Bewertung

Review: #1.15 The Power of Madonna

Zunächst hielt ich es für eine tolle Idee, eine Episode nur mit Songs von Madonna zu machen, doch je länger ich darüber nachgedacht habe, desto mehr kam ich zu den Schluss, dass es auch sehr einseitig werden könnte. Doch dann wurde ich positiv überrascht, denn die Episode reihte nicht einfach ein paar Songs von Madonna aneinander, sondern fügte die Frau auch inhaltlich intensiv mit ein.

Express Yourself

Gleich zu Beginn wurde deutlich gemacht, dass Sue Sylvester ein großer Fan von Madonna ist und die Kraft, die Madonna ausstrahlt, nutzen will. Von ihren Tagebucheinträgen ist man allerdings mehr gewohnt, insofern war der Start etwas enttäuschend, aber die Performance der Cheerleader mit Stelzen machte sofort Lust auf die Episode. Will Schuester zieht die positive Energie aus Sues Tyrannei heraus und beauftragt auch den Glee-Club, sich Madonna zu widmen, weil seine Sängerinnen offenbar große Probleme haben, sich gegen die Jungs durchzusetzen. Die spontanen Kommentare zu Madonna waren ganz im Stil der Serie und nicht nur Pucks MILF-Kommentar zauberte ein Lächeln auf mein Gesicht. Die Jungs wehren sich trotzdem gegen Madonna, denn das ist ihnen offenbar zu viel Emanzipation bzw. einfach nicht cool genug. Doch Will bleibt stur und Rachel Berry zeigt direkt mal, was Madonna alle zu bieten hat. Die Performance zu "Express Yourself" hat mir wirklich gefallen, weil die Kostüme und die Ausstrahlung der Mädels einfach gestimmt haben, um den Schwung an neuem Selbstbewusstsein zu transportieren. Obwohl Madonna nicht zu meinen Lieblingskünstlern gehört und ich nur wenige Songs wirklich gerne höre, wurde ich hier gleich mal mit dem "Glee"-Fieber infiziert und beobachtete, wie mein rechter Fuß im Takt mitwippte.

Borderline/Open Your Heart

Dass sich auch diese Episode wieder intensiv mit Finn Hudson und Rachel auseinander setzen wird, war irgendwie kaum zu vermeiden, auch wenn es nicht neu wäre, wenn "Glee" eine Storyline einfach mal außen vor lässt, Dafür waren die beiden aber einfach zu viel im Mittelpunkt. Rachel hat mal wieder das Standardproblem eines Teenagers. Sie ist wie erwartet weiter mit Jesse St. James zusammen und sieht sich in der Bredouille, sich ihm hingeben zu müssen/wollen. Finn hat dank Santana Lopez schnell erfahren, dass Rachel ihn belogen hat, und so gibt es hier vielleicht die Möglichkeit, die Geschichte um Rachel und Finn etwas in den Hintergrund zu rücken, damit die nächsten Episoden wieder abwechslungsreicher gestaltet werden können. Immerhin ist Finn doch sehr enttäuscht. Ihr Duett in aller Freundschaft war dann nicht unbedingt ein Highlight der Episode, hat mir aber auch deutlich besser gefallen, als ich es im Vorfeld erwartet hatte.

Vogue

Der Madonna-Einfluss dieser Episode wurde derweil nicht nur durch die Songs sondern auch durch die Kostümbildner geprägt. Wie sich die Schule nach und nach in ein kleines Madonna-Museum verwandelte, weil alle Schülerinnen den Stil der Ikone übernehmen, war ein schönes kleines Detail. Dass man für solche Dinge immer so viel Aufwand betreibt, ist ein großes Plus dieser Serie. Man kann auch beim erneuten Schauen immer noch kleinere Details entdecken. So etwas tröstet fast darüber hinweg, dass an anderer Stelle wie beispielsweise Quinn Fabrays Bauch eher nachlässig agiert wird. Seinen Höhepunkt fand der Madonna-Bezug dann im "Vogue"-Video mit der fabelhaften Sue Sylvester. Das Video war einfach nur ein Augenschmaus und der Song mit seinen individuellen Anpassungen im Rap-Teil einfach nur herrlich. "Glee" hat diese Möglichkeiten und weiß sie auch sehr gut auszunutzen. Man kann über die ein oder andere Storyline schimpfen, aber stilistisch gibt man sich doch viel Mühe und schafft dabei große Unterhaltung.

