Bewertung

Review: #3.04 Tödlicher Hunger

Foto: Zachary Quinto, Heroes - Copyright: 2010 Universal Pictures
Zachary Quinto, Heroes
© 2010 Universal Pictures

Erinnert ihr euch noch? Erinnert ihr euch an diese unglaubliche Episode in der ersten Staffel, #1.20 Fünf Jahre später, die einen damals einfach nur überwältigt hat? Nun, #3.04 Tödlicher Hunger ist wie ein Déjà-Vu dieser Folge. Sie kommt zwar bei weitem nicht an die Qualität von #1.20 heran, doch sie liefert endlich die Qualität, die man von einer Show wie "Heroes" durchaus erwarten darf: Sie ist spannend, nimmt viele unerwartete Wendungen und lässt im geneigten Fan die Hoffnung aufkeimen, dass es wieder aufwärts geht.

"All these people with abilities are going to destroy the world."

Wir befinden uns also vier Jahre in der Zukunft: Mittlerweile können sich Menschen ihre Fähigkeiten quasi im Supermarkt kaufen und dass Bankiers durch die Lüfte fliegen und Kinder im Superspeed zur Schule düsen, ist völlig normal. Eine Idee, die mir ausgesprochen gut gefällt. Fähigkeiten zum Einkaufen, wer will das nicht?

Da die Menschen sich durch diese Entwicklung allerdings selbst zerstören werden, fordert Peter sein jüngeres Ich auf, Sylar aufzusuchen, um sich dessen Fähigkeit anzueignen. Man fragt sich natürlich, wieso Zukunfts-Peter das nicht selbst macht, aber der hat Angst davor, noch mehr Probleme zu verursachen. Damit seine jüngere Version keine Fehler macht, benötigt Peter nun Sylars Fähigkeit. Der ganze Plan geht allerdings ordentlich nach hinten los.

Sylar... ist nämlich gar nicht mehr Sylar.

Sylar ist Daddy!

Und zwar ein Daddy, wie er im Buche steht. Er trägt jetzt Brille und Schürze (Hail to the Chef!), bereitet seinem kleinen Noah Waffeln zu und wurde wahrscheinlich gerade zum Besten Hundebesitzer aller Zeiten gekürt. Und das ist... GENIAL. Diese Szene ist ein absolutes Highlight, sie ist befremdlich und amüsant zugleich und in jeder Hinsicht großartig. Nicht zuletzt dank des herausragenden Zachary Quinto. Dieser Mann kann einfach alles: ob als psychopathischer Serienkiller, als zurückhaltender Uhrenmacher, als kommandierender FBI-Agent oder als lieber Daddy, Quinto rockt.

Das Gespräch zwischen Peter und Sylar ist ebenfalls wunderbar und sehr intensiv. Diesmal hören wir von Sylar selbst, dass seine Fähigkeit einen großen, mörderischen Hunger mit sich bringt, was nochmals unterstreicht, was die Autoren schon in den letzten Folgen angedeutet haben: dass Sylar immer ein Sklave seiner Fähigkeiten war. Das lässt einige Dinge aus der ersten Staffel natürlich in einem anderen Licht erscheinen. War Sylar nicht immer ein mörderischer, psychopathischer Bastard, der Fähigkeiten sammelte, um besonders zu sein? Anscheinend nicht. Nach dieser Folge allerdings kann man sich langsam mit dieser Tatsache anfreunden, nicht zuletzt, da wir sehen, was die Fähigkeit schließlich mit Peter macht.

Der schöne Brudermoment wird von Zukunfts-Claire (nennen wir sie Bitch-Claire), Zukunfts-Daphne und Zukunfts-Knox unterbrochen, die Klein-Noah gefangen nehmen und Peter im Gegenzug für seine Freilassung wollen. Bitch-Claire macht ihrem Namen alle Ehre, als sie ohne mit der Wimper zu zucken eine Pistole auf Noah richtet und anscheinend kein Problem damit hat, ein Kind zu erschießen. Womit wir zu einem der großen Probleme dieser Folge kommen: Die Sympathien sind so extrem durcheinander gewürfelt worden, dass der Zuschauer es schwer hat, festzustellen, was er von wem halten soll. Wie konnte Claire zu Bitch-Claire werden? Wieso halten Peter alle für einen Terroristen? Wie ist Daphne von einer frechen Diebin zu einer verantwortungsvollen Mutter geworden? Klar, auch in #1.20 waren die Zukunftsversionen der Charaktere ganz anders, als wir sie kannten, aber wir wurden nicht so ins kalte Wasser geworfen, wie diesmal.

