Bewertung

Review: #14.07 Geister der Vergangenheit

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SERIOUSLY?

Pünktlich zum Jubiläum der 300. Folge schwelge auch ich in Erinnerungen – schließlich ist "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" wohl die Serie, die mein Leben bis jetzt am meisten geprägt hat. Es ist die Serie, die ich seit Jahren mehr als jede andere verfolge und die mich immer noch über alles andere begeistern kann. Es ist die Serie, die mich wohl am meisten inspiriert und begleitet hat. Und es ist wohl passend, dass die Serie sich in ihrer Jubiläumsfolge auf das zurück besinnt, was sie zu ihren Anfängen ausgemacht hat: Anfänger, die keine Ahnung von Skalpellen oder OPs haben, geheime Liebesaffären in Bereitschaftszimmer, Konkurrenzkämpfe zwischen den Ärzten, Ärzteliebeleien- und freundschaften. Und natürlich ein erstklassiger Soundtrack. Und wie so oft in den letzten Jahren, wenn wir an die Anfänge der Serie erinnert werden, ertönen im Hintergrund auch wieder die altbekannten Lieder, wie "Keep Breathing" oder "Portions for the Foxes". Dass man tatsächlich aber auch das alte Intro wieder eingebaut hat, hätte ich nicht erwartet und über diese Überraschung habe ich mich sehr gefreut.

Für mich macht die Serie schon länger nicht mehr das Liebesdrama aus und ich bin schon lange nicht mehr ein großer Shipper der Paare, die uns präsentiert werden: Die Freundschaften sind für mich das Herz und die Seele der Serie. Und so ist es kein Wunder, dass wir an die wichtigste Freundschaft der ersten Staffeln erinnert werden, nämlich die Freundschaft der ursprünglichen Anfänger der Serie. Dadurch werden wir in dieser Folge mit den Izzie, George und Cristina – Doppelgängern konfrontiert, die nicht nur äußerlich, sondern auch charakterlich diese drei Figuren repräsentieren, darüber hinaus fast noch gleiche Namen haben und als i-Tüpfelchen Assistenzärzte am Seattle Pres sind:

Liza ist optimistisch, sieht das Gute in allen Dingen und ist zu allem Überdruss, wie Izzie einst als Teenager, schwanger. Alex wird durch sie mit seiner Vergangenheit mit Izzie konfrontiert und die Szenen, in der eine teils belustigte, teils leicht irritierte Jo Alex dabei zusieht, wie er mit Liza umgeht, haben mir sehr gut gefallen. Wie Alex Liza vom Boden hebt, so wie er einst Izzie von Dennys Bett hob, war dazu eine schöne Referenz an das berühmt-berüchtigte Serienfinale der zweiten Staffel. Es war auch schön zu sehen, wie Jo Alex es freigestellt hat, Izzie anzurufen, aber auch, dass Alex sich ein Bild von Izzies Leben gemacht hat und dieses nicht zerstören will. Und sind wir mal ehrlich: Alex' Fantasie hört sich verdammt nach Izzie an, wie wir sie kennen und ich hoffe wirklich, dass Alex recht hat. Alex hat wohl dieses Kapitel endgültig hinter sich gelassen und das freut mich sehr – vor allem, weil seine Beziehung zu Jo so stabil wie noch nie zu sein scheint.

Georges Double heißt Greg und wird von Cleo, Cristinas Double, immer wieder als "dumm" bezeichnet. Beide stecken sie in einem Achterbahnwagen fest – eine deutliche Anspielung an die Folge #2.06 Zugunglück, die wohl mit einem der berührendsten Patientenfälle auffuhr, nämlich die beiden Menschen, die mit einer Zugstange verbunden waren. Greg macht sich große Vorwürfe, schließlich war der Ausflug seine Idee und er bekommt Angst, als er hört, dass George gestorben ist. Auch Webber und Bailey werden hier mit ihren Erinnerungen konfrontiert, war George wohl als Webbers Assistent und Baileys Geburtshelfer ihr Liebling unter den ursprünglichen Anfängern. Insbesondere die Szenen, in denen Bailey eine Träne verdrückt oder Webber sie darauf einschwört, diesen O'Malley zu retten, konnten mich berühren.

