Bewertung

Review: #1.13 Der Geist von gegenüber

Aufhänger dieser Folge ist ein leer stehendes Haus, welches die Aufmerksamkeit der Nachbarskinder erregt. Zufällig handelt es sich um das direkte Nachbarhaus von Jim und Melinda. Ein junger Mann zieht dort ein und gibt hiermit den Startschuss zu einer zunächst sehr schwachen Handlung.

Der junge Mann heißt Todd und wird von dem Geist eines älteren Herrn heimgesucht. Obwohl der Anfang der Folge bemüht ist, besonders laut und effektvoll zu sein, kommt bei mir keine wirkliche Spannung auf. Im Gegenteil, der Geist des alten Mannes bewegt sich für mich sehr amüsant durch das Nachbarhaus. Es wirkt, als würde er wie auf Schienen fahren. Das ist nicht gruselig, sondern ganz haarscharf an der Grenze zur Lächerlichkeit.

Der Geist ist überzeugt, Todd habe seine seit sieben Jahren verschwundene Enkelin, Stacy, ermordet. Dementsprechend verhält er sich sehr aggressiv.

Die Situation wird auch für Melinda ungemütlich, als der Geist ihr immer wieder droht und sie schließlich mit einer Kettensäge verletzt. Jim ist besorgt und sagt Melinda, er könne sie nicht weiter in dieser Sache arbeiten lassen, was Melinda seltsamerweise sehr wütend macht. Es kommt zum Streit, der sich darum dreht, dass Jim sie angeblich wie ein kleines Kind behandeln würde. Aber, ehrlich gesagt, warum Melinda hier so aufgebracht reagiert, verstehe ich nicht. Auf der einen Seite bedient sie pausenlos "Klein-Mädchen-Klischees" und trägt zu Beginn der Folge zu allem Überfluss auch noch eine merkwürdige, kleinkindliche "Zöpfchenfrisur". Auf der anderen Seite will sie sich dann allen Ernstes beschweren, dass Jim sie tatsächlich wie ein Kind behandelt. Kein Wunder - kann ich da nur sagen!

Melindas aus dem Nichts aufkommenden, emanzipatorischen Ambitionen kann ich zwar nicht im Ansatz nachvollziehen, aber gut, wenn es sein muss, bitte schön!!! Das kann mich angesichts des bis hierhin drögen Verlaufs der Folge auch nicht mehr wirklich tangieren. Gleiches gilt für die Tatsache, dass der Geist es schafft, Melinda mit der Kettensäge zu verletzten. Würde ich mich sonst an der nicht erklärlichen Fähigkeit des Geistes stören, habe ich mich geistig schon so sehr von dieser Folge entfernt, dass sich bei mir auch diesbezüglich keinerlei Regung zeigt.

Interessanter fand ich da schon Andrea, die versucht herauszufinden, warum Homer, der tote Nachbarshund, nicht bereit ist ins Licht zu gehen. Selbst wenn Andrea toten Hunden beim Übertritt in den Hundehimmel hilft, finde ich sie immer noch unterhaltsamer als Melinda, die in dieser Folge - für mich ebenso wenig verständlich - blitzschnell beliebig von ängstlich und geschockt zu fröhlich enthusiastisch switchen kann.

Und, gerade an der Stelle, an der ich mich mit der Hundegeschichte als der besseren Alternativen abgefunden habe, kommt es zu einer überraschenden Wendung. Stacy, die Enkelin des Geistes, taucht auf. Sie ist nicht tot. Sie ist damals nur aus dem Boot Camp, in das sie ihr Großvater gebracht hatte, geflohen. Aus Wut auf ihren Großvater hatte sie sich nie wieder bei diesem gemeldet. Ab hier wird die Folge rund. Die Auflösung der Geschichte ist gelungen und sehr rührig. Es zeigt sich, dass der Großvater seine Enkelin sehr geliebt hat und sie nur aus Sorge, sie könne enden wie ihre drogenabhängige Mutter, in das Boot Camp gebracht hatte. Wie schlecht es seiner Enkelin dort ging, hatte er damals nicht geahnt. Er erhält aber die Chance, sich bei ihr zu entschuldigen. So zornig der Großvater am Anfang war, so versöhnlich und liebenswürdig ist er am Ende, was auch mich versöhnlich stimmen kann und meine Meinung zu dieser nicht einfachen Folge ändert.

Weder meine Meinung noch Laune wurde allerdings gehoben, als Melinda so mir nichts dir nichts erklärt, ein Geist wäre immer nur so stark oder schwach wie der Mensch, an den er sich gehängt hätte. Wo um Gottes Willen kommt denn diese Erkenntnis plötzlich her? Melinda bringt diesen neuen Aspekt auf und wirkt dabei so selbstverständlich, als würde sie sagen, Wasser kocht bei 100 Grad Celsius. Ich hätte mir hier doch eine Erklärung gewünscht, bleibe indes aber mit vielen offenen Fragen zurück.

Zu guter Letzt meine unfreiwillig komischen Höhepunkte dieser Folge: Zum einen war das Todd, der an der Leiter baumelt und von Geisterhand durchgeschüttelt wird, bis er herunterstürzt. Zum anderen brachte mich Melinda zum schmunzeln. Nicht nur wegen ihrer Zöpfe zu Beginn der Folge, sondern auch deshalb, weil sie offenbar einen recht entspannten Job in ihrem Antiquitätenladen hat. Ihr ist es möglich, jederzeit im Internet zu recherchieren, andere mit dem Auto zu verfolgen oder sonstigen Aktivitäten ihrer Wahl nachzugehen. Beneidenswert!

Fazit

Eine anfangs nicht gut sortierte Folge. Vieles läuft durcheinander. Trotz dass die Szenen laut und effektvoll präsentiert werden, können die Anfänge dieser Episode nicht wirklich durchdringen. Man fühlt sich über eine lange Strecke eher gelangweilt, denn gut unterhalten. Durch das Auftauchen der tot geglaubten Enkelin wendet sich allerdings das Blatt und der Zuschauer wird wieder zurück ins Boot geholt. Leider kommt die gute Wendung etwas spät, was der Folge einiges an Unterhaltungswert nimmt. Insgesamt aber war die Folge dann doch nicht so schlimm wie anfangs gedacht, weshalb ich sie letztendlich auch im guten Mittelfeld verorten kann.

Anne L. - myFanbase

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