Review: #14.05 Befreiungsschlag
Flashbacks sind so eine Sache. Wenn sie gut gemacht sind, bieten sie neue Blickwinkel, neue Informationen, die uns überraschen und uns die Charaktere in einem anderen Licht sehen lassen. Wenn sie nicht gut gemacht sind, sind sie redundant, bieten nur Altbekanntes und illustrieren die Informationen, die sich bei uns bereits seit langem angesammelt haben. Diese Folge versucht mit aller Kraft eine gute Flashback-Folge zu sein, schafft es aber nicht, mich so richtig zu überzeugen.
Das liegt zum einen daran, dass das, was uns als Twist oder Überraschung verkauft ist, nicht wirklich überraschen kann, sondern mir eher ein "Ach, komm schon!" entlockt. Nathan hat also Megan tatsächlich einen Antrag mit dem Schmuck seines One-Night-Stands gemacht? Megan durfte einfach so einen Hubschrauber besteigen, obwohl ihr gerade noch die Ausbildung zur Fliegerchirurgin verwehrt wurde? Megan hat Nathan ebenfalls betrogen? Und Nathan hat sich mit dieser Information verteidigt, in dieser gesamten Staffel 12, als Owen ihm das Leben zur Hölle gemacht hat? Gerade diese Information hat bei mir ein großes Augenrollen ausgelöst. Es ist bezeichnend für die Autoren, dass sie dem Zuschauer so etwas erst im Nachhinein erzählen, um uns die Rechtfertigung für das Verhalten eines Charakters zu geben bzw. seinen Namen reinzuwaschen. So war es, als wir in #10.09 Entschuldigungen erfuhren, dass Arizona eine Fehlgeburt hatte, so war es, als war in #12.11 Szenen einer Ehe erfuhren, dass Jackson April hinterher reisen wollte. Nathans Fehler grade zu biegen, indem man Megan denselben Fehler machen lässt, finde ich schon sehr an den Haaren herbeigezogen. Gerade da, wie erwähnt, Owen ihm tatsächlich deswegen das Leben zur Hölle gemacht hat, ihn geschlagen, ihn ausgegrenzt und einfach mies behandelt hat.
Zum anderen dachte ich, dass mich Owen nicht noch mehr enttäuschen könnte: Während wir in den Flashbacks erfahren, dass er aus purem Egoismus und Überheblichkeit die Karriere seiner Schwester behindert hat, versucht er in der Gegenwart dieses Verhalten rechtzufertigen, indem er Megan als "Kind" bezeichnet, das nicht selbst weiß, was gut für es ist. Hier gefällt mir, wie Megan ihn dazu zwingt, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen und ihm zeigt, dass er sich nicht weiter an seine Vorstellungen und Ideale klammern sollte, sondern das tun sollte, was ihn glücklich macht. Die Konsequenz daraus finde ich aber abermals völlig an den Haaren herbeigezogen: Nachdem wir in der letzten Folge sahen, wie Amelia Owen einen Freifahrtschein aus der Ehe präsentierte, Owen diesen aber nicht annahm und stattdessen Amelia dazu brachte, einen Neuanfang zu wagen, macht er jetzt mit Amelia Schluss. Natürlich sind Owens Gründe verständlich, aber warum schenken uns die Autoren in der letzten Folge noch Hoffnung für die beiden, um sie nun in dieser Folge die Ehe beenden zu lassen? Dieses Hin und Her ist einfach nur noch nervig, vor allem, da ich wetten könnte, dass man die beiden auf kurz oder lang wieder zusammenbringt. Eine für mich sehr enttäuschende Wendung, die mir den Charakter Owen ein Stück weiter unsympathischer macht.
