Bewertung

Review: #5.01 Assoziativer Gedankenintegrator, Modell-11

Foto: Georgina Haig, Jasika Nicole & Joshua Jackson, Fringe - Copyright: 2012 Fox Broadcasting Co.; Liane Hentscher/FOX
Georgina Haig, Jasika Nicole & Joshua Jackson, Fringe
© 2012 Fox Broadcasting Co.; Liane Hentscher/FOX

Ohne Wissen, dass die Geldgeber "Fringe" tatsächlich eine letzte Staffel gewähren würden, die, zwar gekürzt, all die vielschichtigen Handlungen der Serie zu einem (hoffentlich) rundem Ende bringen würden, begann man schon in der Episode #4.19 2036 eine neue Geschichte und schaffte so Grundlage für die seit April genehmigte fünfte und finale Staffel. Nun lief die erste Episode ebendieser Season: #5.01 Transilience Thought Unifier Model-11. Mein Fazit: eher durchwachsen.

Die guten Seiten

Zwei der wohl bisher emotionalsten Szenen spielten sich in dieser Episode ab, beide hatten mit Olivia zu tun. Die erste Szene zwischen ihr und ihrer Tochter. Ohne Worte schauten sie sich an und dafür hätte ich die Autoren knutschen können. Einfach nur Olivia, Peter und Henrietta – keine störende Handlung im Hintergrund, keine Musik. Hier wird schauspielerische Leistung groß geschrieben und es ist ganz klar, dass hier Anna Torv am meisten glänzte. Doch auch Joshua Jackson konnte wenige Minuten später in seiner Szene mit Olivia überzeugen. Sie stehen in einem verwüsteten Stadtteil New Yorks, der mittlerweile schon von der Umwelt zurück erobert wurde: die Bronx. Mit kamen fast selber die Tränen, als ich die beiden zusammen sah, wie sie sich gegenseitig leid tun. Zwei der allerbesten Szenen der Serie bis heute.

Die neutralen Seiten

Es ist schwierig zu bewerten, wie ich es finden soll, dass die Serie einen Sprung von einigen Jahren macht, man dort die Beobachter auf die Menschheit loslässt und dann fast zwei Dekaden überspringt, um 2036 eine Geschichte zu erzählen, bei der ich mir nicht sicher bin, wohin man damit genau will. So toll ich Georgina Haig als Olivia und Peters Tochter auch finde, ich finde es sehr schade, dass sie erwachsen ist. Ich kann nur hoffen, dass wir Henrietta noch in Rückblicken sehen werden, die mir ihre Kindheit näher bringen. Denn bisher weiß ich sie nicht recht einzuordnen. Doch optisch ist die noch recht unbekannte Schauspielerin ein absoluter Gewinn. Sie sieht ihrer Serienmutter Olivia wirklich sehr ähnlich. Manchmal beweisen Castings auch wirklich Können, sodass eine Verwandtschaft zumindest möglich scheint.

Die negativen Seiten

Als absolut negativ stößt mir die Darstellung der Beobachter und ihrer Sympathisanten auf. Das ist aber ein Detail, das mich schon zuvor sehr störte. Denn die Beobachter als wirkliche Beobachter fand ich immer sehr gut gezeichnet, eben mit der richtigen Prise Mysterium um sie herum. Jetzt sind sie nicht mehr mystisch, sondern einfach nur böse, selbstsüchtig und grausam. Es mag sein, dass der Vorzeige-Beobachter September bisher wirklich die Ausnahme darstellte. Aber ich mochte ihre Politik, dass sie sich nirgendwo einmischen. Plötzlich überfallen sie die Welt, um sie so zu schaffen, wie sie sie gerne hätten. Interessant, aber in meinen Augen in erster Linie unglaubwürdig. Dass die Beobachter etwas im Schilde führen, das war immer klar. Aber warum so viel Mühe mit der Weltgeschichte, wenn sie eh eines Tages kommen, um die Macht an sich zu reißen, die Luft zu verpesten und die Menschheit zu terrorisieren? Die Frage stelle ich mir schon lange, jedoch wird sie wohl kaum beantwortet werden – obwohl, die Hoffnung stirbt zuletzt. Noch kurz zu den Sympathisanten, die Loyalisten heißen. Erstens sehen sie aus wie Mitglieder der SS und zweitens scheinen sich die Beobachter da wohl nicht die schlausten Menschen ausgesucht zu haben. Uniformen in Erdfarben haben ja zwangsläufig den Ruf, direkt aus dem Nationalsozialismus zu stammen, doch die gesamte Uniform, samt Schnitt und Auftreten der darin befindlichen Menschen wirkt nicht nur wie die SS, sondern ist eine SS der Zukunft. Das finde ich sehr schlecht gemacht. Falls man die Menschheit mit den Uniformen optisch verängstigen will kommt, man etwa ein halbes Jahrhundert zu spät, denn 2036 wird es wohl keine Weltkriegsüberlebenden mehr geben. Die Uniformen sind einfach vollkommen aus dem Ruder gelaufen und passen für mich nicht in die Geschichte der Serie hinein. Schade.

Wer fühlte sich bei dem Auftritt des Widerstandes ebenfalls an den Widerstand in "V - Die Besucher" erinnert? Ich hatte ein solches Déjà-vu, dass es richtig weh tat. Mir ist schon klar, dass ein Widerstand immer im Untergrund arbeitet, doch so unverschämt abzukupfern, tut einfach in der Seele weh. Warum muss der Widerstand in "Fringe" so zwielichtig dargestellt werden?

Fazit

Nach der ersten Episode bleiben viel mehr Fragen offen, als beantwortet wurden, was die Intention eines Staffelstarts sein sollte. Doch der Sprung in die Zukunft fügt sich leider nicht so nahtlos an die vorherigen Staffeln an, wie man es bisher bei "Fringe" gewohnt war. Ich persönlich fühle mich ein wenig hilflos, da man einfach zu deutlich erkennen kann, was die Handlung der Staffel sein wird: der Kampf gegen die Beobachter. Zuvor wurde das Ziel immer mit dem Weg eröffnet, jetzt kennen wir es, was eine ganz neue Dynamik freischaltet. Eine Dynamik, die ich noch nicht einzuordnen weiß. Es gibt vor allem schauspielerisch großartige Leistungen und ich bedauere schon jetzt den Abschied von einer der kompliziertesten, aber besten Science-Fiction-Serien der letzten Jahre in zwölf Episoden. Wie immer glänzt John Noble in jeder Szene, doch auch Anna Torv und Joshua Jackson können sehr überzeugen. Abstriche gibt es bei mir auf jeden Fall für das Abkupfern an so vielen Stellen, an denen ich lieber die bisher großartige Kreativität der Autoren gesehen hätte. An sich ist die erste Episode der letzten Staffel zwar ein gelungener Start, doch alles hat irgendwie einen schalen Beigeschmack. Für mich war die Folge doch recht durchwachsen.

Die Serie "Fringe - Grenzfälle des FBI" ansehen:


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