Review: #4.13 Der Schwarm
Die vierte Staffel von "Fringe" scheint immer mehr Züge von "Lost" anzunehmen. Einerseits treibt man durch die verschiedensten Realitäten immer mehr Zuschauer in den Wahnsinn, andererseits gibt man vor, Antworten zu präsentieren, woraus aber nur noch mehr Fragen und noch größere Verwirrungen resultieren. Dies war jedenfalls nun in #4.13 A Better Human Being der Fall, schließlich hatte man uns durch das famose Ende von #4.12 Welcome to Westfield mehr oder weniger darauf vorbereitet, dass in dieser Episode nicht nur genau erklärt wird, was mit Olivia los ist, sondern auch, dass eventuell endlich das Mysterium bezüglich der vermeintlich unterschiedlichen Zeitebenen aufgelöst wird. Doch nein, am Ende wird nichts wirklich aufgelöst, erklärt oder sonst was und man ist einfach nur verwirrt, verwirrt und nochmals: verwirrt.
"So, in the department of strange: What are we thinking?"
Werfen wir zunächst jedoch noch schnell einen Blick auf den Fall, dem man anmerkte, dass er nur dazu diente, die Folge wirklich auf eine Episodendauer von 42 Minuten zu bringen. Der Fall war nicht nur recht unspektakulär, sondern auch drehbuchtechnisch stellenweise sehr unausgegoren. Ehrlich gesagt hatte ich schon durch die Art des Falls keine wirkliche Lust auf die weiteren Ermittlungen, da es wieder, wie bereits in #4.10 Forced Perspective, Parallelen zu dem Fall aus #1.03 Roy gab. Zwar entwickelte sich der Fall mal wieder in eine komplett andere Richtung, aber es wäre mal schön, wieder einen Fall zu sehen, in dem ein Mensch keine fremden Stimmen in seinem Kopf hört oder merkwürdige Bilder vor seinen Augen sieht, denn davon hatten wir nun schon drei Fälle innerhalb kürzester Zeit.
Zugegeben, als das Thema Genmanipulation angesprochen wurde, wurde mein Interesse doch wieder für eine kurze Zeit geweckt. Leider wurde der Fall jedoch nicht wirklich interessant weitergesponnen und litt letztendlich an den oben bereits erwähnen Unausgegorenheiten des Drehbuchs. Weshalb konnte Sean seine "Brüder" nicht mehr hören, als diese Dr. Frank, den DNA-Spender, ermordet hatten? Und wieso wurde der Tod des Professors mit keinem einzigen Wort mehr erwähnt? Und weshalb hakt man mit dem Tod des Professors den Fall ab, obwohl draußen noch die Männer rumlaufen, die ihn und zahlreiche Journalisten getötet haben und zudem auch noch extrem gefährlich sind? Was das betrifft, offenbarte der Fall wirklich so einige dramaturgische Schwächen. Lediglich die Szenen zwischen Sean und Astrid stachen positiv hervor, da Astrid mit ihrer Fähigkeit, so unglaublich mitfühlend und aufbauend zu anderen Menschen zu sein, mal wieder für einige schöne Momente sorgte.
"I remember it. I remember us. I remember everything."
Statt die Hälfte der Folge für den Fall zu verschwenden, hätte man sich meinetwegen komplett auf die Handlung bezüglich Olivia und Peter fokussieren können. Und wie angedeutet: Wer auf Antworten gehofft hat, wird bitterlichst enttäuscht worden sein. Ich persönlich hätte es jedoch viel schlimmer gefunden, wenn wir mit Walters Vermutung, Peter übertrage seine Erinnerungen an Olivia, die Antwort auf die Frage erhalten hätten, weshalb sich Olivia an Dinge erinnert, die in der anderen Zeitlinie passiert sind. Diese Antwort wäre nämlich wirklich eine herbe Enttäuschung gewesen und hätte uns so gar nicht weitergeholfen, zu verstehen, was es mit den beiden Zeitebene auf sich hat.
