Bewertung

Review: #19.04 Traumatraining

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Natürlich kommt eine Halloween-Episode nicht ohne Kürbisse, Süßigkeiten und Verkleidungen (Shout-Out an dieser Stelle an Bailey!) aus. Trotzdem sind es vielmehr die Geister der Vergangenheit, die die Charaktere verfolgen und damit die Folge prägen.

Der Geist der glücklichen Beziehungen und verpassten Chancen

Auf den ersten Blick scheinen Teddy und Owen wieder zueinander gefunden zu haben. Die Zeit der offen ausgetragenen Streitigkeiten ist vorbei, man sieht sie wieder als Paar. Trotzdem sind es die kleinen Momente, die Details, die so dahingesagten Kommentare, die einem mehr als deutlich aufzeigen, dass hier der Schein trügt. Denn die Beziehungsratschläge, die sie den anderen geben, sagen mehr über sie selbst als alles andere. Zum Beispiel Teddy, die Link rät, bloß nicht seine Freundschaft mit Jo aufs Spiel zu setzen, weil er damit alles kaputt machen kann. Zwar spielt sie damit in erster Linie darauf an, dass Owen ihr früher als beste Freundin von seinen Aktivitäten mit den Veteranen erzählt hätte, trotzdem spricht es Bände über ihre Beziehung und klingt einfach nur nach Bedauern über den getanen Schritt. Ebenso deutlich wird Owen an anderer Stelle mit Winston, dem er rät, weiter an der Liebe festzuhalten, damit diese sich nicht in Abneigung verwandelt. Eigentlich ist damit doch alles gesagt. Da bringt auch die auf den ersten Blick nette Szene zwischen den beiden nichts, in der sie sich an eine schöne Geste Owens aus ihrer Vergangenheit erinnern. Denn genau das ist ja das Problem an der Sache: Die Vergangenheit. Auch wenn die beiden es sich vermutlich noch nicht eingestehen wollen und lieber noch weiter das Paar spielen, ich kann mir nicht so recht vorstellen, wie sie bei diesen Gefühlen füreinander noch eine gemeinsame Zukunft haben sollen.

Immerhin scheinen sie zumindest Winston und Link zum Nachdenken gebracht zu haben. Winston zum Beispiel liebt Maggie, da gibt es für ihn kein Zögern oder Zweifeln. Trotzdem kommt er mit der jetzigen Situation nicht zurecht, was ich auch absolut nachvollziehen kann. Man kann nicht den ganzen Tag aufeinander hocken, besonders dann nicht, wenn auch noch ein Machtgefälle auf der Arbeit hinzukommt. Schon in den letzten Folgen hat man gemerkt, dass beide damit nicht glücklich werden, umso erleichterter bin ich, dass Winston nun seine Konsequenzen gezogen hat: Er wechselt Fachrichtung. So haben er und Maggie im Job weniger direkt miteinander zu tun und es scheint eine recht simple Lösung zu sein, mit der beide gut leben können. Gleichzeitig hätte es aber sicher auch nicht geschadet, Maggie in seinen Denkprozess einzubeziehen, als sie einfach vor vollendete Tatsachen zu stellen, aber vielleicht wollte Winston ja nicht, dass sie sich schlecht fühlt.

Bei Link ist die Sache nicht so eindeutig. Immerhin weiß er selbst, was auf dem Spiel steht, und möchte auf keinen Fall Jo verlieren. Doch es ist offensichtlich, dass Link Gefühle für Jo hat. So offensichtlich, dass ich mich frage, ob Jo das echt nicht mitbekommt, oder einfach nur nicht mitbekommen möchte. Ich bleibe bei meiner anfänglichen Einschätzung, dass ich es schade fände, wenn man die Freundschaft der beiden zwanghaft in eine Beziehung verwandeln muss. Einfach, weil es gutgetan hat, zwei Charaktere zu haben, die nur miteinander befreundet sein können, ohne dass mehr daraus entstehen muss. Nachdem der Zug nun aber endgültig abgefahren zu sein scheint, muss ich mich wohl mit dem Gedanken anfreunden, die beiden als Paar zu sehen. Das ist zumindest um Weiten besser als diese leicht unangenehme Stimmung, in der immer mehr mitschwingt. Hoffentlich erwidert Jo seine Gefühle, denn es wäre schrecklich schade, wenn man die Beziehung der beiden (platonisch oder mehr) zerbrechen lässt.

