Bewertung

Review: #1.20 Fünf Jahre später

Foto: Hayden Panettiere, Heroes - Copyright: 2010 Universal Pictures
Hayden Panettiere, Heroes
© 2010 Universal Pictures

Um die Bewertung dieser Folge gleich mal vorwegzunehmen: #1.20 Fünf Jahre später zählt zum Allerfeinsten, was man in den letzten Jahren im Fernsehen sehen konnte. Das ist mein voller Ernst. Diese Folge ist nicht nur die bislang beste von "Heroes", sie ist eine Sternstunde des US-amerikanischen Fernsehens. Eine Episode so voller Intensität, dass sie einen direkt vom Hocker pfeffert.

Wer ist nun die Bombe?

So fantastisch wie #1.19 0,07 Prozent aufhörte, beginnt #1.20 Fünf Jahre später: Hiro trifft auf sein zukünftiges Ich und ist mindestens ebenso erstaunt wie wir, als er sich selbst als schwertschwingenden Samuraikämpfer mit Kinnbart sieht. Eine großartige Leistung von Masi Oka, der für die Hiro/Zukunfts-Hiro-Szenen immer wieder von der einen in die andere Rolle schlüpfen musste. Worte wie "großartige Leistung" werdet ihr in dieser Review übrigens noch öfter lesen, denn sie wird eine einzige Lobeshymne auf den Cast, das garantiere ich euch.

Ando, Hiro und Zukunfts-Hiro besprechen also die Situation und uns wird einiges (un)klarer: in der alternativen Zeitlinie ging nicht Peter, sondern Sylar in die Luft und zerstörte New York. Hiro hatte versucht, Sylar mit seinem Schwert zu erstechen, doch dieser konnte sich dank Claires Fähigkeit regenerieren – und explodierte. Logisch also, dass Hiro versuchen musste, Claire zu retten, um Sylar doch töten zu können und damit die Welt zu retten. Durch seinen Besuch in der U-Bahn bei Peter in #1.05 gelang es ihm dann auch, Claire vor Sylar zu schützen, doch damit ist die ganze Sache noch lange nicht geklärt. Denn: anstatt Sylar geht nun Peter in die Luft.

Öh, was? Wer ist nun die Bombe?!

Nein, einfach ist es nie, sobald man irgendetwas mit Zeitreisen zu tun hat. Doch "Heroes" schafft es irgendwie, vorwärts und rückwärts in der Zeitachse herumzuhüpfen und in die Geschehnisse zu pfuschen und trotzdem auf eine verwirrende Art konsequent zu bleiben.

Wir haben also einmal Zeitlinie A. In dieser explodiert Sylar und kann von Hiro nicht getötet werden, weil Sylar Claires Fähigkeit besitzt. New York wird in Schutt und Asche gelegt und trotz eines so attraktiven Präsidenten wie Nathan/Sylar sieht die Zukunft nicht wirklich rosig aus.

Dann gibt es Zeitlinie B. In dieser explodiert Peter. Sylar hatte Claire nicht töten können, die bringt nun fünf Jahre später irgendwelchen komischen Männern ohne Hornbrillen Pfannenkuchen. Dennoch denken alle, dass Sylar die Bombe war, denn Nathan/Sylar hatte ihm/sich die Sache in die Schuhe geschoben, damit Peter sicher ist. Und auch wenn Badboy-Peter mit Narbe und Unterhemd rattenscharf ist, sieht die Zukunft nicht wirklich rosig aus.

Ando und Hiro landen jedenfalls in Zeitlinie B und Zukunfts-Hiro kann nicht verstehen, wieso sich seine Zukunft nicht verändert hat. Tja, er hat eben nicht mit Peter gerechnet. Und damit wären wir auch schon beim Dilemma: Hiro weiß nicht, dass Peter die Bombe sein wird, sondern glaubt, dass er Sylar töten muss. Dummerweise hat Zukunfts-Peter in dem ganzen Stress um die Rettung der Welt vergessen, diese (UNGLAUBLICH WICHTIGE, WELTVERÄNDERNDE) Kleinigkeit mitzuteilen.

"I understand how things work."

Bombe hin oder her, fast noch interessanter als die Rettung der Welt sind unsere Heroes. Den Award für die beste Schauspielleistung bekommt diesmal Adrian Pasdar. Seine Darbietung war mehr als oscarreif, sie war genial. Als Nathan/Sylar bewegte er sich wie Quinto, er betonte die Wörter wie Quinto, er war die perfekte Verkörperung dieser Rolle. Sieht man die Episode zum ersten Mal, fällt einem das kaum auf. Doch beim zweiten Mal, mit dem Wissen, dass Nathan Sylar ist, merkt man, dass Pasdar den Part des Nathan auf eine subtile Weise anders spielte, düsterer, sylariger. Dazu trug selbstverständlich auch die Arbeit der Drehbuchautoren bei, die Nathan versteckt Sylars Worte in den Mund legten. Ganz klar wird dies in der Szene in Isaacs Loft, in der Mohinder Nathan erklärt, dass Hiro die Zukunft ändern wollte. "I understand how things work", sagt Nathan/Sylar dann, so wie Sylar es immer zu sagen pflegt. Grandios.

