Review: #7.19 Ein langer Weg zurück
Zurück zur Normalität. Nach der Musical-Episode, die in Fankreisen erwartungsgemäß sehr unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen hat, geht es nun in gewohnter Manier weiter. Wir werden auch nicht lange auf die Folter gespannt, wie der Name von Callies, Arizonas und Marks Baby lautet, das unter so dramatischen Umständen zur Welt gekommen ist: Sofia Robbin Sloan Torres. Dass alle drei Familiennamen enthalten sein würden, hatte ich schon erwartet, allerdings habe ich mit Sloan als Hausnamen gerechnet. Der Vorname Sofia gefällt mir jedenfalls für dieses Baby richtig gut.
Zu Beginn dieser Folge ist Sofia eine Woche alt und noch nicht über dem Berg. Auch Callie ist weiterhin ans Bett gefesselt und darf ihre Tochter nicht besuchen, was selbstverständlich eine Qual für sie ist. Wie sich die Assistenzärzte - Cristina, Meredith, Alex, Jackson, Lexie und April - dann verbünden, um Callie heimlich an den Oberärzten vorbei auf die Kinderintensivstation und damit in Sofias Nähe zu bringen, ist klasse. In der siebten Staffel ist der Abstand zwischen den Assistenzärzten und den Oberärzten natürlich nicht mehr ganz so groß wie früher, wozu auch die privaten Verbindungen beitragen. Da ist es irgendwie ganz niedlich, noch einmal zu sehen, wie die "Kids" den "Erwachsenen" ein Schnippchen schlagen. Außerdem ist es einfach schön, dass die Sechs spontan an einem Strang ziehen, obwohl sie doch alle mit sich selbst und ihren Karrieren beschäftigt sind. Da der Kampf um die Stelle des leitenden Assistenzarztes nun in die entscheidende Phase geht, werden wir eine solche Eintracht möglicherweise so schnell nicht wieder erleben.
Alex for Africa
Alex gibt so richtig Gas, um die Beförderung einzuheimsen. Er beschließt spontan, kranke Kinder aus Afrika nach Seattle zu holen, und pumpt dafür sogar eine Patientin an. Über Alex' Verhalten in dieser Episode lässt sich herzhaft diskutieren. Er überschreitet so einige moralische Grenzen, angefangen damit, dass er die sterbenskranke Patientin Gladys regelrecht erpresst. Andererseits ist besagte Gladys ebenso reich wie fies. Sie hat keine Angehörigen mehr und würde ihr Vermögen gewissermaßen mit ins Grab nehmen, während man doch eigentlich so viel Gutes damit tun könnte. In vielerlei Hinsicht tut Alex etwas, was so einige von uns, wenn wir mal offen und ehrlich sind, auch manchmal gerne tun würden: er fordert von einem reichen Menschen, der das ganze Geld gar nicht (mehr) braucht, es wenigstens zum Teil denen zu geben, die es brauchen. Dass Gladys ihr Testament geändert und Alex sogar eine höhere Summe vermacht hat, als er ihr vor ihrem Tod abschwatzen konnte, zeigt ja, dass er sie beeindruckt hat.
Alex' Motiv für sein Handeln ist wieder ein anderes Thema. Es geht ihm darum, leitender Assistenzarzt zu werden, so dass die kranken Kinder aus Afrika für ihn im Grunde nur Mittel zum Zweck sind. Trotzdem tut er mit seinem Engagement etwas wirklich Gutes. Die Frage lautet also: ist eine gute Tat, die aus Eigennutz begangen wird, immer noch eine gute Tat? Schwierig, das so eindeutig zu beantworten. Wir haben Alex ja durchaus schon als aufopferungsvollen Arzt erlebt und man kann sich kaum vorstellen, dass ihm das Schicksal der Kinder egal ist.
Wo war eigentlich Lucy in dieser Folge? Hat sie sich im Erdboden eingegraben, nachdem Addison sie in der Folge zuvor so abgekanzelt hat?