Als Noah unglücklicherweise getötet wird, haben wir ein zweites Déjà-Vu: Sylar geht in die Luft. Und diesmal wirklich. Costa Verde wird dem Erdboden gleichgemacht und während Claire, Peter und Knox heil entkommen, schafft Daphne es nicht mehr und stirbt später in Matts Armen. Womit wir beim zweiten großen Problem wären: Unstimmigkeiten. Mir ist klar, dass "Heroes" davor nie wirklich gefeit war, aber man hat das Gefühl, dass sie sich mehr und mehr häufen. Und das ist unnötig. Die Macher beweisen ständig, dass sie die Details durchaus im Auge haben – so auch diesmal, als Sylar Peter etwa seine kaputte Uhr gibt, die sieben Minuten vor Mitternacht stehen geblieben ist oder als Claire denselben Wortlaut wie Hornbrille benutzt, als sie erklärt, dass der Haitianer die Fähigkeiten anderer stoppt ("That's not going to work with my friend here."). Man kann als Zuschauer nur schwer verstehen, wie es sein kann, dass kleine, eher nebensächliche Details so beachtet werden, aber wirklich wichtige Dinge in Vergessenheit geraten. So fragt man sich, wie Zukunfts-Peter durch eine Kugel in die Brust sterben konnte oder woher Peter wusste, dass er Mohinder in Isaacs altem Apartment findet.

"I have to show you something."

Die Handlungsstränge in der Gegenwart werden diesmal nur begrenzt vorangetrieben. Wir haben zum einen Mohinder, der nicht nur mit seinem Hautausschlag zu kämpfen hat, sondern auch mit seiner neuen Aggression. Und natürlich mit Maya, die immer noch unwahrscheinlich nervig und einfach fehl am Platz ist.

Viel interessanter ist da schon, was mit Tracy passiert. Sie erfährt von Dr. Zimmerman, dass sie eine von drei Drillingsschwestern ist und eine gewisse Company Zimmerman beauftragt hat, an den dreien herumzuexperimentieren, um ihnen besondere Fähigkeiten zu geben. Man muss sich fragen, ob Tracy, Niki und Barbara nicht vielleicht eine der ersten Testsubjekte waren, an denen die Formel ausprobiert wurde und sie nur drei von vielen sind, die ihre Fähigkeiten aus dem Labor haben. Tracys Verzweiflung jedenfalls ist nach dem Besuch bei Zimmerman noch größer, sodass sie sich schließlich von einer Brücke stürzen will. Auch wenn dieser Selbstmordversuch schließlich eine tolle Szene hergibt und sie mit Nathan zusammenbringt, funktioniert das für mich nicht ganz. Wurde uns Tracy nicht als starke Persönlichkeit vorgestellt, die ihr Leben im Griff hat und so ganz anders als Niki ist?

Zu guter Letzt dürfen natürlich auch Hiro und Ando nicht fehlen. Die beiden setzen sich in ihrer Gefängniszelle in Level 2 endlich mit ihren Problemen auseinander und klären sie, worüber man nur erleichtert sein kann. Schade ist es allerdings, dass Hiro zusehends zu einem wirklich nervigen Charakter wird. Was ist passiert? Wie konnte man es so weit kommen lassen, dass eine anfangs so liebenswürdige und beliebte Figur zu so einem stumpfen Clown geworden ist? Es wird allerhöchste Zeit, dass mit Hiro etwas passiert.

"Hiro, you son of a bi---!"

Doch konzentrieren wir uns wieder auf das Gute an dieser Episode. #3.04 Tödlicher Hunger hat es trotz teilweise hochgradig verwirrender Geschichten und einigen Unstimmigkeiten geschafft, endlich mal wieder richtig gute "Heroes"-Unterhaltung zu liefern. So ist diese Folge die bislang beste der dritten Staffel und verspricht mit der Rückkehr von David Anders (!) eine tolle nächste Episode.

Maria Gruber - myFanbase

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