Review: #1.19 0,07 Prozent
.07%. Point-Oh-Seven Percent. Oder zu Deutsch: Null-Komma-Null-Sieben Prozent. Dieser Titel löste, als er erstmals bekannt gegeben wurde, allgemeine Verwirrung aus. Was sollte .07% bedeuten? Das Wirtschaftswachstum? Der Alkoholspiegel von Tim Kring als ihm die Idee zu "Heroes" kam? Keiner wusste es. Doch schon nach den ersten zehn Minuten dieser Folge wird klar, worum es geht: diese Angabe bezieht sich auf die Erdbevölkerung. 0,07 Prozent davon lebt nämlich in New York. Und wird sterben, wenn Peter in die Luft geht.
It’s Time to Save the World
#1.19 0,07 Prozent läutet das große Finale der ersten Staffel von "Heroes" ein. Vergessen ist der Kultslogan "Save the Cheerleader, Save the World", denn jetzt geht es nur noch um letzteres: "Save the World". Den Ereignissen, die vor uns liegen, kommen wir diesmal ein ganzes Stück näher: Linderman also weiß, was New York bevorsteht und will die Explosion nicht stoppen, um der Welt so zu einem Erneuerungsprozess zu verhelfen, den er nur durch die Katastrophe möglich sieht. Krank, aber interessant. Endlich kennen wir Lindermans Standpunkt in der ganzen Geschichte und damit tun sich wieder völlig neue Fronten auf. Womöglich sogar bald eine zwischen den Petrelli-Brüdern, Peter und Nathan.
Nathan, gespielt von einem hervorragenden Adrian Pasdar, erlebt in #1.19 wahrhaft ein Wechselbad der Gefühle. Erst erfährt er, dass er Präsident der Vereinigten Staaten werden wird, wenn New York explodiert, dann stirbt sein Bruder, seine leibliche Tochter taucht zu allem Überfluss auf und dann ist sein Bruder doch wieder am Leben. Letztlich fragt Nathan sich, wer er eigentlich ist. In seinem Inneren wütet der Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen der Rettung New Yorks oder dem Zulassen der Explosion, die ihn zum Präsidenten machen wird. Zwischen seiner Entscheidung steht Peters Leben und als er eine Chance wittert, dass Peter bei der Explosion wegen seiner Regenerationsfähigkeit vielleicht gar nicht sterben wird, ist er erschreckend schnell dazu bereit, 0,07 Prozent der Erdbevölkerung für seine Macht draufgehen zu lassen.
Auch Peter musste in dieser Episode einiges einstecken: er stirbt (mal wieder). Und selbst wenn man nicht einmal für einen kleinen, einen ganz klitzekleinen Moment geglaubt hat, dass Peter wirklich das Zeitliche segnet – letztlich ging Peters Tod gar nicht darum, dass man befürchten musste, dass er stirbt. Sondern darum, dass man wissen wollte, wie er denn letztlich nicht stirbt. Dass es schließlich Claire ist, die ihm die Scherbe aus dem Hinterkopf zieht, ist großartig konstruiert.
Doppelmörder
Der Cliffhanger von #1.18 Parasit war gigantisch gewesen: Mohinder klebt blutverschmiert an der Decke seines Apartments, Peter kommt herein und Sylar begrüßt ihn gleich mit einem neuen Haarschnitt. Das Duell Sylar vs. Peter ist Spannung pur, es ist ein Kampf der Superkräfte. Zwar hat Peter ein paar Fähigkeiten mehr im Repertoire als Sylar, doch dieser ist erfahrener, weiß geschickter mit seinen Fähigkeiten umzugehen. Als er die Scherben in der Luft schweben lässt, strömt er diese absolute, faszinierende Kaltblütigkeit aus, die Sylar auszeichnet. Wiederum gilt Zachary Quinto ein Lob dafür, wie fantastisch er den Killer darstellt. Fan-tas-tisch. Hm. Ist es psychopathisch einen Psychopathen cool zu finden?
