Bewertung

Review: #1.18 Parasit

Foto: Milo Ventimiglia, Heroes - Copyright: 2010 Universal Pictures
Milo Ventimiglia, Heroes
© 2010 Universal Pictures

Vielleicht sollte "Heroes" öfters Pausen machen.

Wir erinnern uns an die fantastische Folge #1.11 Ausgelöscht zurück, die in den USA vor der mehrwöchigen Winterpause ausgestrahlt wurde und wie absolut perfekt diese Episode war. Nach #1.18 Parasit ging die Serie erneut in eine Pause – und wieder lieferten uns die Serienmacher ganz großes Fernsehen. Ja, es gibt ein Muster: Folge vor der Sendepause = wahnsinnig gute Folge.

WAHNSINNIG gute Folge!

Allein, dass der Vorspann von Hiro in Japanisch eingeleitet wird, deutet bereits an, dass diese Episode was Besonders wird. Eine Vor-Der-Pause-Episode eben. Und sie setzt genau da ein, wo #1.16 Unerwartet aufgehört hatte: Peter und Isaac halten die tote Simone in ihren Händen. Diese Sekunden nach der Tragödie sind sowohl wunderbar gedreht, als auch wunderbar geschauspielert von Milo Ventimiglia und Santiago Cabrera. Beide lassen es nicht dazu kommen, dass diese Szene ins Melodramatische abschweift, ganz im Gegenteil, sie spielen die Reaktionen ihrer Charaktere unglaublich überzeugend. Während Peter Simones Tod noch kaum fassen kann, reagiert Isaac mit Wut und gibt Peter die Schuld. Als dieser weg ist, bricht Isaac schließlich zusammen und dank Cabrera wirkt Isaacs Verzweiflung, diese Mischung aus Wut und Entsetzen, sehr realistisch.

Die Petrelli-Brüder – wieder vereint

Simones Tod führt auch dazu, dass die Petrelli-Brüder sich nach fünf Episoden endlich wieder sehen. Dass Peter sich in seiner Not an Nathan wendet, ist nicht etwa unpassend, sondern logisch. Peter macht schlichtweg das, was er in Problemsituationen immer gemacht hat: Er sucht Hilfe bei seinem großen Bruder.

Und wer könnte es ihm verübeln? Nathan ist so etwas wie ein Fels in der Brandung. Er reagiert wie immer, mit Coolness, mit Überlegung, mit Skrupellosigkeit. Er hat für jedes Problem sofort eine Lösung: nur für sein eigenes nicht.

Nathan offenbart in dieser Folge wieder etwas mehr von dem, was tatsächlich in ihm steckt. Schon von Anfang an zählte er zu den Charakteren, von denen man nicht wusste, ob man sie hassen soll oder nicht. Obwohl Nathan einem immer wieder Grund dafür gab, ihn nicht zu mögen – der Charakter ist zu ambivalent, als dass die Sache so einfach wäre. So erfahren wir diesmal, dass Nathan sogar mit dem FBI zusammenarbeitet, um Linderman zur Strecke zu bringen und sich so für Heidis folgenschweren Unfall zu rächen.

Linderman

18 Folgen lang blieb uns dieser Mann ein Geheimnis – und nun kennen wir endlich sein Gesicht. Es ist also Malcolm McDowell, der diese äußerst interessante Rolle übernehmen darf. Nach George Takei ist McDowell ein weiterer Darsteller aus dem "Star Trek"-Universum, denn er spielte 1994 in "Star Trek: Generationen" den Bösewicht, der schließlich den legendären Captain Kirk umbringen würde. McDowells Rolle in "Heroes" scheint nicht unwesentlicher zu sein.

Der erste Auftritt von Linderman ist ein wenig eigenartig, aber nichtsdestotrotz gelungen. Sicherlich hatte man irgendwie eine andere Vorstellung von diesem mysteriösen Mann, der im Hintergrund alle Fäden zu ziehen scheint. Ich zumindest habe mir Linderman nicht als Fleischpastete knetenden Opa vorgestellt. Doch hinter diesem alten Herrn steckt viel, sehr viel Macht, wie uns jetzt mehr denn je bewusst ist: Linderman weiß von Nathans Fähigkeiten, ja sogar von Peters und Claires, er hat so viel Macht, dass er Nathan ins Weiße Haus bringen könnte. An dieser Stelle noch mal ein Auszug aus dem Dialog zwischen Nathan und Linderman, den ich für äußerst vielsagend halte:

Linderman: "You see I think there comes a time when a man has to ask himself, whether he wants a life of happiness, or a life of meaning."

Nathan: "I'd like to have both."

