Review: #9.03 Liebe die Deinen

Nachdem die ersten beiden Episoden dieser sowie die letzte Folge der vorherigen Staffel vor allem die Taschentuchindustrie angekurbelt und dem einen oder anderen Therapeuten neue Patienten verschafft haben, geht es diesmal etwas leichter zu, wenn auch keineswegs fröhlich und entspannt, denn der verheerende Flugzeugabsturz wirft weiterhin seine Schatten. Die Überlebenden, bzw. deren Angehörigen, müssen entscheiden, ob sie eine hohe Abfindung von der Fluggesellschaft akzeptieren und die Sache damit mehr oder weniger abschließen, oder ob ihnen eine lückenlose Aufklärung der Katastrophe mit eventuellen rechtlichen Schritten gegen die Verantwortlichen wichtiger ist. Sie entscheiden sich für Letzteres, was sicherlich die moralisch hochwertigere Wahl ist, für die sich aber verständlicherweise viele Zuschauer nicht entschieden hätten. Das Geld zu nehmen, wäre auch absolut legitim gewesen.

In den USA bekommen Menschen ja mitunter schon hohe Abfindungen, wenn ihnen versehentlich heißer Kaffee über die Beine gekippt wird oder sie auf einem frisch gewienerten Boden ausrutschen, da haben sich Meredith und Co. nach der Hölle, durch die sie gegangen sind, mindestens ein paar Milliönchen verdient. Mit dem Geld hätten sie dicke Sparkonten für Zola und Sofia anlegen, oder auch medizinische Projekte realisieren können. Als Ärzte, die selbst tagtäglich über Leben und Tod entscheiden und dabei Fehler machen, mit denen sie sich dann auseinandersetzen müssen, bringt es ihnen aber letztlich mehr Frieden, zu wissen, dass der Absturz haargenau untersucht wird und Sicherheitslücken ausgemerzt bzw. die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden, so dass sich ein solcher Vorfall nicht wiederholt.

Zurück von der Farm

Da Owen seinen Entschluss, April zurückzuholen, mit niemandem geteilt hat, kommt ihre Rückkehr für alle überraschend, besonders natürlich für Jackson. April wiederum hat auch nicht erwartet, Jackson anzutreffen, wollte er doch ursprünglich eine andere Stelle annehmen. Schnell wird deutlich, dass sich die Situation zwischen ihnen nicht verändert hat. Sie sind scharf aufeinander, aber April plagt sich noch immer mit religiösen Bedenken, was schon ein hohes Nervpotential in sich trägt. Es spricht nichts gegen ihren Glauben und gegen ihre Einstellung zum Sex vor der Ehe, aber nachdem sie nun ihre Jungfräulichkeit verloren hat, woran auch Gebete nichts mehr ändern können, und sie ja ganz offensichtlich Spass an der körperlichen Liebe hat, bringen ihre Zweifel absolut nichts mehr und sind wieder so ein inszeniertes Problem, das ein Paar unnötig lange auseinander hält. Dass das Leben zu kurz ist für solchen Hickhack, sollte eigentlich niemand besser wissen als die Ärzte des Seattle Grace/Mercy West.

Jo & Alex

Ein Volltreffer ist die neue Anfängerin Jo Wilson in meinen Augen bisher nicht. Ich habe keinen Bezug zu ihr, interessiere mich nicht für sie und verspüre, vor allem nach dem, was wir mit den Hauptcharakteren zuletzt durchgestanden haben und immer noch durchstehen, nur Widerwillen gegen ihr ständiges Selbstmitleid, weil die Ausbildung so hart ist und sie bisher nicht mit Lob überschüttet wird. Lexie und Mark sind tot, Arizona hat ein Bein verloren und Derek kann vielleicht nie wieder operieren, da ist es mir doch wirklich schnurzpiepegal, ob sich diese Jo wie eine Niete fühlt oder nicht. Sorry. Wahrscheinlich läuft es ohnehin darauf hinaus, dass sie sich letztlich als die Beste ihres Jahrgangs entpuppt. Damit, dass sie womöglich als neue Liebe für Alex gedacht ist, kann ich auch wenig anfangen. Da würde ich doch lieber Morgan wieder sehen, was aber wohl ziemlich unwahrscheinlich ist.

Cristinas Lächeln

Zuletzt sah es noch so aus, als könne sich Cristina an ihrem neuen Arbeitsplatz in Minnesota nicht einfinden, doch nun scheint sich das Blatt zu wenden. Sie erkennt, dass sie von dem Chirurgie-Opa Dr. Thomas tatsächlich noch einiges lernen kann und er durchaus als väterlicher Mentor taugt. Er bringt sie am Ende der Folge sogar zu einem echten, nicht nur zu einem aufgesetzten Lächeln. Damit zerschlägt sich die Hoffnung auf eine baldige Rückkehr Cristinas nach Seattle. Ob es die Zuschauer auf Dauer zufrieden stellt, Cristina nur noch per Telefon mit den anderen Hauptcharakteren interagieren zu sehen, bezweifle ich etwas. Vor allem die Freundschaft zwischen Meredith und Cristina ist ein zu wichtiger und unverzichtbarer Bestandteil der Serie, als das eine räumliche Trennung lange auf Begeisterung stoßen wird. Es ist zwar prinzipiell kein uninteressanter Ansatz, diese Freundschaft mal für eine Weile als Fernbeziehung zu zeigen, und es ist auch realistisch, dass nicht alle Neu-Oberärzte im Seattle Grace/Mercy West geblieben sind, nachdem sie zeitweise sogar alle gehen wollten, trotzdem ist die Serie eigentlich nicht für zwei so klar voneinander getrennte Schauplätze geschaffen.

In guten wie in schlechten Zeiten

Im Moment sind die Zeiten für Callie und Arizona definitiv schlecht. Arizona ist nach wie vor so tief in ihrer Verzweiflung und Wut versunken, dass es kaum zu ertragen ist. Man vermisst die lebensfrohe Arizona wirklich sehr. Andererseits zeigen sowohl Jessica Capshaw als auch Sara Ramirez schauspielerisch richtig starke Leistungen, besonders in der sehr intensiven Szene unter der Dusche, die auch ein wenig Hoffnung weckt, dass Callie langsam zu Arizona durchdringt und ihr begreifbar machen kann, dass sie zusammen in dieser Situation stecken.

Maret Hosemann - myFanbase

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