Review: #11.12 Täuschungsmanöver
Nach der emotionalen Tragödie um die Averys scheint sich "Grey's Anatomy" in einem kleinen Tief zu befinden. #11.12 Täuschungsmanöver lenkte Meredith in das nur allzu bekannte, nervige Verhaltensmuster, das ihre aufkeimende Freundschaft zu Maggie wieder auf die Kippe stellt. Überzeugen konnten hingegen die amüsanten Interaktionen zwischen Arizona und Herman und auch Bailey scheint wieder in Topform zu sein.
Mangelndes Vertrauen
Vertrauen ist ein teures Gut, das man vor allem von der Familie erwartet. Dabei war mir aber gar nicht bewusst, dass Ben einen Bruder hat – oder sollte ich lieber Schwester sagen? Denn genau das ist das Entscheidende, was die gesamte Handlung der beiden Geschwister ausmacht. Es war von vornherein klar, dass Kurt etwas zu verbergen hatte und es auf keinen Drogenmissbrauch hinauslaufen würde.
Doch davon ging Ben die ganze Zeit aus, ohne ansatzweise in eine andere Richtung zu denken, was sein Verhalten für den Zuschauer sehr anstrengend werden ließ. Dass Ben an einen Drogenmissbrauch bei seinem Bruder denkt, ist hinsichtlich der Tatsache, den Vater verloren zu haben, sogar mehr als verständlich. Wie oft erlebt man es, dass Menschen über solch einen Verlust nur schwer hinweg kommen und sich in eine (Drogen-)Scheinwelt flüchten? Kurt machte jedoch sehr deutlich, keine Drogen zu nehmen, und nach den Untersuchungsergebnissen und Baileys Beobachtungen war auch klar, dass es sich um ein sehr viel persönlicheres Problem handelte, über das Kurt all die Jahre nicht bereit war zu sprechen – schon gar nicht mit seinem Bruder. Nach Bens Reaktion über diese neue Erkenntnis kann man das Handeln Kurts vollkommen verstehen.
Umso besser war es, dass sich Bailey dem Gespräch mit ihrem Mann und vor allem auch Schwager gestellt hat. Ich denke, dies war auch wichtig, da man sie in eine Richtung gelenkt hat, durch die sie wieder einige Pluspunkte sammeln konnte und man als Zuschauer das Gefühl bekam, Bailey sei endlich wieder die Alte. Mir hat sehr gefallen, wie beharrlich sie ihrem Mann erklärte, dass sein Bruder nun zu seiner Schwester Rosalyn werde und dabei sehr vielmehr Verständnis aufbrachte, was eher von Ben zu erwarten wäre. Doch ihm ging es nur um das mangelnde Vertrauen, das ihm schwer zu schaffen machte. Daraus kann man ihm sicherlich keinen Vorwurf machen, schließlich kannte er 25 Jahre lang diesen Menschen nur als Kurt. Mir missfiel jedoch seine sture und verletzliche Art. Sicherlich ist es hart für ihn zu merken, dass der eigene Bruder einem nicht genügend Vertrauen entgegenbringt und Ben somit das Gefühl hat, betrogen worden zu sein, gerade weil er Kurt immer alles erzählte. Dennoch hätte ich von ihm etwas mehr Einsicht gewünscht. Man muss auch sehen, wie schwer Kurt dies gefallen ist, zumal ich nicht glaube, dass er sich jemand anderen anvertraute, sondern die Sache über die Jahre mit sich selbst ausgemacht hat. Umso mehr gefiel mir Baileys Engagement hier, die zusammen mit Jackson (dem man anmerkt, durch die Schule von Mark gegangen zu sein) für Rosalyn da ist und ihr somit den nötigen Halt gibt, der für die kommende Zeit sehr wichtig für sie ist. Allerdings ist zu befürchten, die unterschiedlichen Ansichten der Eheleute könnten sich bald zu einer Ehekrise zwischen den beiden entwickeln, auf die ich nicht unbedingt Lust hätte.
