Bewertung

Review: #14.19 Dreamer-Status

Foto:

Die Ärzte des Grey + Sloan Memorial Hospital halten wirklich zusammen wie Pech und Schwefel: Sei es Webber, um den sich rührend gekümmert wird, Matthews Tochter Ruby, die gleich von drei Ärzten behandelt wird oder auch Alex' Patientin Kimmie, für die er und Amelia bis zum Schluss kämpfen. Dabei zeigen sich insbesondere Meredith und Bailey von ihrer besten Seite, als sie versuchen, Sam Bello vor der Abschiebung zu bewahren.

Dreamer

Erneut fassen die Autoren ein gesellschaftlich umstrittenes und höchst brisantes Thema ins Auge und verwenden dabei das Schicksal einer Ärztin, um dieses darzustellen. Die Dreamer, welche die Kinder illegaler Immigranten in den USA sind, leben unter der Regierung Trumps unter der ständigen Angst, zurück in ihre Heimatländer deportiert zu werden – trotz der Tatsache, dass sie sich in den USA ein Leben aufgebaut haben, trotz der Tatsache, dass sie ihr Bestes geben, nicht aufzufallen oder das Gesetz zu brechen. Und so hat auch Sam ihr Leben lang versucht, keinen Fehler zu machen und nirgendwo aufzufallen, während sie gleichzeitig in den USA studierte und lebte. Nun ist ihr Immigrationsstatus gefährdet, wegen einmaligen Fahrens über eine rote Ampel. Es ist ein krankes System, das uns in dieser Folge präsentiert wird, ein System, das nicht einmal der Agent des Immigrationsamts, der sich Sams Fall angenommen hat, noch nachvollziehen und gutheißen kann. Es wird ein düsterer Blick auf die momentane Situation in den USA geworfen und auch wenn Owen kurz an Gesetzestreue appelliert – die Ärzte bilden eine gemeinsame Front gegen Trumps USA und kämpfen für Sam.

Bailey hält den Agenten auf, indem sie ihn erst zur Ablenkung, später aus aufrichtiger Sorge, medizinischen Tests unterzieht, da seine Arterien verstopft sind, woraufhin ihn Maggie operiert. Amelia bittet Owen um Hilfe und will Sam bei Megan verstecken. Jo gibt Sam Tipps, wie sie ihren Tod vortäuschen kann, was einen herrlich skurrilen Charakter hatte. Meredith verlässt Sams Seite nicht ein einziges Mal und täuscht eine OP vor, um Zeit zu schinden und findet schlussendlich die Lösung, indem sie Sam eine Stelle in Cristinas Krankenhaus in der Schweiz verschafft. Damit ist Sam zwar gerettet, doch sie muss die USA und damit ihren Freund Andrew verlassen. Das ganze Krankenhaus steht hinter ihr, hält ihr den Rücken frei und gerade Meredith, die mit Sam sämtliche Möglichkeiten durchgeht, gefällt mir hier besonders. Nach ihrem Einsatz für Jo kämpft sie nun wieder für eine junge Kollegin, ist erneut diejenige, die sich gegen Ungerechtigkeit einsetzt. Meredith ist in der Serie zum Gesicht für soziale Gerechtigkeit avanciert.

Das Problem an dieser Storyline ist: Wir kennen Sam kaum. Dies ist die erste Folge, in der wir sie wirklich kennenlernen, wirklich einen richtigen Eindruck von ihrem Leben und ihrem Weg gewinnen. Zuvor hat sie sich bloß durch ein nerviges Hin-und Her mit Andrew (das zugegebenermaßen in den letzten Folgen doch ein paar süße Szenen beinhaltete) und eine Schwärmerei für Neurochirurgen hervorgetan; sie blieb relativ blass und hat mich zum Teil sogar eher genervt als begeistert. Nun wird ein Großteil der Folge auf ihre Rettung fokussiert, wobei man als Zuschauer eigentlich für sie mitfiebern sollte. Doch im Gegensatz zu Jo oder Bailey, die sich in dieser Staffel in ähnlichen Situationen wiederfanden, funktioniert das leider einfach nicht. Klar, die gemeinsamen Szenen mit Andrew sind zwar schön mit anzusehen und gerade Andrews Verzweiflung geht einem nahe, doch einen bleibenden Eindruck hat Sam nicht hinterlassen. Es ist schön, dass diese Geschichte eine Art Happy End hat, doch es ist nicht wirklich Sams Schicksal das hierbei berührt, sondern eher das Engagement ihrer Kollegen.

Was noch so passiert ist…

Bei Maggie und Jackson ist das Hin und Her zurückgekehrt, wodurch diese Storyline wieder anstrengend und nervig geworden ist. Maggies Reaktion auf das Intermezzo zwischen April und Jackson ist zwar verständlich, doch ihre Versuche, Jackson zu ignorieren und ihm aus dem Weg zu gehen, sind einfach nur kindisch. Wenn sie ernst genommen werden will, so wie sie es am Ende betont, muss sie sich auch dementsprechend verhalten, und nicht, wie Jackson es schön ausdrückt, weiterhin Gründe finden, warum sie nicht mit ihm zusammen sein kann. Da die beiden ihren Streit daraufhin begraben und zum ersten Mal miteinander schlafen, scheint das zwischen den beiden nun offiziell zu sein. Japril-Shipper, ich glaube, so langsam müsst ihr eure Hoffnungen aufgeben.