Als Peter direkt von einer Glasscherbe getroffen wird und tot umfällt, kann man es einfach nicht glauben, dass Peter als Sylars Brotzeit enden soll. Wie? Wie wird er überleben? Es ist schließlich ein neu erstarkter Mohinder, der Sylar mit der Karte über den Haufen fährt und Peters Leben ohne es zu wissen rettet. Große Klasse. Die mutige, clevere, selbstbewusstere Version von Mohinder gefällt mir ausgesprochen gut.
Doch wenn wir von Mohinder sprechen, muss unbedingt noch eine Sache erwähnt werden, die der Episode insgesamt sehr negativ ins Gewicht fällt: ein riesengroßer Logikfehler. Ja, zugegeben, "Heroes" hatte bislang so einige fragwürdige Stellen, die eine Erklärung erfordert hätten, doch diese waren zu verkraften gewesen, da die Story insgesamt einfach viel zu gut geschrieben ist. Doch gebt euch diese Szene: Mohinder überrollt Sylar mit der Karte, der daraufhin erstmal Sternchen sieht. Es stört nicht unbedingt die Tatsache, dass Sylar ungefähr zehn Fähigkeiten besitzt, die das hätten verhindern können. Schließlich war er abgelenkt (wer wäre das nicht, wenn Milo vor einem liegt?). Vielmehr ist es komplett unlogisch, was danach passiert: Mohinder, vor der Verbannung an die Decke noch Feuer und Flamme, Sylar zu erschießen, LÄSST SYLAR LIEGEN. Er nimmt sich nicht etwa die Pistole und erschießt ihn, sondern verfrachtet lieber erstmal die Leiche von Peter in sein Taxi, um sie in den Petrelli-Palast zu bringen. Sylar lässt er einfach mal in seiner Wohnung liegen. Autsch.
Aber nun gut, drücken wir ein Auge zu. Schließlich wäre es sehr schade um Sylar gewesen.
Nicht nur Peter wird in dieser Folge ein Opfer von Sylar – auch Isaac. Einerseits ist es überraschend, dass die Autoren sich trauten, gleich nach Simones Tod in #1.18 den Tod von Isaac in #1.19 zu inszenieren, doch andererseits ist es ein brillantes Ende für einen Charakter, der eine große Entwicklung durchgemacht hat. Isaac entwickelte sich von einem drogenabhängigen Junkie zu einem eigenständigen Mann, der erkennt, dass er seinem tragischen Schicksal nicht entfliehen kann. Wie ein Held, fast schon wie ein Märtyrer stellt er sich Sylar, nun da er seine große Liebe Simone verloren und die Unabwendbarkeit seines Todes verstanden hat. Ironischerweise ist dieser letzte Auftritt von Isaac sein stärkster und es ist ein gelungener Abgang für den Maler, der insgesamt viel zu wenig zu sehen war.
"Together, they can tell the future."
Die anderen Plots – Jessica trifft Linderman und soll ihm Micah aushändigen, der Ausbruch aus dem Primatech Paper Gebäude, HiroHiro und Ando in der Zukunft – umrahmten das große Geschehen um Peters und Isaacs Tod auf sehr gelungene Weise. Man merkte, dass die Weichen für das große Finale gelegt werden sollten: Jessicas Konfrontation mit Linderman deutet darauf hin, dass sie im Hauptplot um New Yorks Explosion hoffentlich bald eine Rolle spielen wird. Bennets, Teds und Matts Mission, die Organisation zu zerstören, bringt endlich unseren radioaktiven Hero, der im Hauptplot essentiell ist, nach New York. Und Hiro und Ando befinden sich in der Zukunft, wo Hiro doch tatsächlich auf sein späteres Ich trifft und damit eine Abschlussszene bietet, die schlichtweg fabelhaft ist.
Zukunfts-Hiro: You?
Hiro: Me?
Und ich freue mich wie ein Schnitzel auf die nächste Episode.
Maria Gruber - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: .07%Erstausstrahlung (US): 23.04.2007
Erstausstrahlung (DE): 13.02.2008
Regie: Adam Kane
Drehbuch: Chuck Kim
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