Bewertung

Review: #8.12 Hoffnung für die Hoffnungslosen

Ein Jubiläum und ein Geburtstag stehen an, doch einige dramatische Entwicklungen ersticken die Feierlaune im Keim. Die achte Staffel hat mittlerweile ihre Halbzeit erreicht und nachdem eine Ehe bereits dramatisch durch den Tod auseinander gerissen wurde, befindet sich eine andere am Scheideweg.

Zum 10.000. Mal

Richard Webber nimmt seinen 10.000. Eingriff vor. Eine beachtliche Marke, die groß gefeiert worden wäre, hätte sich der Zustand von Adele nicht am gleichen Tag rapide verschlechtert. Sie ist so verwirrt, dass sie glaubt, ihr Mann hätte sie für Ellis Grey verlassen. Loretta Devine wurde nach der siebten Staffel für ihre Darstellung der Adele mit einem Emmy ausgezeichnet und auch in dieser Episode, ihrem ersten Auftritt in Season 8, beeindruckt sie wieder mit ihrem intensiven, rührenden Spiel. Es ist zudem interessant, Adele und April miteinander agieren zu sehen.

Neue Richtung

Von ihrer 10.000. Operation ist Meredith noch ein gutes Stück entfernt. Erst einmal muss sie sich für ein neues Fachgebiet entscheiden. Nach allgemeiner Ansicht sollte sie die Allgemeinchirurgie wählen, jenes Gebiet, auf dem ihre Mutter einst so glänzte. Prompt tritt Merediths Mutterkomplex wieder hervor. Sie fürchtet, wie Ellis zu werden, wenn sie versucht, in deren fachliche Fußstapfen zu treten. Mittlerweile ist Meredith allerdings die einzige, die immer noch diese Angst hegt, denn sie hat ihren Kollegen, Freunden und Verwandten schon sehr oft bewiesen, auch in dieser Episode wieder, dass sie nicht wie Ellis, sondern viel fürsorglicher und verständnisvoller ist.

Die Allgemeinchirurgie scheint eine gute Wahl für Meredith zu sein, nicht nur, um sich selbst zu beweisen, dass man nicht wie Ellis Grey sein muss, um auf diesem Gebiet Erfolg zu haben, sondern auch, weil die beiden führenden Allgemeinchirurgen des Krankenhauses, Webber und Bailey, ja schon so etwas wie Merediths Mentoren sind. Darüber hinaus siegt die Allgemeinchirurgie auch per Ausschlussverfahren, denn viele andere Fachgebiete kommen, realistisch betrachtet, einfach nicht in Frage. Die Herzchirurgie ist längst voll und ganz Cristinas Domäne, da wäre Meredith ein Eindringling und würde ihre Freundschaft zu Cristina gefährden, in der Schönheitschirurgie hat Mark mit Jackson bereits einen Lehrling, dem er seine ganze Aufmerksamkeit widmet, und in der Kinderchirurgie würde Meredith in Konkurrenz zu Alex treten, was auch Komplikationen mit sich bringen könnte. Natürlich gibt es noch einige weitere Fachbereiche, aber insgesamt macht die Allgemeinchirurgie, wenn es schon nicht die Neurochirurgie ist, sehr viel Sinn.

"Du hast unser Baby getötet!"

Die Zündschnur hat lange gebrannt, nun ist die Bombe detoniert und hat mit den Worten "Du hast unser Baby getötet!" wirklich einen sehr lauten, markerschütternden Knall verursacht. Zuletzt wurde die Abtreibung zwar kaum noch erwähnt, doch es gab immer wieder Andeutungen, dass Owen unter Cristinas getroffener Entscheidung leidet. Man denke nur an die Momente, in denen Owen Zeuge wurde, wie sich Cristina toll um Zola gekümmert hat. Dass dies jedes Mal schmerzhafte Momente für ihn waren, die ihn daran erinnert haben, was hätte sein können, ist verständlich. In ihm dürften dabei zwangsläufig Gedanken wie "warum wolltest du unser Kind nicht?" aufgekommen sein. Andererseits bedeutet die Tatsache, dass Cristina gut mit dem Baby ihrer besten Freundin umgehen kann, nicht, dass sie selbst eine gute Mutter wäre. Ein paar Augenblicke mit einem Kind zu spielen und ein eigenes Kind zu haben, sind zwei ganz verschiedene paar Schuhe. Cristinas fehlende Bereitschaft, Mutter zu werden, wurde ja schon mehrfach thematisiert und vieles spricht nun einmal dafür, dass sie, anders als Meredith, zum jetzigen Zeitpunkt eine ähnliche Mutter wie Ellis wäre.