Drei Tage ohne Verpflichtung
Noch wenige Folgen zuvor hab ich Merediths Auftreten sehr gelobt, doch kaum habe ich Gefallen daran gefunden, schon steuert sie wieder in ihr altes Verhaltensmuster. Welche Hebel hatte sie nicht in Bewegung gesetzt, um ein Wochenende mit Derek in Washington zu verbringen? Schon da traf sie einen abgenutzten Nerv, weil man sich schon vorstellen konnte, dass ihre Euphorie schnell wieder abflauen würde, und genau das geschah am Flughafen auch.
Man kann es sogar verstehen, schließlich hatten Meredith und Derek in den letzten Monaten alles andere als rosige Zeiten und mit Sicherheit hätten sie sich wieder gestritten, was nicht förderlich für beide gewesen wäre. Und um die Liebe, die sie noch immer füreinander empfinden, nicht völlig zu zerstören, hat sie sich gegen ein Besuch bei ihrem Mann entschieden und stattdessen die drei Tage lieber für sich genutzt. Ich denke, das tat ihr im Nachhinein auch ganz gut und wird sich in nächster Zeit sicher auch in ihrer Arbeitsweise und Familienalltag widerspiegeln.
Allerdings sorgte ihre Unehrlichkeit für einen Streit mit Maggie, der das bisherige gute Verhältnis und die beginnende Freundschaft der beiden garantiert ein wenig belasten wird. Denn auch wenn man verstehen kann, warum Meredith ihr nicht beichtete, die Zeit im Hotel genossen zu haben, so hat es Maggie nicht verdient, so von ihr angemacht zu werden. Jetzt wird es sicher erneut einige Zeit dauern, bis die beiden aufeinander zu gehen. Allerdings hat Maggies Reaktion gezeigt, dass sie ein Familienmensch ist und es womöglich nicht verstanden hätte, wie gut die freie Zeit für ihre Halbschwester war. Maggie hat eine ganz andere Wahrnehmung dafür und kennt ihre Halbschwester noch nicht so gut.
Dass Meredith sich jedoch Alex anvertraut hat, zeigt wieder einmal, dass er für sie nach dem Weggang von Cristina zu einer wichtigen Bezugsperson geworden ist, der sie womöglich am besten versteht. Die letzte Szene machte allerdings deutlich, dass Alex nicht mehr derselbe ist und eher die Zweisamkeit mit Jo genießt, mit der er den Rest seines Lebens verbringen möchte. Dadurch ist es vielleicht auch nur noch eine Frage der Zeit, bis sich die beiden Freunde voneinander entfernen werden, da sie so unterschiedliche Lebensweisen haben.
Gescheiterte Flirtversuche
Mit Callie, Owen und Amelia haben wir in dieser Folge drei Charaktere, die sich darüber bewusst sind, zwar einen neuen Partner haben zu wollen, aber nicht wissen, wie ihnen dies gelingen soll. Dabei war das Flirten (oder was es auch immer darstellen sollte) von Dr. Herman und Owen recht amüsant. Dass dieses aber nicht zu bedeuten hat, wurde klar, nachdem Owen Amelia nach dem Tumorwachstum fragte, er offensichtlich die Flirtversuche der Ärztin ihrem Tumor zuschob und dabei Amelia vollkommen ignorierte.
Owens Verhalten Amelia gegenüber ist leider sehr krampfig. Überhaupt frage ich mich, was die Autoren hier veranstalten. Noch vor kurzem machte Owen deutlich, noch nicht bereit für eine neue Liebe zu sein. Es machte vielmehr den Anschein, dass er noch immer seiner Exfrau nachtrauert – und jetzt hat er Interesse an Dereks Schwester und küsst sie auch noch?! Man könnte es vielleicht noch verstehen, wenn sie mehr Zeit miteinander verbracht hätten. Doch auf mich wirkt es so, als würde ihr Interessiert sein an dem jeweils anderen nur deswegen bestehen, weil sie beide eine schlimme Zeit durchgemacht haben und sich dadurch verbunden fühlen. Genau das liegt mir äußerst schwer im Magen. Mal sehen, wie sich das Ganze noch entwickelt, ich kann mir zumindest nicht vorstellen, dass es von langer Dauer sein wird, dafür sind die beiden einfach zu verschieden und haben eine ganz andere Einstellung zum Leben.