Und nun zu meiner letzten Enttäuschung, die ich allerdings ein bisschen ambivalenter sehen kann. Dies ist Martin Hendersons letzte Folge als Hauptdarsteller. So ganz weiß ich noch nicht, ob ich glauben soll, dass wir Nathan tatsächlich diese Staffel nicht wiedersehen werden. Scheinbar hatte Martin Henderson aber nur einen Zweijahresvertrag, der in diesem Jahr ausgelaufen wäre. Vielleicht ist aber das Ganze nur ein Trick der Autoren und am Ende dieser Staffel taucht Nathan wieder auf? So ganz will ich Nathan nämlich nicht aufgeben und finde es enttäuschend, dass man diesen Charakter so sang-und klanglos verabschiedet, gerade weil man gefühlt erst gerade begann, sein ganzes Potenzial auszuschöpfen. Das ist nicht nur die Beziehung zu Meredith, die ich großartig fand und die vor Chemie übersprudelte, sondern auch die Freundschaften zu April, Arizona oder auch Owen, die er aufgebaut hatte. Es macht für mich einfach keinen Sinn, all das um Nathan herum aufzubauen, diesen Charakter so vorsichtig und langsam einzusetzen und ihn so dem Publikum langsam immer sympathisch zu machen, um das von der einen auf die anderen Folge alles abzubrechen und zu beenden. Andererseits hat Nathan tatsächlich das, was Meredith verwehrt wurde und wozu er sie auch ermuntert hatte: Das Happy End mit seiner ersten großen Liebe. Und das gönne ich Nathan tatsächlich vom Herzen gerne und freue mich für ihn – gerade, weil man in dieser Folge sieht, wie er in der neuen Vaterrolle oder auch in der Beziehung zu Megan aufgeht und glücklich ist. Der kurze SMS-Kontakt von Meredith und ihm spricht ebenfalls Bände: Wie sie beide mit ihrem Kind auf dem Schoß dasitzen und sich gegenseitig für alles einfach nur "Danke" sagen, fand ich berührend und bezeichnend für die kurze, aber doch stets überzeugende Beziehung der beiden.
Für Megan hat mich dieses Happy End auch ziemlich gefreut. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber ich habe Megan über die letzten fünf Folgen ziemlich ins Herz geschlossen und halte es für einen ziemlichen Verlust, dass Abigail Spencer nicht für langfristig engagiert werden konnte: Die wilde, temperamentvolle, aber auch nicht unkomplizierte Megan hat mit dieser Folge einen wahren Show-Act abbekommen, den Abigail Spencer zu nutzen weiß und uns so Megans Schicksal großartig vermitteln kann. Der Moment, als Megan schlussendlich am Meer steht und sich nach zehn Jahren endlich wieder frei fühlt, hat wohl keine Augen trocken gelassen.
Darüber hinaus sei auch noch Teddy erwähnt – nachdem es mich bereits glücklich gestimmt hat, Kim Raver im Staffelauftakt wieder sehen zu dürfen, fand ich es super, dass sie sich für einen weiteren Gastauftritt bereiterklärt hat. Zudem wurde Teddy wieder von ihrer besten Seite präsentiert und insbesondere die Szenen mit Nathan und Owen haben mir gefallen, vor allem, da wir in den Szenen mit letzteren wieder sehen durften, wie sehr Teddy Owen doch (ge) liebt (hat). Wer weiß, vielleicht wird die Annäherung der beiden nun fortgesetzt?
Fazit
Eine für mich ziemlich schwierige Folge, die für mich mit Megans Glück zwar durchaus Positives innehatte, mich aber vor allem aufgrund der Vorhersehbarkeit und Owens Charakter nicht ganz überzeugen wusste. Ein weiterer Hauptdarsteller hat die Serie verlassen, was mich ziemlich stutzig macht, für die Figur an sich, aber für die Serie enttäuscht, hätte man denn so vieles anders gestalten können. Die Serie hat nun zu Beginn dieser 14. Staffel bereits einige Figuren verloren und mit Ben gibt es eine weitere Hauptfigur, die bald gehen wird – dies hinterlässt insgesamt den Eindruck einer Komplettrenovierung der Serie, was mich auch skeptisch zurücklässt.
Lux H. - myFanbase
Die Serie "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" ansehen:
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Danger ZoneErstausstrahlung (US): 26.10.2017
Erstausstrahlung (DE): 16.05.2018
Regie: Cecilie Mosli
Drehbuch: Jalysa Conway
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