Bewertung

Review: #4.18 Tod eines Mandanten

Foto: Julianna Margulies & Matthew Perry, Good Wife - Copyright: Paramount Pictures
Julianna Margulies & Matthew Perry, Good Wife
© Paramount Pictures

Na das war doch schon wieder viel besser und nach dieser in meinen Augen wieder einmal nahezu perfekten Episode bin ich mir ziemlich sicher, dass die letzte Folge nur ein kurzer Ausrutscher nach unten war und wir die vierte Staffel weiter auf hohem Niveau erleben dürfen. #4.18 Tod eines Mandanten hatte aber auch bereits auf dem Papier so viele Dinge zu bieten, denen ich einfach nicht widerstehen kann, da hätte man schon einige große Fehler begehen müssen, um mich zu enttäuschen. Aber das ist zum Glück nicht eingetreten, ganz im Gegenteil. Die Episode war hochunterhaltsam und inhaltlich, aber auch stilistisch absolut überzeugend.

"Good Wife" wagt sich hier nicht zum ersten Mal an einen Folgenaufbau, bei dem die Ereignisse komplett an einem Abend spielen und die Protagonisten fast alle an einem Ort versammelt sind. Das dabei entstehende Gefühl, fast wie in einem Theaterstück gelandet zu sein, wo sich die Handlungsstränge von Person zu Person abwechseln, sorgt dafür, dass alles noch ein wenig emotionaler und dringender wirkt. Aber auch die Kostüme, also die Tatsache, dass alle Teilnehmer des Shamrock-Dinners in feierlichster Abendkleidung sind, erzeugt eine ganz besondere Atmosphäre, was aber besonders für Alicia gilt, die aus dem Ort des Geschehens herausgenommen und in eine Polizeistation gebracht wird. Dort sticht sie mit ihrem leuchtend roten Kleid in jeder Sekunde aus der Szenerie heraus und ist immer der Mittelpunkt des Geschehens. Das ist besonders wichtig, da sich auch ein großer Teil der Handlung in ihrer Erinnerung und damit in Flashbacks abspielt.

Denn die Handlung dreht sich um einen Klienten von Lockhart/Gardner namens Matthew Ashbrook, großartig gespielt von Gastdarsteller John Noble, der an diesem Abend brutal ermordet wurde. Alicia versucht über ihre Erinnerungen wichtige Hinweise zu erlangen und so erleben wir die Beziehung zwischen Alicia und Ashborn komplett durch ihre Augen. "Good Wife" hat bisher wenig mit Flashbacks gearbeitet, nachdem in der dritten Staffel diese aber von Zeit zu Zeit eingesetzt wurden, um in Alicias Eheleben mit Peter vor dem Skandal zu blicken, scheint man daran Gefallen gefunden haben. Und auch wenn Flashbacks oftmals billige Mittel zum Zweck sind, sind sie hier wirklich clever und vor allem sehr emotional platziert. Zum einen gibt es der Beziehung von Ashborn und Alicia eine tragische Note, die diese in normal erzählter Form so einfach nicht gehabt hätte. Und das wäre wirklich schade gewesen, denn diese Kombination ist aufgrund des großartigen Zusammenspiels von Julianna Margulies und John Noble ein Genuss. Überhaupt zeigt Margulies in dieser Episode wieder einmal die ganze Bandbreite ihres Könnens und beweist, was für eine Ausnahmeschauspielerin sie ist.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist es, das die Serie so wieder einmal tief in das alte Liebesdreieck eintauchen kann und wieder einmal vor Erotik prickelnde Liebesszenen zwischen Will und Alicia zeigen kann. Da diese aber in ihrer Vergangenheit, während der Zeit ihrer Affäre spielen, erzwingt man keine unpassende Versöhnung oder einen Rückfall der beiden. Das würde aktuell nicht ins Geschehen passen, zeigt doch das Ende dieser Episode deutlich, dass beide eigentlich mit ihrem Leben vorausblicken wollen. Ob dies wirklich möglich ist, ist eine andere Frage. Aber so schafft man es, den Status ihrer Beziehung deutlich zu machen, ohne diese wirklich zu verändern. Schön ist dabei auch, wie Alicias Gedanken wandern und wie man es erklärt, warum sie nun gerade jetzt daran denkt. Und auch wenn ich persönlich dankbar wäre, wenn man das Liebesdreieck nach nun mittlerweile vier Staffeln endgültig ad acta legen würde, kann ich doch anerkennen, dass es hier großartig eingebunden wurde.

Über den eigentlichen Fall der Woche hinaus, der wie angesprochen enorm gelungen ist, passiert an diesem einen Abend aber auch so enorm viel. Da wäre zunächst die lang erwartete Rückkehr von Mike Krestevas, der zwar etwas an Nuance vermissen lässt und zum schieren Bösewicht mutiert. Aber allein die vielen reagierenden Blicke Elis auf die diversen Entwicklungen des Abends, bis hin zu Peters Attacke auf Krestevas sowie Alicias wenig diplomatische Rede ihm gegenüber am Anfang der Folge, war die Sache absolut wert. Dazu kommt die Tatsache, dass Peter Diane einen Sitz am Obersten Gerichtshof anbietet, eine Entwicklung die seit der ersten Staffel nicht mehr angesprochen wurde, die aber natürlich enormes Potential bietet. Vor allem wenn es weiterhin so großartige Szenen zwischen ihr und Will produziert, wie hier in dieser Episode.

Lediglich der Handlungsstrang rund um Veronica und die Kinder, sowie die Tatsache, dass sie Zach und Grace unbedingt erzählen muss, dass Alicia zum Zeitpunkt ihrer Hochzeit bereits schwanger war, passte für mich nicht so richtig zum gesamten Geschehen. Einerseits wurde hier das deutliche Leitmotiv der Episode, die Wahrheit die durch clevere Manipulation immer wieder zu missverständlichen Eindrücken sorgen kann, genutzt, aber hier wurde dieses Motiv doch am Ende auch deutlich ausgesprochen. Ich hätte mir gewünscht, man hätte dem Zuschauer da etwas mehr zugetraut und das Motiv unausgesprochen im Raum stehen lassen. Es war auch so schon sehr präsent, aber nun gut.

#4.18 Tod eines Mandanten ist trotz dieser kleinen Abstriche großartige Fernsehunterhaltung und kann auf ganzer Linie überzeugen. Hier greifen alle Aspekte der Serie wunderbar ineinander, zumal die besondere St. Patrick's Day Atmosphäre für einen skurilen Unterton des Geschehens sorgt. So kann es im Endspurt der vierten Staffel gerne weitergehen.

Cindy Scholz - myFanbase

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