Gut, letztendlich versteht man es natürlich noch immer nicht und ich bin verwirrt, verwirrt und nochmals: verwirrt. Ich persönlich suche verzweifelt nach einem Detail, das ich innerhalb der Episode möglicherweise übersehen oder überhört habe, da ich die Entwicklungen innerhalb der Episode einfach nicht wirklich begreifen und daher nicht richtig bewerten kann. Bleiben wir daher zunächst bei dem, was ich innerhalb dessen bewerten kann: Die einzelnen Szenen zwischen Olivia und Peter waren grandios. Es hat nicht nur Spaß gemacht, wie durch Olivias Erinnerungsfetzen immer wieder auf Details längst vergangener Episoden eingegangen wurde, sondern es war auch herzzerreißend mit anzusehen, wie Peter immer wieder durch Olivias Verhalten dazu verleitet wurde, in ihr "seine2 Olivia zu sehen und ihm ein kleines Lächeln enthuschte, ehe ihm wieder bewusst wurde, dass es nicht "seine" Olivia sein kann. Dieses Spielchen hat wirklich die gesamte Episode lang funktioniert, weshalb die einzelnen Szenen zwischen den beiden wirklich jedes Mal aufs Neue interessant waren.
Dann kam es aber zu dem Teil, der mich – ihr ahnt es – verwirrte, verwirrte und nochmals: verwirrte. Da macht Peter Olivia die ganze Zeit klar, dass sie nicht seine Olivia sei, und am Ende schaut er ihr in die Augen und meint zu erkennen, dass es nun doch seine Olivia sei? Heißt das jetzt, dass diese Olivia nun wirklich offiziell die Olivia ist oder handelt es sich dabei nur um Peters persönliche Annahme, der durch Olivias Verhalten selbst verwirrt, verwirrt – und nochmals: verwirrt – gewesen war und sich praktisch hat hinreißen lassen, in dieser Olivia seine Olivia zu sehen? Und wenn dies nun wirklich die Olivia ist, die wir bereits aus den ersten drei Staffeln kennen, weshalb hat sie jetzt erst wieder ihre Erinnerungen zurückerhalten? Etwa, weil das Überschreiben der Zeitebene doch nicht so reibungslos vonstatten ging? Doch wieso erinnert sie sich jetzt erst wieder daran und weshalb findet der gleiche Effekt nicht auch bei Walter, Astrid und Co. statt?
Wer meint, eine wirklich plausible Erklärung dafür zu haben oder mich darauf hinweisen möchte, dass ich ein wirklich wichtiges, erklärendes Detail übersehen habe, der darf es mir gerne im Forum mitteilen, wo nicht nur ich mittlerweile am verzweifeln bin. Für jegliche Form der Entwirrung wäre ich daher dankbar, denn das, was die Autoren hier angestellt haben, ist wirklich nicht mehr witzig. Das soll jedoch keinesfalls etwas Negatives bedeuten, denn die momentanen Entwicklungen sind unglaublich spannend zu verfolgen und mein Interesse an "Fringe" erreichte nach dieser Folge einen neuen Spitzenwert.
"I need to see Nina Sharp. I know what's happening to Olivia."
Ein weiterer Grund, weshalb das Interesse wohl auch bei den anderen Zuschauern exorbitant hoch sein dürfte, im Vergleich zum Interesse während der Anfangsphase der Staffel, dürfte zweifelsohne das Ende dieser Episode sein, das ein regelrechter Paukenschlag war. Davor erfuhren wir jedoch zunächst einmal, dass es sich bei dem Mittel, das Olivia heimlich unter Ninas Anweisungen injiziert bekommen hat, um Cortexiphan handelt, was den Verdacht so mancher Fans bestätigte. Daher natürlich auch die Frage: Weshalb verabreichen Nina und Jones Olivia Cortexiphan? Und wie steht das in Verbindung zu dem Plan, den beide verfolgen? Und hat das Cortexiphan etwas damit zu tun, dass Olivia auch die Erinnerungen aus der originalen Zeitlinie besitzt?
