Bewertung

Review: #9.16 Darum kämpfen wir

Das Seattle Grace/Mercy West ist ein sinkendes Schiff, das immer mehr Matrosen verliert. Wer eine Möglichkeit auf Rettung für sich sieht, springt einfach von Bord. Die Schiffskapelle spielt derweil zur Aufheiterung das immer gleiche Lied, das aber eigentlich keiner hören will. Ein Lied namens Pegasus Horizons. Dr. Cahill ist es gelungen, Pegasus doch noch davon zu überzeugen, das Krankenhaus zu kaufen, allerdings hat das Unternehmen inzwischen nichts anderes mehr im Sinn, als das Seattle Grace/Mercy West in seine Einzelteile zu zerlegen und aus jedem Stück soviel Geld wie möglich herauszupressen. Nun ist es noch wichtiger, dass die kleine Verschwörung von Meredith und Co. gelingt und sie genug Geld zusammenbekommen, um das Krankenhaus zu kaufen. Am Ende haben sie Erfolg, aber ganz anders, als sie das geplant hatten. Auch für uns Zuschauer ist es eine dicke Überraschung, dass Dr. Catherine Avery mit ihrer Stiftung als Investor einspringt und ihrem Sohn Jackson mal eben den größten Teil des Chefsessels schenkt.

How to get 175 Million Dollar in fifteen Minutes

Bevor es durch Catherine zur Wendung kommt, versuchen Meredith und Co. den steinreichen Julian Crest als Investor zu gewinnen. Dieser Mann wirkt wie das Abziehbild eines amerikanischen Multimillionärs: smart, attraktiv, arbeitswütig. Für das Anliegen der Ärzte hat er nur 15 Minuten Zeit, dann muss er wieder nach Dubai jetten, um noch ein bisschen reicher zu werden. Wenn man seine ungeteilte, nicht durch ständige Anrufe und Anfragen unterbrochene Aufmerksamkeit will, muss man schon mit ihm im Hubschrauber fliegen. Das tun Derek und Webber auch, allerdings ohne Erfolg. Sie können Crest nicht überzeugen.

Waren die Autoren von "Grey's Anatomy" eigentlich Mitglieder der Occupy Wall Street-Bewegung? Man könnte dieses Eindruck gewinnen, denn insgesamt zeichnen sie kein gutes Bild von der Geschäftswelt und stellen die freie Wirtschaft und die Medizin als ziemlich inkompatibel dar. Es ist nicht so, dass ich diese Meinung für falsch halte, aber sowohl das Unternehmen Pegasus Horizons mit seinen menschenunwürdigen Konzepten als auch der Wirtschaftsmogul Julian Crest mit seiner "Ihr habt 15 Minuten, dann muss ich wieder mit Ölscheichen dinieren "-Art kommen doch recht klischeehaft und einseitig rüber.

"Now give mama a kiss, Jackson. She just bought you a hospital."

Catherine erscheint im ersten Moment wie die Retterin, dank der sich im Seattle Grace/Mercy West auf lange Sicht niemand mehr Gedanken um die Pegasus Horizons und Julian Crests dieser Welt machen muss, doch Catherine hat mit Hintergedanken gehandelt. Sie verschenkt das Krankenhaus gewissermaßen an Jackson. Damit verdrängt Catherine ganz klar Ellis Grey von der Spitze der manipulativen, dominanten und unsensiblen Ärztemütter. Catherine scheint ihren Sohn überhaupt nicht zu kennen, bzw. zu verstehen. Er gibt sich seit Jahren die größte Mühe, aus dem Schatten seiner Familie heraus zu treten und sich eine eigene Karriere aufzubauen und sie platzt mit der Umsicht einer Dampfwalze in sein Berufsleben und pfeffert ihm den Chefsessel vor die Füße. Damit nimmt sie ihm das, was er sich selbst erarbeitet hat, einfach weg und schenkt ihm eine Stellung, die ihm (noch) nicht zusteht.

Was soll Jackson jetzt machen? Ablehnen kann er vermutlich nicht, denn dann macht Catherine den Deal womöglich rückgängig und das Seattle Grace/Mercy West steht wieder vor dem Aus. Doch auch wenn er annimmt, macht er sich damit nicht allzu beliebt. Er wird es sehr schwer haben, als Autorität anerkannt zu werden, denn jeder weiß, dass ihn seine Mutter diesen Rang erkauft hat. Es ist noch kein Jahr her, da war er noch Assistenzarzt. Wie kann er da als Leader ernst genommen werden, besonders neben Männern wie Ex-Chief Webber, Ex-Chief Derek und dem amtierenden Chief Owen?

The Heart of Seattle Grace/Mercy West

Owen bezeichnet Bailey als das Herz des Krankenhauses und bis zum Ende der siebten Staffel hätte ich ihm darin auf jeden Fall zugestimmt. Durch die kleinliche, unversöhnliche Art, wie Bailey zu Beginn der achten Staffel auf Merediths Manipulation der Alzheimerstudie reagiert hat, habe ich allerdings etwas das Vertrauen in sie verloren. Auch jetzt denkt Bailey wieder das Schlechteste von Meredith, statt auch nur ansatzweise zu vermuten, dass hinter Merediths plötzlicher Kündigung etwas anderes als Illoyalität stecken könnte. Das finde ich einfach schade. Bailey kennt Meredith ja nun schon sehr lange, hat sie zu einer erfolgreichen Ärztin heranwachsen sehen und war sogar zeitweise ihre Mentorin. Da sollte doch mehr Vertrauen und Sympathie vorhanden sein. Bei Bailey gewinnt man immer öfter den Eindruck, dass sie beleidigt und eifersüchtig ist, weil Webber und Meredith sich nahe stehen.

Maret Hosemann - myFanbase

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