Review: #5.11 Das Ziel ist Berlin
Bei "Homeland" war es nicht immer so, dass die vorletzte Episode alle Handlungsstränge so aufbaut, dass der Höhepunkt unmittelbar bevor steht. Manchmal kam es auch schon in dieser vorletzten Episode zum Höhepunkt. Insofern war man die ganze Zeit gespannt, ob der Anschlag bereits in dieser Episode umgesetzt wird oder eben nicht. Diese Dramaturgie war durchaus gelungen.
"What are the risks?"
Es geht um Sekunden beim bevorstehenden Anschlag und daher muss Quinn unbedingt aufgeweckt werden. Dass sein Leben daran hängt, war klar, aber da er schon gefühlte vier Mal in der Staffel gestorben ist, fühlt man nicht so sehr mit Quinn mit wie vielleicht Carrie und Saul es tun. Diese sind hin- und hergerissen zwischen dem Risiko um Quinns Leben und der notwendigen Information. Natürlich steht aber der Job über allem. Die Aufwachszene war wirklich krass und dann doch sehr emotional, weil man nicht wusste, ob die Autoren nun doch den endgültigen Schritt wagen und Quinn erneut heftig leiden lassen. Geholfen hat es jedenfalls gar nichts, außer dass Carrie und Saul ein weiteres Stückchen näher an ihre Belastungsgrenzen heran gekommen sind. Danach war von Quinn nicht mehr viel zu sehen, wir werden wohl bis zum Ende der nächsten Episode warten müssen, was denn nun aus ihm wird. Da er aber erst mal wieder über den Berg ist, bezweifele ich aber, dass man ihn sterben lässt. Dafür hatte man jetzt einfach zu viele gute Gelegenheiten.
"The West needs a wake up call."
Allison versucht weiterhin ihre Haut zu retten und wird dabei wieder zu einer Marionette, von der so einiges abverlangt wird. Sie bekommt irgendwie eine Datei zugespielt mit einem Auftrag, den der Zuschauer erst mal noch nicht wissen soll. Ganz ahnungslos soll er aber nicht bleiben, also schreibt man auf der Toilette einfach mal einen Dialog, der sehr absurd wirkt. Da wird erst so viel für Geheimhaltung getan und dann diskutieren zwei Frauen ziemlich offen auf der Toilette. Das war irgendwie quatsch und ziemlich eindeutig einfach nur dazu da, um dem Zuschauer nur kleine Schnipsel zu geben und somit Spannung aufzubauen. Das war mir aber einfach zu billig.
Dafür wurde es dann aber deutlich besser, als Allison volle Fahrt aufgenommen hatte. Dass sie Conrad kaltblütig über den Haufen schießt, war ein echter Schockmoment, der deutlich die zwei Gesichter der Allison Carr zum Vorschein bringt. Da ist der böse Wolf und eben das zuvor liebe Schäfchen als Pelz drumherum. Allison ist schon ein tragender Charakter in dieser Staffel gewesen, der hier wieder alle Facetten darbieten musste. Sie spielt ihr Spiel nahezu perfekt, tut, was sie tun muss, um zu überleben und bekommt dann auch noch die notwendige Hilfe. Saul ist immerhin skeptisch, da Carrie eine andere Ahnung hat und den Hauptbahnhof als Ziel sieht und nicht den Flughafen. Aber Saul traut sich auch nicht, Klarheit zu fordern und so passiert am Schluss leider das offensichtlichste. Allison bekommt Hilfe zur Flucht. Natürlich, das war spätestens da klar, wo Allison feststellt, dass ihr ein neuer Arzt zugeteilt ist. Ein bisschen mehr Mühe hätte man sich auch hier machen können. Jetzt macht es eigentlich fast Sinn, wenn Allison abtaucht und in dieser Serie nicht mehr vorkommen wird. Ihren Job hat sie jedenfalls erfüllt, der Verrat ist nun unumgänglich. Sie hat eine falsche Fährte gelegt und alle Einsatzteams zum Flughafen gebracht. Es ist bereits jetzt klar, was das Staffelfinale für uns bereit halten wird.
"I trust your love to your mother."
Auch Terroristen sind glücklicherweise nicht fehlerfrei und so funktioniert ein Steuermodul nicht, dass also erst mal repariert werden muss. Der einzige, der sich noch frei bewegen kann, ist natürlich Qasim, der somit das Zünglein an der Waage sein soll, den Botengang aber bis auf seine Nachfrage zur Einstellung von Dr. Aziz erstaunlich unspektakulär verläuft. Aber wahrscheinlich war es auch die Angst vor dem resoluten Durchgreifen von Bibi. Erfolgreich ist er dennoch nicht, weil zum Glück das Gerät nicht mal eben repariert oder durch ein zufällig parat liegendes Ersatzmodul ausgetauscht werden kann. Die manuelle Betätigung muss es also sein. Ich fand den Moment, als Bibi noch mal alle trotz der Planänderung einschwört, etwas seltsam. Ich hatte tatsächlich den Eindruck, dass sich da aus der Unsicherheit heraus ein Widerstand herausbildet, aber das war vielleicht nur ein Wunschgedanke. Die Truppe geht schließlich ihrer Aufgabe nach und sperrt nach und nach alle Ausgänge. Eigentlich seltsam, dass das keine Panik hervorruft, wenn am Flughafen schon evakuiert wird und jetzt Menschen eingesperrt werden. Aber der Deutsche ist ja pragmatisch und denkt erst mal, dass es nur eine Schutzmaßnahme ist. Wird schon alles seine Richtigkeit haben. Jetzt kommt aber Qasim wieder ins Spiel. Er will seine Tür auch zuschließen, lässt dann aber erst eine Muslimin und dann noch einen Vater mit Kind raus und dann die Tür ganz aufzugeben. Offenbar ist er entschlossen, das Attentat nun doch noch zu verhindern. Man ahnt, dass er das nicht überleben könnte.
"If anything happens to me, I want them to be released."
Die politische Ebene wird ebenfalls weiter voran getrieben. Laura Sutton wird wieder ins Zentrum gerückt, weil diese den Umgang mit Marwan einfach nicht ertragen will und deshalb ihr Ass aus dem Ärmel zieht. Numan hat von Carries Computer alle Dokumente kopiert und die sind nun ihr Druckmittel. Öffentlich wirft sie sich in die Diskussion und behält in der insgesamt erfolgreichen Hinrunde die Oberhand. Letztlich ist sie die letzte moralische Instanz, die im Interview auch sehr schön ihre Position deutlich macht, auch wenn man dem Moderator die geschickteren Fragen in den Mund legt, Laura geht in die Offensive, und macht die gesamte Situation dadurch noch verzwickter. Das macht es spannend und aufregend.
Fazit
Alle Geschichten gehen mehr oder weniger gekonnt auf ihren Höhepunkt zu und es wird niemanden geben, der nach dieser Episode nicht sofort weiter gucken wollte. Es ist nicht alles perfekt geschrieben und manchmal auch einfach nur bewusst spannend gemacht, aber das ist ja auch zielführend. Mal schauen, was das Finale nun noch alles leisten kann.
Emil Groth – myFanbase
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Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Our Man in DamascusErstausstrahlung (US): 13.12.2015
Erstausstrahlung (DE): 08.05.2016
Regie: Seith Mann
Drehbuch: David Fury
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