Denn auch Matthew ist zurück, in Sorge um seine kranke Tochter, um die sich gleich drei Ärzte kümmern. Da zu viele Erinnerungen an Arizona haften, übernimmt Owen den Fall, woraufhin die Freundschaft zwischen Owen und Arizona, die bereits in der letzten Folge gute Momente aufwies, erneut begeistern konnte. Doch hier steht natürlich Aprils Engagement im Vordergrund – zwar ist ihr Herumlungern an Rubys Krankenzimmer ein Hauch zu viel, aber schließlich hat sie die richtige Idee, wie Ruby geholfen werden kann. Dazu deutet die Szene zwischen Matthew und April in der Kapelle auf eine Annäherung und eine neue Vertrautheit zwischen den beiden Ex-Verlobten hin. Da die beiden sich nun wieder an einem ähnlichen Punkt in ihrem Leben befinden und sowieso stets ähnliche Ziele für ihre Leben hatten, kann ich mir durchaus vorstellen, dass April ihr Happy End mit Matthew findet. Es würde mich ganz ehrlich freuen.

Arizona hingegen findet einen praktischen Weg, um die Müttersterblichkeit zu reduzieren: Notfallwägen. Das Argument, die Geburt wie ein Trauma zu behandeln, leuchtet mir durchaus ein, aber ich hätte mir hier tatsächlich mehr chirurgische Innovation statt Pragmatik gewünscht. Die Beziehung von Carina und Arizona hat jedoch wieder tolle Momente: Carina nimmt Arizonas Sorgen ernst, gibt ihr aber auch verstehen, dass sie es ein wenig übertreibt, lobt aber Arizona schlussendlich auch für ihre Lösung. Dazu lässt sich die Kuss-Szene deuten, als würden die beiden so langsam ihre Beziehung in noch ernstere Gefilde schiffen lassen – auch wenn Carina nie eine wirklich ernste Beziehung hatte, auch hier deuten die Zeichen Richtung Happy End.

Owen gefällt mir in dieser Folge richtig gut, denn endlich tut er das, was er schon seit fast sieben Staffeln (!) wollte: Er will ein Kind adoptieren. Erstmals sucht sich Owen nicht eine Frau, die er dafür verantwortlich macht, ihm diesen Wunsch zu erfüllen, sondern erfüllt ihn sich selbst. So wird Owens Irrfahrt in den letzten Folgen doch tatsächlich noch zu einer Entwicklung, die seine Storyline doch wieder interessanter gestaltet.

Ein bisschen Traurigkeit findet sich in dieser Folge jedoch auch wieder: So verlässt Kimmie gegen Alex' Rat das Krankenhaus. Ihre Beweggründe sind nachvollziehbar und ihr Schicksal rührt an, doch dafür, dass diese Storyline doch so oft im Fokus der letzten Folgen stand, war dieser kurze indirekte Abschied über Jo doch etwas schade. Es bricht natürlich Alex' Herz, dass er Kimmie nicht retten konnte, aber hier kommt Jo ins Spiel, die sich wieder von ihrer besten Seite zeigt: Liebevoll kümmert sie sich um ihn und sagt ihm, dass sie wegen seines Engagements für Kimmie nun Kinder mit ihm will und seinen Namen annehmen will. Die beiden haben sich in dieser Staffel tatsächlich zu meinem Lieblingspärchen entwickelt und ich freue mich unglaublich über das Glück der beiden – auch hier scheint ein Happy End zum Greifen nahe.

Doch am Horizont tauchen dunkle Wolken auf – oder sollte ich eher sagen, dass es Harper Averys Geist ist, der aus seinem Grab heraus die Ärzte verfolgt? Eine Ärztin, die eine ähnliche Methode wie Amelia entworfen hat, will nicht mit ihr kooperieren, sobald sie hört, dass diese an einem Harper-Avery-Krankenhaus ist. Sie hat eine Verschwiegenheitserklärung unterzeichnet, welche ihr verbietet, über ihre Gründe diesbezüglich zu reden. Jackson kümmert sich Amelia zuliebe darum, wirbelt aber einigen Staub auf, der laut Catherine alles zerstören könnte. Klar, Catherine hätte ihm auch einfach die Wahrheit sagen können, aber wo bliebe sonst das Drama? Dies scheint wohl die Storyline sein, die uns zum Ende dieser Staffel am meisten beschäftigen wird.

Fazit

Alles in allem eine solide Folge, die ein hoch brisantes Thema behandelt, welches einen noch tieferen Eindruck hinterlassen hätte, wäre eine Figur im Vordergrund gestanden, mit der die Zuschauer mitfiebern und -leiden können. Abgesehen davon hat jede Figur gute Momente und insbesondere die Entwicklungen um Alex, April und Owen können begeistern.

Lux H. - myFanbase

Die Serie "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" ansehen:


Vorherige Review:
#14.18 Gebündelte Kraft
Alle ReviewsNächste Review:
#14.20 Dankes-Kekse

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier mit anderen Fans von "Grey's Anatomy" über die Folge #14.19 Dreamer-Status diskutieren.