Bewertung

Review: #3.03 Einer von uns, einer von ihnen

Foto: Jessalyn Gilsig & Hayden Panettiere, Heroes - Copyright: 2010 Universal Pictures
Jessalyn Gilsig & Hayden Panettiere, Heroes
© 2010 Universal Pictures

Wo soll ich beginnen? Diese Episode war so unlogisch und gut zugleich, so eigenartig und doch wieder cool, dass eine Bewertung schier unmöglich scheint. Es kommt einem so vor, als hätten Tim Kring und sein Team einfach mal ihr Hirn ausgeschaltet, ein völlig absurdes Drehbuch verfasst, einen talentierten Regisseur engagiert und diese Episode abgedreht. Dann haben sie das Material zu #3.03 Einer von uns, einer von ihnen verarbeitet, zu NBC geschickt, aber die Warnung an den Zuschauer vergessen, die da lautet: "Bevor Sie diese Episode ansehen, schalten Sie bitte Ihr Gehirn aus."

Es gab so viele unerwartete und komische Wendungen in dieser Folge, dass ich mein Hirn irgendwann mal zwangsläufig ausschalten musste, um nicht völlig den Faden zu verlieren. Sylar wird gezähmt? Claire und Meredith sperren sich in einen Container ein? In Berlin heißt Popcorn noch Puffmais? Oh Mann. Dann auf der anderen Seite waren einige Szenen so gut, dass man sie einfach nur genießen konnte: Sylar bestellt entkoffeinierten Kaffee für Hornbrille? Tracy trifft auf Micah? Knox durchbohrt den Deutschen? Super.

Wo also anfangen? Sehen wir uns diese Folge mal genauer an und schauen, was am Ende rauskommt...

"You drink de-caf, right Noah?"

#3.03 bringt drei der besten Charaktere der Show auf ungewöhnliche Weise zusammen: Sylar, Hornbrille und Mama Petrelli. Sylar muss erstmal die Nachricht verdauen, dass Mama Petrelli auch seine Mama ist und Hornbrille damit so was wie sein Adoptivbruder und Claire seine Nichte. Puh. Doch da gibt ihm Mama Sylar ein kleines Häppchen namens Bridget, sodass Sylar nun die Fähigkeit hat, die Geschichte jeglichen Objekts per Berührung zu erfahren. Ich kann nur wiederholen: Angela ist BÖSE.

Hornbrille kehrt zur Company zurück und bekommt von Angela seinen neuen Partner vorgestellt: Sylar Moon. Während Sylar in sich hineingrinst, sieht Hornbrille so aus, als hätte er ein rosarotes Eichhörnchen gesehen und kann nicht glauben, was passiert. Ich auch nicht. Wieso kooperiert Sylar? Hat ihn das Auftreten einer neuen Mutterfigur aus der Bahn geworfen, so wie es in #1.21 der Fall war? Will Sylar wirklich Hilfe, um nicht mehr zu morden? Spielt er mit Angela und Hornbrille? Oder ist er einfach nur neugierig zu sehen, wie sich alles entwickelt, so wie er selbst sagt? Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, dass ich Sylar immer so mochte wie er ist, ohne Gewissensbisse. Offenbar ist es aber genau die Richtung, die man diese Staffel mit Sylar gehen will: Man will ihn vom Monster zum Helden machen.

Kommt man erstmal über diese verwirrende Wendung hinweg, ist die neue Partnerschaft allerdings ein Genuss: Mit Hornbrille und Sylar werden zwei absolute Antagonisten zusammengebracht, die dank ihrer Schauspieler wunderbar zusammen agieren. Quinto und Coleman machen wirklich etwas Großartiges aus ihren Szenen, so dass man die beiden einfach weiter zusammen sehen will, so verquer es auch sein mag.

"I'm gonna beat his horn-rimmed glasses right into his skull."

Peter/Jesse, Knox, Flint und der Deutsche machen diesmal das, was man von ihnen als unmenschliche und weltzerstörende Bösewichte erwartet: Sie rauben eine Bank aus. Es ist ein bisschen schwer zu begreifen, was an den vier so unglaublich schrecklich sein soll, denn verglichen mit Sylar sind sie ein Haufen Amateure. Man hat es bislang verpasst, den Flüchtlingen einigermaßen Tiefe zu verleihen, so dass man sie nicht wirklich als angsteinflößend bezeichnen könnte. Höchstens Knox hat da Potential: Er ist sowohl böse als auch relativ intelligent, was eine gefährliche Mischung ist.

Der Banküberfall verläuft eher unspektakulär, zeigt aber deutlich, dass Flint, der Deutsche und Peter/Jesse im Vergleich zu Knox nur einfältige Marionetten sind. Erst an dem Punkt, als Hornbrille und schließlich Sylar auftauchen, wird es interessant: Bennet agiert selbstlos und heroisch (und auch etwas dumm), als er sich für die Geiseln eintauscht und bevor er Knox' Superfaust zum Opfer fällt, friert plötzlich alles ein. Es ist Zukunfts-Peter, der Gegenwarts-Peter aus Jesse befreit, mit in die Zukunft nimmt und Bennet einfach mal seinem Schicksal überlässt. "Danke, Peters!" wird sich HRG gedacht haben. "Sucht euch nächstes Mal jemand anderen, der euch erschießt!"