Der Geist der Fehler der Vergangenheit

Es ist Trauma-Trainings-Tag am GSMH und dieses Mal hat man weniger Wert auf eindrucksvolle Bilder gelegt (man erinnere sich an die Wasserschlacht aus Aprils Jahrgang) und dafür die Zusammenarbeit der Anfänger in den Fokus gesetzt. Waren diese am Anfang noch recht egoistisch unterwegs und wollten unbedingt die ersten an der Leiche sein oder alleine Eingriffe durchführen, so wandelt sich dies im Laufe der Folge zu einem Team, das gemeinsam die Person "retten" kann. Bei den persönlichen Details, die dabei über einige der Assistenzärzt*innen bekannt wurden, ging es wohl hauptsächlich darum zu zeigen, dass sie sich einander nun mehr öffnen als zu Anfang. Lucas kann dabei weiter Sympathiepunkte sammeln, indem er sich nicht für die OP meldet, sondern stattdessen vorschlägt, dass sie alle doch vielleicht teilnehmen können. Das zusammen mit Simone, die sich am Ende traut, den anderen zu sagen, dass sie die Person auf dem Video war, und die positive Reaktion der anderen, hat deutlich gezeigt, dass aus dem bunt gemischten Jahrgang inzwischen eine Gruppe geworden ist. Es sind genau diese Szenen, die mich nach wie vor völlig von dem Neustart mit einer kompletten Anfängergruppe überzeugen.

Parallel dazu hat man aber auch Levi nicht vergessen, was meiner Meinung nach mindestens genau so wichtig war. Denn dass der mit seiner neuen Rolle (verständlicherweise) überfordert ist, war ihm schon in den letzten Folgen deutlich anzumerken. Zum Glück hat Richard hier erneut sein Gespür, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, bewiesen und konnte einschreiten, bevor Levi sich völlig überarbeitet. So ganz verstehe ich zwar nicht, wie die Ärzt*innen die zusätzliche Zeit für "kleinere" Aufgaben finden sollen, aber vielleicht wird das auch nur als Zwischenlösung verwendet, bis Ersatz gefunden wurde (vielleicht ja auch Taryn?). Auf jeden Fall konnte Richard wieder als Mentor überzeugen, dem das Ausbildungsprogramm sehr am Herzen liegt und der es diesmal richtig angehen möchte.

Immer mehr jenseits des Krankenhauses spielen sich derweil Merediths Szenen ab und es wird dabei immer klarer, wie genau man Ellen Pompeos geringe Episodenanzahl wohl verpacken wird. Zola tut sich nach wie vor schwer, sich im Alltag zurechtzufinden und die Suche nach einer passenden Schule läuft auch nicht gut. So wird es wohl darauf hinauslaufen, dass sie Seattle verlassen werden, um eine geeignete Förderung für Zola zu ermöglichen. Meredith wird im Gegensatz zu ihrer Mutter ihre Familie vor die Karriere stellen und eigentlich ist sie ja sowieso nur geblieben, um das Krankenhaus zu retten. Auch Nick zeigt sich weiterhin absolut verständnisvoll für die ganze Situation und scheint kein Problem damit zu haben, dass Zola ihren gemeinsamen Hotelabend torpediert. Wobei ich gestehen muss, dass mir die Szenen im Hotelzimmer für "Grey's"-Standards eh etwas zu züchtig waren, aber in dieser Hinsicht ist man bei Meredith und Nick ja sowieso zurückhaltend. Vielleicht ist das auch einer der Gründe, warum ich die tiefe Verbindung der beiden zwar spüre, sie aber nicht wirklich als Liebespaar wahrnehme.

Fazit

Auch wenn es für Halloween eine sehr ruhige Episode war, konnten die kleinen Momente zwischen den Charakteren umso lauter sprechen. So stehen uns wohl einige Veränderungen bevor. Merediths vermutlich baldiger Weggang, das langsame Ankommen und Zusammenfinden der Assistenzärzt*innen sowie die Bewegungen in gleich mehreren der zentralen Beziehungen der Serie werden sicherlich die nächsten Folgen prägen.

Denise D. - myFanbase

Die Serie "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" ansehen:


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