Cleo ist vorlaut, unsensibel, arrogant und sagt, dass sie zu vielversprechend sei, um früh zu sterben – sie will so werden wie Meredith oder Jackson, in denen sie ihre Vorbilder und Idole erkennt. Erst will sie nichts von ihrer Ähnlichkeit zu Cristina hören (ihr hätte wohl jemand sagen sollen, dass sie aussehe wie die berühmte Cristina Yang, dann hätte sie sich nicht so beschwert), dann beschwört sie Meredith, sie zu retten, wie sie Cristina retten würde. Die Freundschaft von Meredith und Cristina ist wohl das, was die Fans am meisten vermissen – die Dialoge, die Wortgefechte, die Szenen, in denen die beiden so verschlossenen Frauen sich einander geöffnet haben. So hat mir das Gespräch mit April großartig gefallen, als Meredith deutlich gemacht hat, dass Cristina die einzige ist, die weiß, wie sehr sie den Harper Avery gewinnen will oder auch als sie Owen beweisen will, dass Cleo Cristina ähnlich sieht, dieser aber meint, es gäbe nur eine einzig wahre Cristina Yang. Das Highlight ist aber natürlich das Telefonat von Meredith, Alex und Cristina am Schluss der Folge, wieder vereint in dem Tunnel, in dem sie einst als Anfänger immer saßen.

Die Anspielungen auf Derek sind kurz, aber prägnant: So sehen wir Meredith und Alex am Anfang auf einer Fähre in Seattle stehen, auf welcher Meredith mit Derek spricht und ihm von dem Harper-Avery-award erzählt. Ein kurzer, aber eindeutiger Hinweis, wie sehr Meredith Derek liebt. Und Amelia rettet einem Mann das Leben, indem sie in ihm Derek wiedererkennt und ein Kopf-CT gegen Owens Wunsch in dessen OP veranlasst, was einst bei Derek nicht geschah und ihm das Leben kostete. Vielleicht sind manche Fans nun darüber enttäuscht, dass es nur wenige Szenen gab, die sich mit Derek direkt auseinandergesetzt haben, aber da die letzten Staffeln sich stark um den Verlust um Derek gedreht haben, fand ich Amelias und Merediths kurze Erinnerungen absolut passend.

Ähnlich ging es mir auch mit den Szenen, die an Mark gerichtet waren. Wie Arizona von Mark und ihrer Freundschaft berichtet hat, war einfach, aber sehr schön, da die Freundschaft der beiden tatsächlich über die Jahre hinweg gewachsen war und mich stets begeistern konnte. Dazu fand ich es super, dass Arizona von ihren Ängsten als Mutter berichtet hat und wir diese auch im Streichen des Zimmers erkennen konnte – mit Sofias Rückkehr wird sich auch einiges in Arizonas Leben wieder verändern müssen. Es war schön, diese Rückkehr auch miterleben und Sofia wieder sehen zu dürfen, die sofort Callie vermisst, worin Arizona ihr zustimmt. Der Schwenk der Kamera auf das Bild von Sofia mit ihren drei Eltern war abermals ein Schlag in die Magengegend: Diese Folge ist schlichtweg oft zu emotional, um sie in Worte fassen zu können.

Und Meredith hat es tatsächlich geschafft: Sie hat den Harper-Avery-Preis gewonnen! Es wäre auch zu enttäuschend gewesen, wenn sie ihn nicht gewonnen hätte – nach dem Fiasko um Cristina war es an der Zeit, dass endlich jemand diesen Preis mit nach Hause nimmt. An dieser Storyline gefällt mir einfach alles: Meredith, die sich entscheidet, nicht nach Boston zu fahren und sich lieber um ihre Patienten kümmert, Catherine, Jackson, Maggie und Zola, die alle gemeinsam mit Meredith fahren wollen und auf sie warten wollen und natürlich die Szene von Zola und Maggie, in denen die beiden über den Verlust ihres geliebten Elternteils reden – eine Szene, die mich zum Weinen gebracht hat. Und dieser Weinkrampf hörte danach nicht mehr auf: Schließlich kommt die komplette Belegschaft in Merediths OP-Saal und fiebert mit ihr mit und als Meredith dann offiziell den Preis erhielt, brachen alle Dämme bei mir: Denn die Szene, in der Jackson Meredith Tribut zollt, über ihr Leben redet, Lexie, Derek und Ellis als Merediths Verluste erwähnt und beschreibt, wie sehr Meredith ihn beeinflusst und inspiriert hat, hätte wohl von jedem "Grey’s-Anatomy"-Fan sein können: Wir haben Meredith über 14 Jahre lang verfolgt, wie sie gekämpft und gelitten hat, wie sie verloren hat und wieder aufgestanden ist. Nun ist sie an dem Höhepunkt ihrer Karriere, einem der Meilensteine ihres Lebens angelangt. Die Meredith, die einst im Piloten sagte "My mother was one of the great. But me? I'm kinda screwed." ist erwachsen geworden und hat ihr Potenzial und ihr Talent vollends ausgeschöpft. Dass sie Ellis im Publikum, gleich hinter Zola, dann auch noch sieht, die ihr stolz applaudiert, demonstriert, wie viel sich Meredith in den letzten Jahren entwickelt hat und wie sehr sie gereift ist. Für mich eindeutig der schönste Augenblick in dieser Folge und vermutlich auch einer der ganzen Serie.