Die Anschuldigung, dass gemeinsame Kind getötet zu haben, ist natürlich kein Satz, den man einfach wieder zurücknehmen und dann zur Tagesordnung zurückkehren kann. Owen hat damit eine Grenze überschritten, die durchaus das endgültige Ende der Ehe bedeutet könnte. Owen verdient Anerkennung dafür, dass er Cristina bei der Abtreibung beigestanden hat und sich bemüht hat, sie zu verstehen - damit war er am Anfang dieser Staffel schließlich ein deutlich besserer Ehemann als Derek. Doch wenn er Cristina tief in seinem Herzen nicht verzeihen kann und nicht auf Kinder verzichten will, dann hat die Ehe einfach keinen Sinn mehr.

Dass die Bombe in dieser Episode geplatzt ist und Owen diese verheerende Aussage gemacht hat, liegt in der Situation um Teddy begründet, die Cristina und Owen noch mehr spaltet. Teddy und Cristina haben sich gewissermaßen gegen Owen verschworen, der versucht, Teddys trauerbedingten Operationsmarathon einzudämmen. In Cristinas Augen hat Teddy alles Recht der Welt, wütend auf Owen zu sein und sich eine gewisse Narrenfreiheit herauszunehmen, wovon Cristina selbst auch profitiert, während Owen als Chef der Chirurgie nun einmal die Verantwortung trägt und natürlich aufpassen muss, dass Teddy sich nicht kaputt schuftet bzw. schwere Fehler begeht. Es geht immer noch um Menschenleben.

Nebenstränge

April, Alex und Jackson wollen sich eine neue Bleibe suchen, was man durchaus nachvollziehen kann, jetzt, wo Meredith und Derek ein Kind haben. Es ist ja schon ein wenig merkwürdig, wenn ein Baby in einem Haus aufwächst, in dem neben ihren Eltern auch noch ihre Tante und drei Kollegen ihrer Eltern leben. Die Trennung von Lexie und Jackson macht die Wohnsituation ebenfalls nicht einfacher und dass Alex ständig irgendwelche Frauen im Haus übernachten lässt, muss aus kinderpädagogischer Sicht auch nicht unbedingt sein. Natürlich ist da noch das Traumhaus, an dem Derek seit einer gefühlten Ewigkeit arbeitet, aber bis das fertig ist, werden ja mindestens noch ein paar Monate vergehen.

Callie und Arizona bekommen derweil mit, dass Mark noch damit zögert, Julia die drei berühmten Worte zu sagen. Mark erklärt dies durchaus plausibel damit, dass er es nach all den Fehlern, die er in Liebesdingen schon gemacht hat, nun vorsichtiger angehen lässt. Momentan scheint Julia wirklich die perfekte Freundin für Mark zu sein. Sie versteht sich hervorragend mit Callie und Arizona, sie kann gut mit Sofia umgehen, sie hat sich auch schon mit Meredith und Derek angefreundet (auch wenn wir das nicht gesehen, sondern nur verbal erfahren haben), aber das bedeutet erst einmal nicht viel. Die Liebe fällt nicht immer auf den augenscheinlich perfekten Partner, mit dem es so schön unkompliziert wäre. Das hat diese Serie auch schon oft genug bewiesen.

Maret Hosemann - myFanbase

Die Serie "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" ansehen:


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