Großes Lob verdient auch Milo Ventimiglia, dessen Interpretation des Badboy-Peters unglaublich überzeugend war. Man mag dieser 180-Grad-Drehung vom träumerischen Krankenpfleger zum knallharten Superhelden anfangs vielleicht skeptisch gegenüber stehen, doch diese Verwandlung deutete sich bereits ein bisschen in Episode #1.16 Unerwartet an, in der Peter erstmals das Potential zeigte, auch mal böse sein zu können. Doch Peters Veränderung ist nichts gegen die, die Matt Parkman vollzogen hat: er hat sich zu einem eiskalten Cop entwickelt, der nicht davor scheut, Hornbrille eine Kugel in den Kopf zu verpassen. Wahnsinn! Doch ähnlich wie bei Peter passt auch bei Matt alles zusammen: die Ereignisse sind auch an ihm nicht spurlos vorbeigegangen, er hat jetzt einen Sohn mit besonderen Fähigkeiten, den es zu schützen gilt. Dass Greg Grunberg jede Sekunde genossen hat, in denen er Bad-Matt spielen durfte, glaube ich sofort. Er hat seine Sache super gemacht.

Die beiden Damen, Claire und Niki, haben sich in den fünf Jahren allerdings nicht wirklich verändert. Gut, Claire ist jetzt brünett und verlobt, aber sie wehrt sich immer noch vehement gegen die Rettungsversuche ihres Vaters. Und wer ist bitteschön Andy? Niki hat sich wenigstens gleich mal Peter geangelt (wer wissen will, wie Peter und Niki sich kennen lernten, sollte den neuesten Online Comic lesen) und ein Striplokal aufgemacht. Brav so.

0,07 Prozent Reloaded

Und jetzt zum Highlight, zum Sahnehäubchen der Episode: das Ende. Die letzten sieben bis zehn Minuten sind die Krönung einer ohnehin schon fantastischen Episode. Zukunfts-Hiro, Ando und Peter brechen in das Polizeigebäude ein, Mohinder soll Hiro töten, und dann natürlich: der Endkampf. Klar war das Gemetzel von Zukunfts-Hiro und Peter unnötig, aber hey, es war einfach verdammt COOL. Mohinder macht seinen Fehler aus der letzten Episode gut und killt den Haitianer anstatt Hiro, und dann überschlagen sich die Ereignisse: Matt erschießt Zukunfts-Hiro, Nathan/Sylar kommt angebraust und es kommt zu einer neuen Konfrontation zwischen Peter und Sylar. 0,07 Prozent Reloaded.

Die zweite Begegnung zwischen den beiden wohl mächtigsten Heroes toppt die aus #1.19 nochmals um einiges. Zunächst einmal bietet Pasdar an dieser Stelle seine wohl beste Verkörperung von Quinto: er IST Quinto, als er auf Peter zugeht. "Brother versus brother. It's almost biblical". Unglaublich. Was danach folgt, erinnert nicht nur ein bisschen an "Matrix" (wobei Milo der Mantel viel besser steht als Keanu), sondern ist auch eine nette Hommage an das Pyro/Iceman Duell aus "X-Men". Zwar bekommen wir den Fight zwischen Peter und Sylar nur ein paar Sekunden lang zu sehen, doch er ist grandios. Ein Vorgeschmack auf das, was uns im Finale erwartet.

"Now the hard part..."

Immer dann, wenn man meint, "Heroes" hätte eine fantastische Episode abgeliefert, übertrifft es sich immer wieder selbst. So auch bei #1.20 Fünf Jahre später. Diese Folge ist das Beste, was wir bisher von der Show sehen durften, doch sie ist nur deshalb so gut, weil sie sich auf 19 großartige Folgen stützen kann. So passt einfach alles: wir sehen zum Beispiel Hana Gitelman aus #1.16 Unerwartet wieder, was besonders die Leser der Online Graphic Novels gefreut haben dürfte. Die von Hiro erwähnte Molly Walker, die Mr. Bennet in sein Schutzprogramm aufgenommen hat, ist das kleine Mädchen aus #1.02 Kein Blick zurück, das Matt unter der Treppe fand und rettete. Claire arbeitete im Burnt Toast Diner, eben dem Restaurant, in dem auch Charlie war. Und wer die alten Folgen noch gut im Kopf hat, der wird sich daran erinnert haben, dass Peter in #1.11 Ausgelöscht in einem Traum plötzlich Sylar anstelle von Nathan sah. Das Puzzle fügt sich nach und nach zusammen.

Doch nun kommt der schwierige Teil. Und ich wage schon zu hoffen, dass #1.21 Der schwierige Teil wieder ein Spektakel werden wird. Wobei diese Episode kaum zu übertreffen ist – oder?

Maria Gruber - myFanbase

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