Bewertung

Review: #5.03 Hinter der Maske

Es ist erst die dritte Episode von "Heroes Reborn" und schon ist die Serie, wenn man ehrlich ist, erstmal vor allem eines: ziemlich frustrierend. Frustrierend deshalb, weil Informationen in solch einem extremen Ausmaß zurück gehalten werden, dass nicht nur der Plot, sondern vor allem auch die Charaktere darunter leiden. Frustrierend deshalb, weil man gleich eine ganze Reihe von Cliffhangern präsentiert (Autounfälle! Explosionen! Verfolgungsjagden!), ohne auch nur ansatzweise eine Wirkung beim Publikum zu erzielen. Frustrierend deshalb, weil die pseudo-epische Geschichte rund um eine rieeeeeeeesige Verschwörung sämtliche Charaktere in den Hintergrund rücken und zu nichtssagenden Figuren werden lässt.

Vielleicht ist es das Trauma, das mir noch aus den Zeiten der Originalserie nachhängt, doch langsam steigt doch die Befürchtung, dass "Heroes Reborn" einen seiner größten Fehler zu wiederholen beginnt: Es stellt den Plot (wenn man dieses Gewirr aus Substories so nennen mag) vor die Charaktere. Und das war noch nie eine gute Idee.

"Let's be honest, if we had to rely on anybody else, how would anything get done?"

Doch zumindest beginnt #5.03 Hinter der Maske damit, uns ein wenig mehr Substanz für die staffelübergreifende Geschichte zu liefern und das zu tun, was bereits der Pilot hätte tun sollen: nämlich uns zu erklären, was das Ganze alles eigentlich soll. Mit der Einführung von CEO Erica Kravid und Renautas als mächtigen Konzern erhalten diverse Subplots endlich einen Sinn und die zahlreichen losen Fäden aus der Premiere werden zumindest ansatzweise zusammengeführt.

Wir haben also Erica, die gerissene Geschäftsführerin von Renautas, deren Tochter Taylor Molly Walker zurück zur Firma bringt, damit das Projekt E.P.I.C. – eine Art Cerebro meets Google Glasses – pünktlich gestartet werden kann. Mit E.P.I.C. können Evos weltweit aufgespürt werden, wodurch prinzipiell die Hetzjagd auf Menschen mit übernatürlichen Fähigkeiten eröffnet wird. Die Idee zu E.P.I.C. ist als solche eigentlich ziemlich gut, denn sie stellt eine handfeste Bedrohung für unsere Helden dar und macht deutlich, von welch unschätzbarem Wert Mollys Fähigkeiten sind. Damit haben Noah und Quentin nun auch eine handfeste Mission, nämlich Molly zu befreien, um einerseits E.P.I.C. zu zerstören und andererseits herauszufinden, was am 13. Juni mit Noah wirklich passiert ist.

Gleichzeitig scheint Renautas auch am Polarkreis seine Finger im Spiel zu haben: Dort nämlich werden diverse Fußsoldaten mit den E.P.I.C.-Brillen ausgestattet, um Evos aufzuspüren – sind sie womöglich auf der Jagd nach Malina, dem blonden Mädchen, das seit drei Folgen nichts anderes macht, als Polarlichter zu (hier passendes Verb einfügen)? Hoffentlich passiert an der Polarfront bald etwas mehr, denn bislang ist die gesamte Storyline dort noch sehr träge und ereignislos.

Zu guter Letzt bindet Renautas auch Miko und Ren nun stärker ins Hauptgeschehen ein. Denn –

Achtung, megaoriginelle Storyline!!!

– Miko will ihr Samuraischwert zurückhaben. Sowas! Mir schwant fürchterliches... es bleibt zu hoffen, dass die Anspielungen auf Mikos Vergangenheit (Zitat Harris: "Do you have your father's power or are you just his best work?") tatsächlich auf eine baldige überraschende Enthüllung hindeuten. Wer ist dieser ominöse Hachiro Otomo, Mikos vermeintlicher Vater, wirklich? Ist Miko eventuell selbst eine Art Klon oder PC-Figur? Wurde sie vielleicht willentlich genetisch verändert?