Kurze Eindrücke

  • Welche Anspielungen haben denn gefehlt? Burke wurde kurz erwähnt, Lexie ebenso (diese Anspielung hätte meiner Meinung nach durchaus länger ausfallen können), Teddy und Leah kehrten vor kurzem zurück und Nathan und Stephanie stiegen erst vor kurzem aus der Serie aus. Von Addison haben wir schon lang nichts mehr gehört, was vor allem wegen Amelia doch schade ist, und Erica Hahn und Shane werden weiterhin totgeschwiegen.
  • Die neuen Anfänger werden bis jetzt sehr behutsam eingesetzt, was mir auch so gefällt und so beibehalten werden kann. Bis jetzt ist mir die Blonde am sympathischsten – vor allem im Zusammenspiel mit Glasses, der mit seiner Tollpatschigkeit durchaus auch als George-Verschnitt durchgehen könnte.
  • April ist die einzige, die in dieser Staffel keine wirkliche Storyline hat und nicht wirklich was zu tun bekommt. Ihre Minderwertigkeitskomplexe, die sie in dieser Folge offenbart, passen eher zur April der früheren Staffeln, und hätten vor allem nicht vor einem Anfänger geäußert werden sollen. Ich hoffe wirklich, dass sich das ändert und wir April endlich wieder in Aktion erleben dürfen.
  • Owens und Amelias freundschaftlicher Umgang gefällt mir ziemlich gut, doch an die Kombination Carina und Owen muss ich mich wohl noch gewöhnen. Carina an sich ist mir eigentlich immer noch sympathisch, sie sollte aber nicht auf die Rolle der Femme Fatale reduziert werden.
  • Ein erster Schritt ist dafür bereits getan, denn sie zeigt sich von einer sehr fürsorglichen Seite bei Andrew, als dieser mit seinen Problemen bezüglich Sam zu ihr kommt. Was ich von den beiden halten soll, kann ich bis jetzt nicht sagen. Anscheinend verbindet sie keine glückliche Vergangenheit miteinander und sie beide wiederholen stetig, dass sie nicht "gut" füreinander seien. Dennoch könnte die Geschichte durchaus Potenzial haben.
  • Eines meiner kleinen Highlights dieser Folge war Zola, von deren Charakter wir in dieser Staffel immer mehr erfahren. Als zukünftige Neuro-Chirurgin weiß sie bereits, wie das Ärzteleben aussieht und kann einzelne Blutbahnen voneinander unterscheiden. Gerade in der Kombination mit Maggie fand ich sie super. Mehr davon bitte!
  • Das einzige, was mir diese Folge etwas madig macht, ist das Hin und Her zwischen Bailey und Ben bezüglich Bens neuster Karrierewünsche. Das war zwar zu erwarten und Baileys Reaktion ist für mich leichter nachzuvollziehen als damals in Staffel 10, dennoch sind das die einzigen Momente gewesen, die mir nicht gefallen haben – Bailey kommt dabei einfach nicht sympathisch rüber.

Fazit

Eine Jubiläumsfolge, wie man sie sich wünscht. Diese Folge kann die Stärken der Serie so gut wie sonst nur selten präsentieren, sie berührt und lässt in Erinnerungen schwelgen, gleichzeitig schafft sie Raum für neue Storylines und bringt großartige Entwicklungen hervor. So kann es gerne noch 300 Folgen weitergehen.

Lux H. - myFanbase

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