Hochspannend waren dann die Szenen bei Massive Dynamic und mal ehrlich: War es nicht ein grandioser Moment, als Walter aufdeckt, dass es sich bei dem vermeintlichen Cortexiphan lediglich um gefärbte Flüssigkeit handelt? Ninas Spielchen dürfte nun also aufgeflogen sein und mal schauen, ob wir nun auch genauer erfahren, was sie und Jones planen.
Der eigentliche Paukenschlag war der wirkliche Schluss der Episode. Dabei weniger die Tatsache, dass Olivia entführt wurde, denn in Serien gilt immer: Die Charaktere müssen nie aufs Klo. Und wenn sie es mal müssen, dann passiert etwas. So war es also wenig überraschend, dass Olivia an einen Stuhl gefesselt zu Bewusstsein kommt. Überraschender ist dabei, was sie sieht, nämlich Nina. Natürlich nicht jene Nina, die mit Walter und Lincoln bei Massive Dynamic ist, sondern eine andere Nina – die echte Nina? Wer ist dann die Nina, die gerade mit Lincoln und Walter spricht? Etwa Alt-Nina? Das wäre eine wirklich grandiose Art und Weise, Alt-Nina endlich einmal in die Serie einzuführen, zumal man eigentlich fast ausschließen könnte, dass es sich um einen Gestaltwandler handelt, da die echte Nina dann tot sein müsste. Wieso ist man eigentlich nie auf die Idee gekommen, dass die Nina, die Olivia hintergeht und mit Jones zusammenarbeitet, in Wirklichkeit die alternative Version von ihr ist und Ninas Platz eingenommen hat, um so an Massive Dynamic und Olivia heranzukommen? Na ja, im Grunde war es gut, dass wir nicht darauf gekommen sind, denn dann wäre das Ende nicht so toll eingeschlagen.
"There really aren't any normal days on this job, are there?"
"Nope."
Also, durchschnaufen und ordnen: Das Mysterium um die unterschiedlichen Realitäten bleibt weiterhin unaufgelöst, die Frage nach Olivias Erinnerungen weiterhin unbeantwortet und der Zuschauer spätestens mit Peters rätselhafter Erkenntnis bezüglich Olivia verwirrter denn je. Dass wir in #4.14 The End of all Things diesbezüglich Antworten erhalten werden, wage ich stark zu bezweifeln. Viel eher wird man in der kommenden Folge, im Übrigen die letzte vor einer vierwöchigen Pause, wohl den Fokus auf Jones’ Plan legen und beantworten, welche Rolle Olivia dabei spielt, wobei bei "Fringe" das Wort "beantworten" spätestens nach dieser Episode einer neuen Definition bedarf.
Insgesamt bleibt #4.13 A Better Human Being bzw. die darin vonstatten gehenden Entwicklungen verdammt schwierig zu bewerten, da man schließlich fast schon enttäuscht sein müsste, dass so viele Fragen offen bleiben. Gleichzeitig übte diese Episode aufgrund der Tatsache, dass man mit deren Fortschreiten eigentlich komplett den Überblick verloren hat, eine schwer zu erklärende Faszination aus. Halten wir also fest, dass die Handlung um Olivia und Peter wirklich sehr interessant zu verfolgen war, richtig gute Szenen lieferte und man sich lieber nur auf diese Handlung hätte beschränken sollen, statt durch den unausgegorenen und dürftigen Fall der Woche ein Großteil der Dynamik einbüßen zu lassen.
Manuel H. - myFanbase
Die Serie "Fringe - Grenzfälle des FBI" ansehen:
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Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: A Better Human BeingErstausstrahlung (US): 17.02.2012
Erstausstrahlung (DE): 30.07.2012
Regie: Joe Chapelle
Drehbuch: Glen Whitman & Robert Chiappetta
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