Bewertung

Review: #14.05 Befreiungsschlag

Ich muss gestehen, dass es mir echt schwerfällt, diese Folge zu bewerten. Denn obwohl man in dieser Stand-Alone Episode eigentlich nur ein paar Charaktere, einige Flashbacks, einen Roadtrip und etwas Umzugsstress gesehen hat, hat sie doch bedeutende Folgen für die ganze Serie mit sich gezogen. Und das so plötzlich und unerwartet, dass ich erst einmal nachschauen musste, ob ich nicht zwischendurch eine Episode verpasst habe. Aber nein, es ist #14.05 Danger Zone, auch wenn es einem zwischenzeitlich mehr wie ein Film vorkam.

Megan und Nathan

Megan und Nathan ziehen mit Farouk nach LA. Moment, wie bitte? Okay, die letzte Folge hat zwar stark in die Richtung gedeutet, dass sich Nathan für Megan entschieden hat, aber das war jetzt doch irgendwie etwas plötzlich. So von einer Folge auf die andere, ohne Ankündigung oder irgendwas, werden da mal eben schnell zwei Charaktere raus geschrieben. Von Megan war ja noch bekannt, dass sie nur als Gastrolle zu sehen sein wird, aber von Nathans Ausstieg wurde ich völlig überrumpelt. Besonders, nachdem Farouk nach Amerika geholt wurde, bin ich davon ausgegangen, dass man sich jetzt in Ruhe um alles Weitere kümmern würde. Aber Ruhe findet man in dieser Staffel bis jetzt selten, denn auch diese Episode war wieder sehr energievoll und das nicht nur durch die zwischengeschalteten Flashbacks.

Immerhin hat man sich Mühe gegeben, den Abschied der beiden ordentlich zu machen, mitsamt aufklärender Vorgeschichte und vorsichtigem Blick in die Zukunft. Deswegen kann ich eigentlich weder der Stand-Alone-Episode, noch der Liebesgeschichte der beiden böse sein. Durch die Flashbacks zurück zu den Geschehnissen, die zu Megans Entführung geführt haben, wurde einiges Licht ins Dunkel gebracht. Allem voran, dass die Ereignisse eben nie genau so abgelaufen sind, wie es die einzelnen Personen erzählen. Denn Überraschung, tatsächlich haben sich Megan und Nathan damals gegenseitig betrogen. Zugegebenerweise, ihr mit der Halskette einer anderen einen Heiratsantrag zu machen war dann doch etwas geschmacklos, aber Owen meint ja immer, dass man im Einsatz erfinderisch sein muss. Auf jeden Fall sind die beiden lange nicht so zerstritten auseinander gegangen, wie es immer den Anschein hatte. Definitiv mit Redebedarf, auch wenn Megan das ja lieber aufschieben wollte, aber trotzdem stammte ihre Wut doch mindestens genauso sehr von Owen, der ihr ihre Karriere versaut hat.

Aber es ist ein Jahrzehnt vergangen und beide sind erwachsen geworden. Wie Teddy schon zu Nathan meinte: People mess up and people forgive. Und so bekommen wir ein wirklich schönes Happy End zu sehen, wie es bei "Grey's Anatomy" selten ist. Von dem her ist es wohl besser, dass die beiden (oder die drei) die Serie verlassen, bevor die üblichen Katastrophen auf sie einstürzen. Trotzdem ist es für mich ein harter Verlust, denn ich habe sie alle ziemlich ins Herz geschlossen und wünsche ihnen alles Gute.

Das, was mich an der eigentlich so positiven Storyline von Megan und Nathan stört, ist, was das nun für Meredith bedeutet. Denn genau hier fängt es an schwierig zu werden. Immerhin hat man jetzt zwei Staffeln damit verbracht, die Zuschauer behutsam auf Merthan einzustimmen. Und gerade, als selbst ein Großteil der Meredith-und-Derek Anhänger so langsam ihren Frieden damit gefunden hat, dass Meredith wieder nach Vorne schauen will und die nervige Geschichte mit Maggie aus dem Weg geräumt ist, war's das jetzt so einfach? Grundsätzlich ist man die ganze Sache zwar echt erwachsen und professionell angegangen und ich bin erleichtert, dass wir eben nicht wieder in eine neue Dreiecksgeschichte reingeschlittert sind. Aber trotzdem frage ich mich, warum man Merthan dann überhaupt so lange aufgebaut hat. Ging es nur darum, Meredith einen Weg in die Zukunft zu zeigen? Sie bereit für eine neue Beziehung zu machen? Ist ihre Wahl genau deswegen auch auf Nathan gefallen, der eine ähnliche Vergangenheit hat? Ihr kurzer Nachrichtenaustausch mit dem "Thank you" scheint in die Richtung zu deuten. Trotzdem finde ich das Ganze ein bisschen ernüchternd.

