Bewertung

Review: #5.09 Der Mann im Käfig

Wie es sich gehört zu diesem Zeitpunkt einer "Homeland"-Staffel, spitzt sich die Lage immer mehr zu. Während Quinn weiterhin um sein Leben bangen muss, versucht Carrie nun Allison auf die Schliche zu kommen, die allerdings mit ihrem Latein auch noch nicht am Ende ist.

"She wanted me dead, Saul."

Nachdem Carrie am Ende der letzten Episode herausgefunden hat, dass Allison alles andere als eine gute Freundin zu sein scheint, versucht Carrie diese Info natürlich zu streuen und kontaktiert daher erst mal Saul. Die Diskussion gleich zu Beginn der Episode war wohl schon ein kleiner Vorgeschmack von dem, was uns in der Episode noch erwarten sollte, denn es sind in erster Linie Worten und nicht Taten, die in dieser Episode für Spannung sorgen. Saul lässt sich überzeugen und sie ziehen den deutschen Geheimdienst hinzu, um mehr Schlagkraft aufbieten zu können. Ich bin zwar nicht ganz sicher, ob die Begründung für die Notwendigkeit deutscher Mitwirkung wirklich stichhaltig ist, aber das sei ruhig mal dahin gestellt. Ganz unlogisch ist sie im Gegensatz zu anderen Dingen jedenfalls nicht. Man denkt sich also eine kleine Falle aus und Saul darf aktiv werden, um Allison zu verwanzen..

"I was asleep for ten years. You woke me up."

Saul nutzt seine Beziehung zu Allison also aus und missbraucht ihr Vertrauen. Doch er soll es noch bereuen, weil er erkennen muss, dass Allison ihm gegenüber auch nicht ganz ehrlich war und ebenso ihre Spielchen spielt. Ich finde es auf der einen Seite ganz schön, dass man hier auch den verletzten Saul zeigt, der sich bei Allison wohl fühlt und offenbar so etwas wie verliebt in sie war. Auf der anderen Seite kann ich es aber auch nicht ganz nachvollziehen, weil die Beziehung für mich von beiden Seiten nie als Liebesbeziehung geführt wurde. Für mich war es eher eine gegenseitige Zweckbeziehung, die in erster Linie beruflichen Interessen galt und nebenbei noch Sex abgeworfen hat. Saul hat Allison spätestens in dieser Folge ja auch eiskalt ausgenutzt. Nun ist die Verletzung trotzdem noch nachvollziehbar, wenn man bedenkt, dass Männer in dieser Beziehung ein ganz anderes Ego haben und dieses Wissen, nicht der einzige zu sein, noch persönlicher nehmen, weil es irgendwie Neuland ist und nicht dem Klischee entspricht (was ich persönlich absurd finde).

Saul muss also mit ansehen, wie Allison ihr Spiel spielt und Carrie wird dank eines phänomenalen Blickes von Nina Hoss alias Astrid auch darauf hingewiesen und so kommt es zu einem kurzen freundschaftlichen Moment. Danach geht es aber weiter. Astrid erhöht den Einsatz und sorgt bei Allison für weiteres Unbehagen, damit sie ihnen in die Falle gehen könnte. Danach passiert eigentlich gar nicht viel. Wir beobachten, wie sich Allison durch Berlin bewegt, zum Hauptbahnhof fährt, erst die eine Richtung vortäuscht, dann Richtung Nikolassee fährt und dann per Drohne weiter verfolgt wird. Ich finde es beeindruckend, dass man sich als Zuschauer in diesen Szenen doch sehr gebannt vor dem Bildschirm befindet und vor lauter Neugier, wo Allison denn nun hin will, ein großes Spannungsempfinden hat. Dabei sind die zehn Minuten inhaltlich in zwei Sätzen erzählt.

"I sure hope, it wasn't you, Dar, that tore apart twelve years of painstaking work."

Allison fliegt auf und Ivan ist außer sich, weil Allison auf einen ziemlich einfachen Trick reingefallen ist und damit alles zunichte gemacht hat. Doch durch ihre jahrelange Angst vor genau dieser Situation hat sich Allison auch einen Plan B zurecht gelegt. Im Verhör behauptet sie, dass Ivan ihr geheimer Informant sei, durch den sie immer geheime russische Informationen erhalten habe. Das ist zur Hälfte auch richtig. Dass sie auch ihm Informationen gegeben hat, erzählt sie natürlich nicht, doch diese Fragen bleiben dadurch auch im Raum stehen. Allisons Schuld würde alles erklären, ihre Darstellung aber lässt zahlreiche Fragen offen. Allein deshalb schon dürfte ihr Plan nicht aufgehen, doch sie hat nun mal auch den Vertrauensbonus Saul und Dar Adal gegenüber. Ob Carrie sich da durchsetzen kann, wird sich in der nächsten Woche zeigen. Für Spannung ist hier jedenfalls gesorgt.

"Google Ghouta, Syria."

Quinn ist auch weiterhin in Gefangenschaft der Terroristen, deren Ziele in dieser Episode offenbart werden. Dabei ist in erster Linie erschreckend, wie realitätsnah "Homeland" mal wieder ist. Sie wollen Assad aus Syrien raushaben und den "Islamischen Staat" anerkannt haben. Um dies durchzusetzen, wollen sie ein Zeichen setzen, indem sie zeigen, wozu sie in der Lage wären. Das Giftgas ist jedenfalls mit das Schrecklichste und Grausamste, was man Menschen antun kann. Quinn lebt noch, damit er das Versuchskaninchen sein kann. Bis hierhin macht das alles Sinn, doch leider kommt nun ein dramaturgischer Kniff, der wirklich ausgelutscht ist. Quinns Bewacher ist natürlich wieder genau derjenige von den Bösen, der nicht alles weiß und nun feststellen muss, dass sie wirklich böse sind und entsprechend auch wirklich böse Dinge tun. Von YouTube lässt er sich also etwas abschrecken und versucht mit seinen Möglichkeiten zu helfen. Natürlich muss man für Quinn irgendeinen Ausweg konstruieren, aber dass dafür immer ein Bösewicht Gewissensbisse bekommen muss, ist irgendwie langweilig und irgendwie inkonsequent. Man muss die Storyline ja nicht immer in diese Situation hinein manövrieren. Ich dachte jedenfalls Qasim wird bei seinem Hilfeangebot erwischt und muss selbst dafür büßen. Sein Rettungsplan mit dem Gegenmittel war daher überraschend kreativ. Allerdings muss nun Quinn wieder leiden. Der arme Kerl ist in dieser Staffel ja schon fast tot gewesen und wollte sterben, jetzt muss er die Wirkungen des Giftes ertragen und darf wahrscheinlich immer noch nicht aus dem Leben scheiden. Hoffentlich hat er einen guten Therapeuten.

Fazit

Diese Episode überzeugt in erster Linie durch eine actionarme und trotzdem sehr spannende Umsetzung. Allison kann das Zuziehen der Schlinge vorerst abwenden, Saul und Carrie können wieder im Team agieren und Quinn muss weiter durch die Hölle gehen. Da dabei nicht alles vor Kreativität strotzt, bleiben unter dem Strich für mich wieder sieben Punkte und die Vorfreude auf die nächste Episode.

Emil Groth – myFanbase

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