den Zuschauern visualisiert wird, was im Kopf des Hellsehers bzw. Botschaftenempfängers vor sich geht. Ein bisschen ausgelutscht ist dieser Kniff freilich schon.
Als interessant und ironisch habe ich den kurzen Dialog zwischen Olivia und Nina Sharp empfunden, als Olivia zu bedenken gibt, dass ihre Fälle sie immer zu Massive Dynamic führen, woraufhin Nina erwidert, dass diese Fälle immer in Olivias Nähe passieren und auf ihrem Schreibtisch landen, also könnte so gesehen auch Olivia für alles verantwortlich sein. Im Grunde wird hier das Prinzip von Fernsehserien, gerade von Serien aus dem Genre Mystery, zusammengefasst. Jede Mysteryserie beginnt damit, dass Charaktere irgendwie auf der Bildfläche erscheinen, indem sie beispielsweise neu in eine Stadt kommen, befördert werden, oder an sich eine außergewöhnliche Begabung entdecken, die ihr bisheriges Leben verändert. Von einer Minute auf die andere müssen diese neuen Helden dann immer wieder zahlreiche Gefahren bewältigen, Rätsel lösen und Menschenleben retten. Im Umkehrschluss könnte man also tatsächlich behaupten, dass die ganzen Katastrophen und Dramen überhaupt erst von den Helden, die diese Probleme bekämpfen, ausgelöst wurden. Alle Fälle von Olivia haben nicht nur die Komponente Massive Dynamic gemeinsam, sondern auch die Komponente Olivia. Das ist so erschreckend logisch, dass es schon wieder abgrundtief verwirrend ist.
Dass ich auf solche kleinen Nebensachen eingehe, hat leider auch den Grund, dass diese Episode im Kern ebenso abläuft wie die vorherigen beiden. Olivia und ihr Team holen sich eine Person ins Labor, deren Gehirn sie dann mit einer obskuren Apparatur aus Walters Bestand oder von Massive Dynamic anzapfen, und schon kann der Fall gelöst werden. In der ersten Folge hat das Team sich in John Scotts Gehirn eingeklinkt, in der zweiten Episode haben sich unsere Helden die letzten Erinnerungen einer Toten angesehen und nun fuhrwerken sie so an Roys Gehirn herum, dass sie es als Abhörgerät gebrauchen können. Ich muss sagen, dass ich das einfach zu simpel und fade finde. Ich weiß, ich wiederhole mich da, aber das tun die Drehbuchautoren ja auch.
Die Charaktere sind auf diese Weise natürlich ebenfalls total vorhersehbar. Man weiß genau, was sie tun werden. Walter weiß eine Methode, ein Gehirn anzuzapfen und setzt diese dann auch um, Peter motzt ein bisschen, macht aber letztlich brav mit, und Olivia versucht am Ende den ermittelten Täter festzunehmen, was ihr aber nie gelingt, da die Bösewichte immer vor ihren Augen abkratzen.
Ich wünsche mir mehr Kreativität, mehr Komplexität und auch mehr Komplikationen, sonst vergeht mir bald die Lust an "Fringe".
Maret Hosemann - myFanbase
Die Serie "Fringe - Grenzfälle des FBI" ansehen:
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Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: The Ghost NetworkErstausstrahlung (US): 23.09.2008
Erstausstrahlung (DE): 30.03.2009
Regie: Frederick E.O. Toye
Drehbuch: David Herschel Goodman & Roberto Orci
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