"I got kidnapped before we could fight about it."

Owen hat Megan also ihre Chance auf die Beförderung verbaut und das alles aus doch eher egoistischen Gründen. Es scheint Megans großer Traum gewesen zu sein und sie hatte schon alles geplant, nur damit ihr in letzter Sekunde ihr Bruder dazwischenfunkt. Kein Wunder also, dass Owen immer so ein schlechtes Gewissen wegen Megan hatte, vor allem da er sie nach der Geschichte mit Nathan ja mehr oder weniger davon überzeugt hat, alleine in den Helikopter zu steigen. Trotzdem haben die beiden auch in der Vergangenheit eine tolle Dynamik: Owen als der eher vorsichtige und bevormundende große Bruder und Megan, die spontan ist und dabei auch mal Risiken eingeht. Genau deswegen tut es wohl auch so gut, die beiden zusammen zu sehen. Denn seien wir ehrlich: Wann haben wir Owen das letzte Mal so glücklich gesehen? Die Szene im Auto, wo die beiden ausgelassen mitsingen, hat einfach Spaß gemacht. Alleine für den Einfluss, den Megan auf Owen hatte, werde ich sie vermissen. Aber naja, immerhin hat ihr Roadtrip gereicht, um ihm bewusst zu machen, dass er so mit seinem Leben nicht glücklich wird. Wirklich überraschend ist das nicht, schließlich haben seine Ideale und Vorstellungen sowohl seine Beziehung mit Cristina, als auch die mit Amelia auf die Probe gestellt. Und seien wir ehrlich – Owen ist schon lange ein eher nerviger als unterhaltsamer Charakter geworden. Nachdem es Megan, Nathan und Meredith geschafft haben, ihre nun wirklich nicht alltägliche und komplizierte Geschichte erwachsen zu meistern, ist es nun auch für Owen an der Zeit, sich selbst Gedanken über sein Leben zu machen.

Break the cycle

Noch weigere ich mich, das wirklich als das Ende von Owen und Amelia zu sehen. Ihre Ehe war zu großen Teilen eine Katastrophe, die mehr durch ihre Verpflichtung als durch Liebe zusammengehalten wurde. Amelias Tumor hat das sicher nicht vereinfacht, aber er war wohl kaum das Hauptproblem. Überhaupt kann man eh noch nicht sagen, inwieweit sich Amelia ohne ihren Tumor denn überhaupt verändert hat. In den paar Szenen, in denen wir sie bis jetzt gesehen haben, kam sie mir nur gelassener und hoffnungsvoller vor. Wie dem auch sei, es kann den beiden sicher nicht schaden, wenn sie erst einmal eine Zeit lang alleine zu sich selbst finden. Amelia muss herausfinden, welche Teile ihrer Persönlichkeit wirklich sie waren und welche der Tumor und Owen hat durch Megans Auftauchen nach wie vor mit seinem PTSD zu tun und muss sich klar werden, was er in seinem Leben erreichen möchte. So eine Selbstfindung geht vermutlich am besten, wenn man dabei nicht parallel noch versuchen muss, die kaputte Ehe irgendwie wieder zusammenzukitten. Trotzdem könnte ich mir gut vorstellen, dass die beiden im Laufe der Zeit vielleicht doch noch einmal zusammen finden. Ohne den Druck, die Ehe zu retten. Ein richtiger Neustart. Wobei da natürlich auch noch Teddy ist...

Fazit

Wie gesagt, ich sehe die Folge mit gemischten Gefühlen. Einerseits finde ich es schade, dass es das Ende für Meredith und Nathan und das (zumindest zwischenzeitliche) Ende für Owen und Amelia ist. Ebenso werde ich Megan und Nathan schrecklich vermissen, die der Serie – im Gegensatz zu einigen eher unnützen Charakteren der letzten Staffeln – wirklich viel gebracht haben. Gerade auch in der Kombi mit Owen und Teddy haben wir viele energievolle, frische und fröhliche Szenen zu sehen bekommen. Trotzdem ist es ganz zynisch gesagt wohl besser, wenn sie die Serie jetzt mit Happy End verlassen, anstatt so lange zu bleiben, bis wieder alles zerstört wird. Auf jeden Fall hat man den Trend beibehalten, die angefangenen Geschichten der letzten Staffeln zu beenden. In diesem Fall ist das zwar etwas schmerzhaft gewesen, dennoch überwiegt auch hier der optimistische Ton der Staffel: Ob nun Megan, Nathan und Farouk, die durch die Wellen laufen, Owen, der lächelnd auf dem Steg sitzt oder Meredith, die mit Zola auf dem Bett liegt – es ist ein hoffnungsvoller Blick in die Zukunft.

Denise D. - myFanbase

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