Bewertung

Review: #8.10 Ohne Vorwarnung

Der Zeitsprung ist ein beliebtes, nicht immer unumstrittenes Stilmittel in Fernsehserien, doch wenn man wirklich mal einen braucht, ist natürlich keiner da. Okay, man konnte nicht ernsthaft mit einem Zeitsprung zwischen dieser und der vorherigen Episode rechnen, doch das Sensibelchen in mir hätte sich heimlich einen gewünscht, um nicht weiterhin Teddys Unwissenheit über das Schicksal ihres Mannes und die Qual ihrer Kollegen miterleben zu müssen. Emotional haut diese Folge wieder so richtig rein.

Der Spuk dauert an

Der Operationssaal, in dem Teddy weiter um das Leben der Patientin Laura kämpft, ist eine Art bizarre Hölle mitten im Seattle Grace/Mercy West, in der jeder, der von außen hineinkommt, tun muss, als wäre die Welt noch in Ordnung, obwohl sie es nicht ist. Cristina durchlebt diese Hölle für mehrere Stunden und steht wahre Qualen aus, während sie Teddy assistiert. In ihrer Verzweiflung sieht Cristina keinen anderen Ausweg, als auch April emotional zu verletzen, denn um Teddy daran zu hindern, weiterhin über den vermeintlich kerngesunden Henry zu plaudern, macht sich Cristina über April lustig, während diese zuhört. Als für Cristina der Alptraum endlich vorbei ist und sie Teddy die Wahrheit sagen kann, bricht die Hölle über Teddy hinein.

Man fragt sich am Ende dieser Episode, mehr noch als nach der vorherigen, ob es zwischen den Ärzten jemals wieder so sein wird wie zuvor. Vor allem um Cristinas und Owens Ehe macht man sich angesichts der Blicke, die Cristina ihrem Mann zuwirft, weil er sie all dies durchmachen lässt, große Sorgen. Cristinas Abtreibung war schon eine schwere Belastung für die Beziehung, nun scheint sich ein tiefer Graben zwischen dem Paar aufzutun. Owen könnte letztlich der große Verlierer des ganzen Dramas sein, denn als Chef war es seine Entscheidung, Cristina zunächst im Unklaren darüber zu lassen, wen sie da operiert, dann Teddy über Henrys Zustand zu belügen und schließlich Cristina zu der ahnungslosen Teddy in den OP zu schicken. Möglicherweise wenden sich im Endeffekt seine Frau und seine beste Freundin von ihm ab.

Über Nacht erwachsen

Die Familie, die mit ihrem Auto den liegen gebliebenen Rettungswagen gerammt hat, wird durch den schweren Unfall für immer auseinander gerissen. Die Großmutter und die Eltern sterben, nur die Kinder überleben. Die älteste Tochter Lily wird im Laufe der Nacht volljährig und darf somit rechtlich die Verantwortung übernehmen. Dass hier ein Mensch innerhalb einer Nacht vom Kind zur Erwachsenen wird, von einer Minderjährigen, die keine Entscheidungen fällen darf, zu einer Volljährigen, die sich um ihre jüngeren Geschwister kümmert und darüber entscheidet, ob ihr Vater künstlich am Leben erhalten wird oder nicht, zeigt natürlich, wie absurd das Leben machmal ist und wie schnell sich wirklich alles verändern kann.

Auch an Alex ist der Unfall nicht spurlos vorübergegangen. Er wirkt verwirrt und vergisst, dass er eine wichtige Behandlung bereits vorgenommen hat. Ob dies nur ein kurzzeitiger Aussetzer war, oder ob er doch größere Schäden davon getragen hat, die in den kommenden Episoden noch eine Rolle spielen werden, kann ich momentan überhaupt nicht einschätzen. Äußerlich sind keine Verletzungen zu sehen, aber er wurde natürlich kräftig durchgeschüttelt und könnte sich dabei auch durchaus den Kopf gestoßen haben.

Die schönste Lieferung

"Mami, wie war das damals, als ich zu euch gekommen bin?" - "Tja, weißt du, ich habe eine Pizza bestellt und du wurdest geliefert."

So ungefähr könnte in der Zukunft einmal ein Gespräch zwischen Meredith und Zola ausfallen. Was Meredith und Derek nicht mehr für möglich gehalten haben, passiert tatsächlich: sie bekommen Zola zurück. Ich bin wirklich froh und erleichtert über diese Entwicklung, aus mehreren Gründen. Erstens gönne ich den beiden, ganz besonders aber Meredith, das Elternglück von ganzem Herzen. Zweitens bin ich gespannt darauf, Meredith und Derek als Eltern zu erleben, obwohl wir sicherlich nur einige Schnipsel davon sehen werden, schließlich ist und bleibt das Krankenhaus der Hauptschauplatz der Serie. Drittens fand ich die Vorstellung, dass Meredith und Derek keine geeigneten Adoptiveltern für Zola sein sollten, einfach nicht realistisch. Zola bekommt im Hause Grey/Shepherd eine sehr gute Versorgung und – darauf kommt es letztlich an – viel Liebe. Daran lassen die rührenden Reaktionen von Meredith und Derek überhaupt keinen Zweifel.

Maret Hosemann - myFanbase

Die Serie "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" ansehen:


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