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Review: #19.17 Alles oder nichts

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Es scheint fast so, als hätte man #19.17 Come Fly With Me genutzt, um verschiedene Handlungsstränge anzustoßen, die in letzter Zeit etwas festgefahren erschienen oder einfach nicht von der Stelle kamen. Seien das nun die Nachwirkungen von Maggies Weggang, Lucas' chaotisches Verhalten, Mikas Stress, Links missglückte OP oder aber auch ganz tief gegraben Taryns Jobwechsel.

Schon seit Wochen lamentiere ich jetzt, dass man Link doch endlich mal wieder einen Sieg gönnen soll. Der kommt nun endlich, endlich in Form von Sam – zumindest will ich jetzt so optimistisch sein und davon ausgehen, dass dieses Mal alles gut geht. Auf jeden Fall war das eine Operation, die Links Rückkehr zu den Siegern völlig würdig war. Ein bisschen wurde das Ganze allerdings davon gedämpft, dass Link mehr oder weniger gegen seinen Willen zu dieser Operation gezwungen wurde. Super Chirurg hin oder her, so ein Erlebnis wie das mit Tank prägt einen, besonders wenn man von überall Zweifel über die eigene Leistung zu hören bekommt. Kein Wunder also, dass Link lieber den sichereren "life over limb"-Weg wählen wollte. Dementsprechend wütend war ich anfangs auch über Owens plötzliches Vorpreschen während der Konsultation mit Sam. Link hatte seine Einwände gegen die riskantere Operation bereits vorher dargelegt und anstatt nochmal mit ihm unter vier Augen zu reden, wählt Owen hier die öffentliche Variante – wohlwissend wie der actionliebende Sam entscheiden würde. Link hier dermaßen zu überfahren war unangebracht und unkollegial. Dabei bleibe ich auch, doch immerhin wird das Ganze ein bisschen dadurch gedämpft, dass man im Laufe der Folge merkt, dass Owen eben nicht nur aus Eigeninteresse so agiert hat, sondern sein Vertrauen in Links Fähigkeiten zeigen wollte. So blieb Link nun nichts anderes übrig, als sein ganzes Können unter Beweis zu stellen. Und das hat er. Nicht zuletzt auch dank Jos Hilfe, die sich wieder von ihrer hilfsbereiten Seite zeigt und genau weiß, wie sie Link aus seiner Panikspirale ziehen und auf das Ziel fokussieren kann. Ebenso wichtig war die Szene zwischen Link und Simone, die beide noch mit Tanks Tod zu kämpfen haben und hier ehrlich ihre Gefühle und Sorgen darlegen konnten. Ich bin ja mal gespannt, wie lange wir mit Sam als Patient zu tun haben werden, da gibt es ja sicherlich einen längeren Klinikaufenthalt und Nachuntersuchungen. Denn war das nur ein zufällig eingeworfener Flirt von Sam und Jo? Da kommt wohl Konkurrenz für Link angeflogen!

Abgesehen von Link ist Mika wohl die Gewinnerin der Episode. Und meine Güte – sie hat es verdient. Da denkt die Arme die ganze Zeit, dass sich ihre Chefs treffen, um ihren Rausschmiss zu beschließen und dabei werden die erstmal mit der Realität des modernen Assistenzarzt-Daseins konfrontiert. Natürlich haben Richard und Co. die Zeiten von Geldproblemen und Instantnudeln schon lange hinter sich gelassen, trotzdem war ihre anfängliche Verteidigung des Assistenzarzt-Alltags doch ein Sinnbild dafür, wie es in viel zu vielen Berufen läuft. Die Vorgesetzten erinnern sich zurück an eine Zeit, die teilweise schon Jahrzehnte zurück liegt und hängen an Praktiken, die mindestens ebenso lange schon überholt und unpassend sind. Klassisch dem Motto: Wir hatten es doch auch nicht leichter. Als dann aber Geschichten ausgetauscht werden, sei es nun der Alltagssexismus, den sich die Ärztinnen immerzu anhören konnten, sich eben keine ordentliche Mahlzeit leisten zu können oder Bailey, die nicht zur Beerdigung ihrer Verwandten gehen durfte, da wird ihnen plötzlich klar, dass das nicht nur Schwelgen in alten Erinnerungen ist. Nein, ihre Behandlung damals war genauso falsch, wie sie es heute ist. Nur, dass sie jetzt eben in Machtpositionen sitzen und etwas am System ändern können. Es muss wahrlich nicht jeder Wunsch der Assistenzärzt*innen erfüllt werden, aber dass sich die Zeit für eine Umfrage genommen wurde, gemeinsam diskutiert wurde und nun auch echte Konsequenzen gezogen und direkt umgesetzt wurden - das ist der richtige Weg. Toll, dass Mika gleich davon profitieren kann (die Träne, die ihr da die Wange runterlief, als sie realisiert hat, dass sie nicht ihren Job verliert – ich habe es so mitgefühlt). Noch toller, dass Richard selbst nochmal in sich geht und mit seinem neuen Verständnis Taryn einen erneuten Besuch abstattet. Denn auch das ist eine Storyline, die jetzt so lange nebenherlief und man sich immer dachte, hey, da muss doch jetzt mal was passieren. Siehe da, jetzt ist es wohl soweit!