So geht erstmal alles gut aus, mehr oder weniger: In bester Teamarbeit können Sylar und Bennet Flint und Jesse schnappen, während Knox sich aus dem Staub macht. Sylar kann Francis Capra allerdings nicht widerstehen und killt ihn. Mit dieser Szene setzen die Autoren klar das Zeichen, dass Sylar wohl so was wie ein Sklave seiner Fähigkeiten ist und einfach Pech hatte. Während andere Todestränen weinen und visionäre Bilder malen, inspiziert er eben Gehirne. Leider funktioniert das mit dem armen, lieben Sylar für mich aber gar nicht.

"Mom?"

Im Gegensatz zu fast allen anderen Storylines erwies sich die rund um Tracy/Niki diesmal am kohärentesten. Wir sehen, dass Tracy völlig anders ist als Niki, denn anstatt vor ihrer Fähigkeit davon zu laufen, konfrontiert sich Tracy mit der Situation und beschließt, nach New Orleans zu fahren. Dort findet sie eine erstaunlich gut erhaltene, tote Niki (ist die Frau nicht verbrannt?) und trifft schließlich auf Micah.

Das Zusammentreffen zwischen Tracy und Nikis Sohn war sehr schön gemacht, ließ einem aber doch mit dem Gefühl zurück, dass wir von Micah nun wohl nicht mehr viel sehen werden. Geschweige denn von Monica. Es ist nicht so, dass Micah und Monica essentiell für die Show gewesen wären und ihnen nun alle Fans nachtrauen werden, doch irgendwie hat man das Gefühl, dass viele weitere lose Enden der zweiten Staffel von den Autoren offen gelassen werden. So ist Monica einfach vom Erdboden verschluckt worden, nachdem sie in der letzten Season zwar eine bekloppte Storyline hatte, aber dennoch recht viel Zeit für ihre Geschichte hergenommen wurde. Schade.

"The future has changed."

Kommen wir also zur... sagen wir, zur mitleiderregendsten Storyline der Episode. Nein, ich rede nicht vom Mitleid für den Zuschauer, der Usutu und Matt auf ihrem eher langweiligen Spaziergang durch die Wüste zuschauen muss. Auch nicht vom Mitleid für Matt, der unfreiwillig am Ende der Welt gelandet ist. Ich rede von Usutu.

Ich meine, kann sich irgendjemand eine langweiligere Lebensaufgabe vorstellen, als Matt Parkmans Leben zu malen? Verkehr regeln, mit Janice zur Eheberatung gehen, Donuts essen... oje. Die letzten sechs Monate müssen für Usutu bahnbrechend gewesen sein, als Matts Leben exponentiell aufregender geworden ist. Nun, jedenfalls meint Usutu, dass Matts Zukunft mit Frau und Kind nichts mehr wird (Zum Glück! Oder hätte hier jemand Lust auf ein Wiedersehen mit Janice?). Stattdessen malt er ein neues Bild, das Matt dabei zeigt, wie er eine tote Frau auf den Armen trägt, die dieselben Symptome am Rücken hat, wie Mohinder...

"I wanna do something. Fight them!"

So, und zum Schluss, liebe Leute, bitte endgültig den Denkapparat abschalten... kommen wir zu Claire und Hiro und einem Haufen DKDNWS*-Momente!

Claire schaltet diesmal wieder total auf ihren Teenie-Rebell-Modus, was zwar absolut nervig, aber wohl bis zu einem gewissen Grad nachvollziehbar ist. Überhaupt nicht nachvollziehbar ist allerdings Merediths Aktion mit dem Container, in den sie Claire steckt, um dann die Heizung anzudrehen.

Wieso sollte Meredith mit so bescheuerten und drastischen Mitteln versuchen, aus Claire irgendein Geständnis zu holen? Wieso dachte sie, dass sie Claire damit bewegen würde, daheim zu bleiben? Die gesamte Sequenz wirkte eher nur wie eine Ausrede dafür, um zwei schwitzende Blondinen in einen Container zu verfrachten. Und der Zuschauer bleibt mit einem großen DKDNWS!! zurück und es wird einem nicht klar, wieso man nicht auf eine sinnvollere Weise Claire dazu hätte bringen können, Costa Verde eigenmächtig zu verlassen.

Auch die Geschichte rund um Hiro erzielt nicht den gewünschten Effekt: Anstatt die witzige Komponente der Folge zu sein, ist alles aufgesetzt und langweilig. Daphne ist zwar frech und erfrischend, ist Hiro und Ando jedoch so überlegen, dass man bei so viel Dummheit, wie die beiden Japaner diesmal an den Tag legen, fast wegsehen muss. Man kann nur verzweifelt DKDNWS!! rufen und hoffen, dass jetzt, wo Hiro und Ando bei der Company sind, alles besser wird.

"Can I get popcorn?"

Was lässt sich am Ende also sagen? Diese Episode macht Spaß, allerdings nur unter der Bedingung, dass man absolut nicht mitdenkt. Es wurden ein paar interessante und gleichzeitig abwegige Entwicklungen in Gang gesetzt, die vielleicht spannend sein mögen, aber unlogisch sind. Und das funktioniert für mich nicht. "Heroes" scheint leider zunehmend seine Glaubwürdigkeit zu verlieren und muss zusehen, dass es sich wieder fängt. So lautet das Fazit: Schaltet man sein Hirn aus, ist alles super, denkt man aber auch nur ein bisschen mit, ist die Folge enttäuschend. Mehr als fünf Punkte kann es daher nicht geben.

* Das kann doch nicht wahr sein

Maria Gruber - myFanbase

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