Auch bei Callie scheint nichts von langer Dauer zu sein, wie die Tanzszene bewies. Allein die Tatsache, dass sie einen Mann angesprochen hat, macht für mich deutlich, dass sie ihr Singleleben momentan in vollen Zügen genießt. Callie wirkt dadurch viel lebhafter und ausgelassener.
"Sie sind unanständig!"
Neben den ganzen eher belastenden Handlungen gab es auch eine, die einfach Spaß gemacht und einen immer wieder zum Lachen gebracht hat: Arizona und Dr. Herman! Die beiden werden mit jeder Folge ein besseres Gespann und Letztere wird mir dadurch immer sympathischer. Es war einfach herrlich, wie sie sich auf Arizonas Kosten amüsiert hat und dabei immer wieder einen lockeren Spruch nach dem anderen losließ. Genau das war nötig, damit vor allem Arizona erkennt, wie wichtig es ist, endlich wieder Spaß im Leben zu haben und nicht alles so verbissen zu sehen. Umso tragischer würde es werden, sollte Herman tatsächlich an ihrem Tumor sterben. Die Tragik bestände darin, dass Arizona eine Freundin verlieren würde, denn als solche kann man die beiden seit dieser Folge tatsächlich bezeichnen und dabei war es nicht mal nötig, dass Herman mit ihrem Schützling schläft. Ich genieße auf jeden Fall die Szenen der beiden in vollen Zügen und hoffe einfach das Beste.
Eine zu starke Frau
Eigentlich sah es nach der letzten Folge so aus, als ob Catherine und Webber wieder zusammenkämen, doch jetzt scheint es zwischen den beiden vorbei zu sein. Ich bin mir nicht sicher, ob Webber nicht doch etwas übertrieben hat. Schließlich war ihm schon lange bewusst, dass Catherine sich ungern etwas vorschreiben lässt und immer nur das Beste für ihren Sohn und ihre Familie möchte. Damit scheint er nicht zurechtzukommen, verurteilt Catherine deswegen und wirft ihr sogar vor, sie habe ihn nur benutzt, um auf andere Gedanken zu kommen. Auf den ersten Blick wirkte es zwar so, dennoch denke ich, dass sie ihn wirklich gebraucht hat, um über den Tod ihres Enkels hinwegzukommen. Man muss auch bedenken, dass Catherine nicht nur ihren eigenen Schmerz in sich trägt, sondern auch den ihres Sohnes. Für mich klang ihre Erklärung, sich zwar rar zu machen, aber dennoch in der Nähe zu sein, eher so, als wollte sie Jackson auf diese Weise verdeutlichen, immer für ihn dazu sein, auch wenn dieser Hilfe momentan ablehnt. Schade, dass Webber diesen Wink nicht erkannt hat. Das letzte Wort ist hier aber noch nicht gesprochen.
Fazit
Nach einer sehr emotionalen Folge muss #11.12 Täuschungsmanöver einige Einbußen hinnehmen. Neben Merediths Ansage gegenüber Maggie, ließ auch Ben durchblicken, dass er Probleme mit der Lebensweise seiner Schwester hat. Die entflammten Gefühle zwischen Owen und Amelia konnten ebenso wenig punkten wie Webbers verletzter Stolz. Dafür sorgte das Gespann Arizona und Dr. Herman für einige amüsante Momente.
Daniela S. - myFanbase
Die Serie "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" ansehen:
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Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: The Great PretenderErstausstrahlung (US): 19.02.2015
Erstausstrahlung (DE): 17.06.2015
Regie: Jeanot Szwarc
Drehbuch: Mark Driscoll
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