Völlig aus dem Nichts wiederum kam der neue Handlungsstrang von Lucas. Schon seit wir ihn kennengelernt haben, wirkte er immer etwas chaotisch, kam zu spät, hat Aufgaben verplant. Irgendwie habe ich das einfach so hingenommen. Ebenso wie Lucas, der von Nicks so dahingesagtem Kommentar über seine ADHS-Medikation komplett überfahren wurde. Klar, es gibt absolut Sinn, die Symptome passen und es kommt doch total unerwartet. Zum Glück folgte gegen Ende der Folge noch eine Fortsetzung ihres unterbrochenen Gespräches, während dem Nick überhaupt erst klar wird, dass er Lucas mit seiner Annahme komplett überrascht hat. Nachdem ADHS eine Erkrankung ist, die doch recht viele Menschen betrifft, bin ich sehr gespannt darauf zu sehen, wie es hier weitergeht. Das wäre außerdem eine Möglichkeit, Nick jenseits seines Jobs etwas mehr in die Serie einzubinden und hier eben eine echte Mentorenbeziehung mit Lucas aufzubauen. Hoffentlich weiß man dieses Potential zu nutzen.

Randnotizen:

  • Toll, dass Jules und Simone sich jetzt besser kennenlernen und eine Freundschaft aufbauen. Nachdem es bei Jules gerade eh nicht so toll läuft, sei das jetzt Max, die krank ist, oder Benson, der sich anderweitig orientiert – sie kann die Ablenkung gut gebrauchen und eine Freundin noch dazu.
  • Amelia scheint sich Addisons Worte zu Herzen genommen zu haben und hat sich aus ihrem dunklen Loch befreit. Ein Glück, denn in der letzten Folge hat man nur eine sehr hässliche Version von ihr gesehen. Ihre Entschuldigung bei Mika verlieft reibungslos, wobei hier auch offensichtlich war, dass es nicht an Mika lag. Bei Winston - naja. Hier bedarf es wohl etwas Zeit, waren Amelias Worte ihm gegenüber doch um einiges härter und persönlicher. Trotzdem freut es mich ungemein, dass die optimistischere Amelia zurück ist. Auch wenn Caterina Scorsone eine phänomenale Schauspielerin ist und Amelias Emotionen unglaublich darstellt, bin ich froh, wenn wir sie nicht wieder völlig am Boden erleben müssen.

Fazit

Einige der Geschichten wurden etwas holprig aufgebaut, nur um am Ende doch noch zum richtigen Ziel zu führen. Link, dem von Owen die riskante Operation an Sam aufgedrängt wurde, und letztlich erfolgreich war. Das Meeting über die Arbeitsumstände der Assistenzärzt*innen, das erst einmal durch jahrzehntelang erhaltene "Das war doch schon immer so"-Mentalität waten musste, bevor die nötigen Schritte eingeleitet wurden. Man merkt, dass man sich langsam dem Finale der Staffel nähert. Einige alte Handlungsstränge werden endlich aufgeräumt, allen voran wohl Taryns (mögliche? sichere??) Rückkehr. An anderen Stellen entsteht Potential für neue Geschichten.

Denise D. - myFanbase

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