Linderman: "Can't be done. Two very different paths. To be truly happy, a man must live absolutely in the present. No thought of what's gone before and no thought of what lies ahead. But, a life of meaning, a man is condemned to wallow in the past and obsess about the future."

Boah. Toll, oder?

Endlich am Ziel: Hiro

Wie lange haben wir darauf gewartet, nun ist es endlich passiert: nach sage und schreibe sechs (!) Episoden hat Hiro das Schwert gefunden. Endlich! Die Suche nach dem Schwert war mittlerweile so zäh wie ein durchgekauter Kaugummi, aber die Auflösung dafür umso besser: Hiro findet das Schwert mit Andos überraschender Hilfe und teleportiert sich gleich mal ins zukünftige New York. Diesmal landet er noch weiter in der Zukunft: Baukräne sind bereits zu sehen, die die zerstörte Metropole wiederaufbauen – konnte er die Katastrophe also nicht verhindern?

"I can never love you enough."

Die Story um Claire nahm in dieser Folge ebenfalls eine völlig unerwartete Wendung. Claire zeigte sich diesmal ein wenig unreifer als sonst und ließ die 16-jährige raushängen - anstatt vernünftig zu reagieren und zum Schutz ihrer Familie und sich selbst dem Haitianer zu folgen, widersetzt sie sich ihm und fliegt kurzerhand zu Onkel Peter – nur um auf ihre Großmutter Angela zu treffen.

Angela Petrelli hat es doch tatsächlich faustdick hinter den Ohren. Wann sie die Wandlung von der Socken klauenden Mutter hin zur toughen Oma machte, ist mir wohl entgangen. Irgendwie passt die Angela, die wir anfangs kennen lernten, nicht wirklich mit der zusammen, die wir jetzt vor uns haben. Doch was auch immer die Metamorphose der Angela Petrelli ausgelöst haben mag, diese Wendung ist aufregend und überraschend – ähnlich wie bei den Erkenntnissen, die wir in der letzten Folge über Hiros Vater und Claude gemacht haben. Irgendwie stecken sie alle unter einem Hut.

Absolut großartig waren Jack Coleman (mal wieder) und Ashley Crow. Das Ehepaar Bennet, anfangs kaum beachtet, bekommt endlich mehr Konturen. Coleman und Crow agieren großartig, sie verleihen dieser Beziehung zwischen Mr. und Mrs. Bennet etwas sehr inniges. Sätze wie "I can never love you enough" klingen nicht hohl und kitschig, sondern vielmehr wahr und aufrichtig. Wir sehen, wie schwer HRG die Geheimniskrämerei vor seiner Frau gefallen sein musste: Als er erkennt, dass Sandra die Wahrheit über seinen Job verkraften kann, fällt ihm ein Stein vom Herzen und diese Szene ist einfach schön – wäre sie nur echt. Als es schließlich Candice Willmer ist, unser neuer Hero, die Bennet nur die Illusion von Sandra vorspielt, staunt man nicht schlecht.

Okay, Untertreibung des Jahres. Ich war baff.

"What I am doing — is revenge."

Kommen wir also zu den besten Szenen der Folge: die zwischen Sylar und Mohinder. Absolut großartig, was Zachary Quinto und Sendhil Ramamurthy uns hier präsentieren. Wie jeder weiß, bin ich Quinto/Sylar-Fan der ersten Stunde, doch Ramamurthy konnte endlich einmal zeigen, welches Talent in ihm steckt. Ähnlich wie Cabrera als verzweifelter Isaac wirkt auch Ramamurthy als rachsüchtiger Mohinder nie pathetisch. Wir sehen eine völlig neue Seite von Mohinder, eine düstere, die auch dazu bereit ist, zu töten. Es ist erfreulich, dass Mohinder nicht als dumm dargestellt wurde und von Sylar ewig hinters Licht geführt werden konnte, sondern schnell begriff, was Sache ist.

Die letzte Szene der Folge liefert einen gewaltigen Cliffhanger: Wie wird Peter überleben? Wird Mohinder womöglich sterben? Und wird sich Milos Wunsch endlich erfüllen - darf er seine Haare wieder schneiden?

Wenn ich es mir recht überlege, revidiere ich mein Statement vom Anfang dieser Review. Keine. Weiteren. Pausen. Mehr. Die Wartezeit ist einfach unerträglich.

Maria Gruber - myFanbase

Die Serie "Heroes" ansehen:


Vorherige Review:
#1.17 Die Firma
Alle ReviewsNächste Review:
#1.19 0,07 Prozent

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier oder in unserem Forum mit anderen Fans von "Heroes" über die Folge #1.18 Parasit diskutieren.