"The world will need him soon, you know that."

Die anderen Storylines bleiben unterdessen noch völlig apart von Renautas. Carlos, dessen Erlebnisse für den Episodentitel maßgeblich sind, zieht sich die Maske seines verstorbenen Bruders über und wird im wahrsten Sinne des Wortes zu El Vengador, zum Rächer seines Bruders nämlich. Er spürt den für Oscars Tod verantwortlichen korrupten Cop auf und konfrontiert ihn – nur um dann festzustellen, dass dieser selbst ein Evo ist. Wie Carlos dessen massive Angriffe (unter anderem fliegt er durch eine Wand und zwei Betonsäulen, fällt mindestens fünf Meter in die Tiefe und wird dann noch fast von einem Auto überfahren) überleben kann, ist wahrscheinlich eines von vielen noch zu erwartenden Logiklöchern der Serie (außer Carlos entpuppt sich als Evo). Das ist vorerst leider auch wieder ein Faktor für besagten Frust mit der Serie: den Frust nämlich, dass sich die Serie in Sachen Logik auch immer wieder selbst das Bein stellt.

Tommy steckt derweil in einer klassischen Teenager-rebelliert-gegen-Mutter-Story fest. Er ist jetzt Brads bester Kumpel, hat gleichzeitig aber weiterhin ein Auge auf dessen Freundin Emily geworfen. Und seine Mutter hat bei der ganzen Sache natürlich auch noch ein Wörtchen mitzureden. Woher kennt sie Mr. Penny? Ist sie selbst ein Evo? Wird sie den Autounfall überleben?

Absolut horrend ist und bleibt weiterhin unser Killer-Pärchen Luke und Joanne. Joanne ist in Sachen Charakterkonzeption ein vollkommener Griff ins Klo, eine unerträglich schablonenhafte, einzig und allein dem Plot dienende Figur, deren Motiv für die systematische Ermordung von Evos einfach nur "I need this, we need this." lautet. Nur marginal besser sieht es bei Luke aus, der aber zumindest eine interessante Entdeckung macht: Er ist selbst ein Evo. Diese Entdeckung kommt nicht unbedingt überraschend, könnte aber diese bislang noch furchtbar platte Story vielleicht retten.

"They cannot run. They cannot hide."

Man sieht also, "Heroes Reborn" macht es einem nicht einfach. Einerseits frustriert diese Episode, denn sie macht eklatant deutlich, welch enorme Probleme die Serie noch mit ihren Charakteren hat, die weiterhin wie blanke Spielfiguren auf einem unübersichtlichen Spielfeld voller verschiedener Subplots hin- und hergeschoben werden – und der Plot ist nicht dynamisch oder mitreißend genug, als dass man über die fehlende Charaktertiefe hinwegsehen könnte. Aber wie soll man Interesse oder Mitgefühl für diese Figuren und ihre tragischen Schicksale aufbringen, wenn man gar nichts über sie oder ihr Leben weiß? Dafür fehlen uns die nötigen Einblicke, doch leider fehlt dafür wiederum die Zeit, denn schon jetzt leidet die Serie an einer Überfülle von Charakteren und tut sich damit keinen Gefallen.

Andererseits schafft die Episode es durchaus auch, ein bisschen mehr Klarheit in den Plot zu bringen und zumindest ansatzweise aufzuzeigen, in welche Richtung "Heroes Reborn" eigentlich gehen will. Es werden einige potentiell interessante Ideen angerissen, die die Staffel tragen könnten. Doch so richtig umwerfend ist das alles leider noch nicht. So episch sich "Heroes Reborn" auch präsentieren will, es mangelt einfach ganz klar vor allem noch an einem: tatsächlichen Helden, mit denen man mitfiebern kann.

Maria Gruber - myFanbase

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