Meredith auf Abwegen
Nicht nur Alex, auch Meredith überschreitet Grenzen, jedoch augenscheinlich nicht zu ihrem eigenen Vorteil, sondern, um Adele Webber zu helfen. Meredith manipuliert die Studie und sorgt dafür, dass Adele das Medikament und kein Placebo erhält. Beschäftigt man sich mit Merediths Gründen für diese riskante Tat, erkennt man dahinter natürlich schon eine verquere Form des Eigeninteresses, denn Meredith sieht sich offensichtlich in der Verantwortung, die Taten ihrer Mutter wieder gut machen zu müssen. Meredith versucht gewissermaßen, eine Familienschuld zu tilgen. Dass sie absolut nichts für das kann, was ihre Mutter getan hat, ist für jeden Außenstehenden selbstverständlich, doch ihr Mutterkomplex hat dadurch, dass Adele sie kurzzeitig sogar für Ellis gehalten hat, sehr viel neue Nahrung bekommen.
Daran, dass Merediths Manipulation auffliegt, habe ich nicht den geringsten Zweifel, zumal Alex bereits einen Verdacht haben dürfte. Wenn dann die Wahrheit ans Licht kommt, wird es wohl unangenehme Konsequenzen geben. Im besten Fall wird einfach nur die Studie abgebrochen, aber natürlich neigt diese Serie nicht dazu, den besten Fall eintreten zu lassen. Meredith könnte ihren Job verlieren und auch ein Bruch zwischen ihr und Derek ist leider nicht ausgeschlossen, obwohl dies – so drastisch muss ich es sagen – ein erbärmlicher Schritt wäre, der die Serie wieder weit zurückwerfen und Vieles zerstören würde. Hätte jemand ernsthaft Lust auf eine 8. Staffel, in der diese zwei Menschen, die eigentlich schon seit mindestens fünf Jahren glücklich verheiratet sein müssten, wieder einmal das Zusammensein nicht auf die Reihe bekommen und leidend umeinander herum schleichen? Nein, diesen Gedanken schieben wir lieber ganz schnell wieder beiseite!
Starker Stark
Nicht, dass sich Dr. Stark in dieser Episode nennenswerte Sympathiepunkte erarbeitet, das verhindert allein schon sein nachtragendes Verhalten gegenüber April, doch er bewährt sich als Arzt, indem er Sofias Leben rettet, und er beweist gegenüber Arizona durchaus Empathie, als er ihr erlaubt, bei der Operation dabei zu sein. Vielleicht hat Stark durch seine bisherigen Erfahrungen im Seattle Grace/Mercy West dazugelernt, oder wir sehen nun einfach einige der in ihm verborgenen Qualitäten, die erst auf den vierten oder fünften Blick erkennbar sind. Schließlich haben die wenigsten Menschen nur unangenehme Charaktereigenschaften.
Nie mehr schlechte Dates?
Teddys verzweifelte Suche nach dem Mann fürs Leben beschert ihr ein furchtbares Date nach dem anderen. Wie gut, dass sie in Henry einen Ehemann hat, dem sie ihr Leid klagen und mit dem sie sich über ihre katastrophalen Verabredungen lustig machen kann. Der arme Henry hofft natürlich, Teddy möge die Ironie erkennen, dass sie sich über ihre schlechte Partnerwahl mit einem Mann austauscht, der genau der richtige Partner sein könnte, doch plötzlich wendet sich das Blatt ein weiteres Mal, denn Andrew Perkins kehrt zurück. Diesen Charakter dürften viele schon fast wieder vergessen haben, denn sein Auftritt als Trauma-Psychologe zu Beginn dieser Staffel war doch eher enttäuschend, da er kaum etwas dazu beigetragen hat, die seelisch geschädigten Ärzte wieder auf Kurs zu bringen. Auch von seiner Romanze mit Teddy haben wir nicht wirklich viel gesehen, aber das kann ja nun anders werden. Er erhält eine zweite Chance, uns Zuschauern zu zeigen, dass er nicht auf die Liste der unbedeutendsten "Grey's Anatomy"-Nebenfiguren gehört und dass er Teddy von der Last der furchtbaren Dates befreien kann. Allerdings weiß Andrew noch gar nicht, dass Teddy mittlerweile (schein-)verheiratet ist und offenbar will sie es ihm auch erst einmal nicht mitteilen. Oh, oh! Wir kennen Andrew noch nicht gut genug, um einschätzen zu können, wie er reagiert, wenn er davon erfährt, aber da kommt sicher noch etwas.
Maret Hosemann – myFanbase
Die Serie "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" ansehen:
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Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: It's a Long Way BackErstausstrahlung (US): 28.04.2011
Erstausstrahlung (DE): 27.07.2011
Regie: Steve Robin
Drehbuch: Shonda Rhimes, William Harper
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