Durch Direktor Figgins wird Sue aber wieder von ihrem neuen Pfad abgebracht. Figgins schmiert Sue Honig ums Maul und macht ihr klar, dass Sue niemandem nacheifern müsse, weil sie selbst stark genug sei. Damit verhindert er andere Unannehmlichkeiten, nimmt aber auch Will den Wind aus den Segeln. Dieser hatte es im haarigen Schlagabtausch tatsächlich geschafft, Sue zu treffen. Dass sie nur neidisch auf Wills Haare war, passt irgendwie zu ihrer Figur, auch wenn ich das so nicht erwartet hätte. Diese Lösung gefällt mir aber gut. Sue ist aber wieder obenauf und es war gewiss nicht der letzte Kommentar zu Wills Haaren. Wie lange das als Running Gag funktioniert, bevor es nervt, muss man abwarten. Ich habe noch viel Spaß mit dem Duell.

Like A Virgin

Ebenfalls ein wahrer Augenschmaus war Madonnas populärer Song "Like A Virgin", der hervorragend inszeniert und umgesetzt wurde. Eine tolle Schnitttechnik und eine schöne Farbgebung, weil zum Beispiel alle Frauen pink getragen haben, machten die Szene zu einer wunderbar runden Sache. Zudem hat man hier mal hören können, welch eine tolle Stimme auch Naya Rivera hat. Auch das macht Lust auf mehr. Die Szene kann man auch deswegen als (im wahrsten Sinne) Höhepunkt der Episode bezeichnen, weil die drei Hautstorys gekonnt zusammen geführt wurden. Nun hat der Song natürlich die Schlagzahl vorgegeben, weshalb man dafür keine Kreativpunkte vergeben kann, aber unlogisch sind die Entwicklungen auch nicht gewesen. Finn ist frustriert gewesen und Mann genug, um ein solches Angebot von Santana nicht einfach abzulehnen. Es bleibt zwar eine reine Win-Win-Situation für Santana (ich liebe diese Dialoge), weil diese Sue ihre Power beweist und damit offenbar einen weiteren Schritt Richtung Captain der Cheerleader macht, was Brittany offenbar nicht so sehr interessiert (oder sie ist richtig hinterhältig), aber Finn kann sich jetzt noch einfacher von Rachel lösen. Damit kann die Finn-Rachel-Story wirklich etwas zurück treten und anderen Charakteren mehr Raum bieten.

Rachel selbst hat sich gegen Sex entschieden, weil sie die Beziehung zu Jesse geheim hält und immer noch nicht sicher ist, ob er sie nicht nur benutzt. Jesse gibt sich überaus verständnisvoll und setzt mehr ein, als man erwarten konnte. Er will Rachels Herz so unbedingt erobern, dass er umzieht und die Schule wechselt, damit er "New Directions" beitreten kann. Seinen Traum, Seriensieger zu werden, lässt er für Rachel platzen. Das ist so viel Hingabe, dass es nicht echt sein kann. Ich weiß nicht, ob mir das nicht selbst für "Glee"-Verhältnisse zu dick aufgetragen ist. Die Figur des Jesse bleibt jedenfalls weiter interessant, weil daran wohl Sieg und Niederlage bei den Regionalmeisterschaften festgemacht werden können. Mal schauen, wie sich das weiter entwickelt. Richtig bewerten kann man das sicher erst am Ende der Storyline. Ausgeschlossen ist sicher, dass er Wills Sohn ist, aber allein für die Vermutung von Brittany könnte ich schon wieder einen Punkt mehr geben.

