Review: #4.16 Verlorene Liebe
Pass – oder fail? Kann diese Episode überzeugen oder fällt sie – wie ihre Vorgänger – wieder gnadenlos durch? Eine unerwartet schwierige Frage, denn #4.16 Verlorene Liebe (Originaltitel: Pass/Fail) hat ein paar überraschende Ausreißer nach oben, die man zu diesem Zeitpunkt der Staffel eigentlich nicht mehr erwartet hätte. Natürlich wimmelt es auch diesmal von hirnverbrannten Momenten, in denen man sich am liebsten mit der flachen Hand an die Stirn schlagen würde – doch man muss schließlich auch den gelungenen Dingen Rechnung tragen. Diese lassen sich in Ansätzen finden, werden aber leider fast ausnahmslos im Keim erstickt.
"The world versus Hiro Nakamura, your honor."
Den überzeugendsten Teil der Episode – und ich kann es selbst kaum glauben, dass ich das jetzt sagen werde – liefert die Storyline rund um Hiro und seine imaginäre Gerichtsverhandlung. Neben dem wirklich gelungenen Setting im Burnt Toast Diner, wo der Zuckerstreuer einfach mal zum Gerichtshammer umfunktioniert wird, ist natürlich vor allem die Rückkehr von David Anders aka Sark aka Adam Monroe einen dicken Pluspunkt wert. Im Handumdrehen bekommt das ganze Geschehen durch ihn eine neue Dynamik und natürlich ist es auch toll, George Takei als obersten Richter dabei zu haben.
Für Hiro ist diese Traumsequenz die beste Storyline seit #4.08 Es war einmal in Texas und zeugt endlich mal wieder von Kreativität, die man beim Autorenteam von "Heroes" seit so langem vermisst. Die Gerichtsverhandlung reflektiert sehr schön Hiros Entscheidungen und Fehltritte in der Vergangenheit und Adam hier quasi als Hiros Gewissen einzusetzen, funktioniert super, vor allem weil David Anders einfach so toll in dieser Rolle ist. Hervorzuheben ist selbstverständlich Sylars Auftritt im Zeugenstand ("… Melty guy, the mechanic, Isaac Mendez, my mother, some guy named Ted something…"), bei dem man einen leider viel zu kurzen Eindruck davon bekommt, wie genial Sylar und Adam interagieren (Sylar und Adam als Verbündete... hätte einen klasse Storyarc ergeben können). Für Hiros Entwicklung ist aber vor allem dessen Geständnis sehr wichtig und die Bewusstmachung, dass er Fehler gemacht hat. Endlich haben wir den liebenswerten Hiro zumindest für diese Folge wieder zurück, den Hiro, der ein Held sein will und der auch so handelt, und nicht der blöde Kindskopf, zu dem er in den letzten zwei Staffeln degradiert wurde.
Insgesamt wäre diese Storyline ein wirklich toller, würdiger Abschluss für Hiro gewesen: Seine Taten werden rekapituliert, er sieht seine Fehler ein und schließlich wird er von seiner Mutter auf die andere Seite geführt. Doch leider ist man nicht konsequent genug und anstatt Hiro sterben zu lassen, wird dieser von seiner (toten!) Mutter geheilt und erwacht im Krankenhaus. Sehr schade. So wurde mal wieder eine gute Chance verpassst, einen der Hauptcharaktere mit einem schönen Abgang zu entlassen.
"Maybe that's the answer. In order to become human again, he has to get rid of all his powers."
Von verpassten Chancen zu reden wäre bei Sylar die Untertreibung des Jahres. Dieser Charakter schreit förmlich danach, endlich aus der Serie geschrieben zu werden und verdankt es nur dem herausragenden Zach Quinto, dass er auf dem Bildschirm überhaupt noch annehmbar ist. Denn wenn Sylar zuerst ein jämmerliches "I don't wanna be alone" flüstert und dann auch noch Claire küsst, ist einfach alles vorbei.
Recht geschickt eingefädelt wird jedoch das doppelte Spiel, dass Sylar hier spielt, indem er sich später als Gretchen ausgibt, um so mit Claire reden zu können. Auch wenn Claire zum gefühlten Millionsten Mal einen Monolog über ihren Gefühlszustand hält, was eindeutig überflüssig ist, so gibt es einen Bonuspunkt dafür, dass man es nach langer Zeit mal wieder geschafft hat, die Zuschauer tatsächlich in die Irre zu führen. Doch vergesst diesen Bonuspunkt, denn was folgt, ist so dämlich, dass es dafür mindestens 1000 Minuspunkte geben müsste.
Denn: Sylar will seine Kräfte loswerden.
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Echt? Ehrlich? ERNSTHAFT? Nur um das nochmal klarzustellen: Im Finale der letzten Staffel wollte Sylar Präsident werden. Zu Beginn dieser Staffel wollte er Matt dazu zwingen, ihm seinen Körper zurück zu geben. Dann wollte er alle töten, die damit zu tun hatten, dass er seinen Körper verlor. Dann wollte er zum Karneval, um Köpfe aufzuschlitzen. Und jetzt will er seine Menschlichkeit wieder erlangen und seine Kräfte loswerden??!! Wann wird dieser Charakter JEMALS herausfinden, was er will und auch mal länger als eine Episode bei seiner Entscheidung bleiben??!!
"From now on, you’re all gonna play by my rules."
Fast komplett unter der Kategorie fail zu verbuchen ist Samuels und Vanessas Geschichte, bei der man nicht nur einmal die Augen gen Himmel verdrehen muss. Die vor Kitsch nur so triefende Storyline stellt uns Samuel jetzt als romantischen Träumer vor, womit diese Undurchsichtigkeit und Rätselhaftigkeit, die den Charakter anfangs noch so interessant machte, völlig verloren geht. Der Versuch, durch Vanessa eine andere Seite von Samuel aufzuzeigen und ihn so vielschichtiger zu machen, misslingt leider. Stattdessen wirkt Samuel nicht wie er selbst und sämtliche Szenen mit ihm und Vanessa sind einfach nur eines: langweilig.
Erst nachdem wir diverse Erdbeermilchshakes und das Geplapper über alte Zeiten hinter uns gebracht haben, kommt die Sache ins Rollen: Samuel zeigt Vanessa das Traumhaus, von dem sie geredet hatten und das – wie wir jetzt erfahren – das Resultat seines ganzen hinterhältigen, fiesen und mysteriösen Pläneschmiedens war. Wie enttäuschend. All das, was Samuel die letzten 15 Folgen getan hat, war also für dieses Haus? Dass Vanessa realistisch bleibt und schließlich geht, ist völlig klar. Und so kommt zum Ende der seelische Abgrund von Samuel endlich zum Vorschein, der in seiner Wut und seiner Enttäuschung eine ganze Stadt in Schutt und Asche legt. Die böse Version von Samuel ist eindeutig besser, nicht zuletzt, weil Robert Knepper am Schluss richtig aufdreht.
Pass oder fail also? #4.16 Verlorene Liebe ist weder ein Totalausfall, noch ein Volltreffer. Neben ein paar unverhofft guten Momenten liefert die Episode leider auch wieder viel Schlechtes. Letztlich verharrt die Folge wohl irgendwo im Durchschnitt, ist also schon mal besser als das, was uns die letzten Wochen vorgesetzt wurde. Deshalb: großzügige 5 Punkte.
Maria Gruber - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Pass/FailErstausstrahlung (US): 18.01.2010
Erstausstrahlung (DE): 01.12.2010
Regie: Michael Nankin
Drehbuch: Oliver Grigsby
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