Bleibt noch das dritte Pärchen, das eher Rückschritte macht. Emma Pillsbury muss sich von Sue derbe beleidigen lassen und möchte sich daher selbst beweisen, dass sie bereit für Will ist. Doch sie schafft es nicht und nimmt reißaus. Will reagiert darauf eigentlich zutiefst romantisch und alles andere als nachtragend. Sie einigen sich darauf, erst mal keine Verabredungen mehr zu haben, damit sich erst mal jeder seinen eigenen Problemen widmen kann. Will wirkte in dieser Szene fast wieder erwachsen, aber seine Entwicklung vom liebenden Ehemann zum Single ist schwierig und wird gewiss noch die ein oder andere Szene nach sich ziehen, in der man Will alles andere als sympathisch findet. Doch auch das ist eigentlich nur menschlich, wenn man bedenkt, welch riesige Enttäuschung er gerade hinter sich hat.

4 Minutes

Mercedes Jones und Kurt Hummel haben sich um Sue gekümmert und mit ihrer Power nun von Sue die Gelegenheit bekommen, bei den Cheerleadern mitzuwirken. Im Prinzip ist es eine sehr gute Idee von Sue, den Glee-Club dadurch zu schwächen, indem sie die Schüler zu den Cheerios holt, weil das Argument Popularität immer noch kräftig ist, aber aus Sues Sicht ist diese Entwicklung eigentlich zweitrangig. Sie freut sich, dass Will sich ärgert. Was viel schöner an der Entwicklung ist, ist die Tatsache, dass Mercedes und Kurt berechtigterweise nach anderen Möglichkeiten suchen, im Mittelpunkt zu stehen, weil genau das in Glee nicht möglich ist. Für vier Minuten Ruhm würden sie eben alles tun. Das ist im Prinzip längst überfällig und für die Soundtrackfreunde, die Songs von Rachel und Finn auf Dauer satt haben, dürfte es auch ein Lichtblick sein. Kurt und Mercedes agieren absolut logisch. Und schließlich machen die beiden auch Kultur. Der Song ist toll gewesen und vielleicht auch ein Vorgeschmack auf mehr Amber Riley und Chris Colfer. Als Charaktere machen sie jedenfalls alles richtig.

What It Feels Like For A Girl

Über die Episode stellen zumindest Will, Finn und Artie Abrams fest, dass sie nicht alles richtig gemacht haben im Umgang mit den Frauen. Dass Puck nicht so schnell einsichtig ist, war zu erwarten, und Mike Chang und Matt Rutherford hatten einfach bisher viel zu wenig Gewicht, als dass man sie richtig involvieren könnte. Dass man aber mal wieder daran erinnert, dass auch Artie und Tina Cohen-Chang eine gemeinsame Storyline haben, finde ich ebenso schön. Die entwickelt sich auch völlig unaufgeregt und dezent, was auch mal etwas Schönes hat. Der Song gehört eigentlich zu denjenigen, die ich vor Langeweile wegschalte, doch die sehr einfühlsame "Glee"-Version hat auch wieder meinen Nerv getroffen.

Like A Prayer

Wie gewohnt gibt es dann immer noch zum Schluss einen großen Knaller, der mich wieder mit einem wohligen Gefühl aus der Episode entlässt. "Like A Prayer" wird vom gesamten Cast gesungen und besonders Chris Colfer sorgt wieder für Gänsehaut. Die Performance macht noch mal richtig Spaß und dass sogar ein richtiger Gospelchor auftritt, zeigt, dass man keine Mühen scheut, um das Stilmittel Musik in dieser Serie richtig gekonnt mit all seinen Möglichkeiten zu nutzen.

Fazit

Entgegen meiner Befürchtungen war die Episode durch ihren Madonna-Schwerpunkt alles andere als einseitig. Die Songs waren abwechslungsreich, wurden wirklich gut in die Inhalte integriert und der hohe Aufwand bei der Inszenierung sorgte für richtig gute Unterhaltung. Es fehlt noch der letzte Biss, aber im Vergleich zu Vorfolge war das eine deutliche Steigerung.

Emil Groth – myFanbase

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