Bewertung

Review: #1.07 Driftmark

Foto: John MacMillan, House of the Dragon - Copyright: Ollie Upton / HBO
John MacMillan, House of the Dragon
© Ollie Upton / HBO

Nach dem Ende von #1.06 The Princess and the Queen war ich sehr gespannt darauf, wie es in #1.07 Driftmark weitergehen würde. Die Stimmung war bedrückend, die Figuren fühlten sich immer mehr in die Enge gedrängt, wir mussten uns von gleich drei Charakteren verabschieden und man hatte das Gefühl, dass auch das Ende von Viserys in immer greifbarere Nähe rückt. Während die Figuren zuletzt sehr verstreut lebten und da man durch den Weggang Rhaenyras nach Drachenstein den Eindruck hatte, dass man sich nun noch weiter von einander distanzieren wird, war ich durchaus verwundert, dass diese Episode genau das Gegenteil bewirkt und alle Figuren in Driftmark versammelt. Das Zusammenkommen macht einen Kammerspiel-artigen Eindruck, da auf so engem Raum plötzlich so viel passiert.

Man startet mit der Bestattung von Laena und setzt damit gleich den Ton für die gesamte Episode. Die Trauer ist allgegenwärtig, dennoch schaffen die Figuren es nicht, emotional zusammenzukommen, da jeder aus den unterschiedlichsten Gründen eine andere Person beweint. Man hat sofort ein beklemmendes Gefühl, als man die vielen unglücklichen Kindergesichter sieht und dazu die angespannten der Erwachsenen, die hinter dem immer komplizierter werdenden politischen Wirrwarr nicht öffentlich zu den eigenen Gefühlen stehen können. Es hat mir gut gefallen, wie man diese Stimmung in die nächsten Szenen getragen hat und wie das Gefühl der Enge kurzzeitig gelüftet wurde, nur um dann noch stärker wieder zuzuschlagen.

Die Episode wird ihrem Titel dieses Mal wieder mehr als gerecht und zeigt uns die nervenaufreibende Drachenbesteigung von Aemond. Nach dem ersten Eindruck, den man in der letzten Woche von ihm gewonnen hatte, tat mir Aemond ein wenig leid, weil er von seinem Bruder und den Neffen gehänselt wurde, da er keinen Drachen hatte. Auch zu Beginn dieser Episode fühlte ich wieder mit ihm, als er versicherte, dass er seine Pflicht gegenüber der Familie ehrenhaft erfüllen würde, während sich Aegon darüber beschwerte, dass er seine Schwester zur Frau nehmen sollte. Dadurch hatte ich erst einmal ein gutes Gefühl, wenn es um Aemond ging, dass durch seinen Ritt auf Vhagar eigentlich noch bekräftigt wurde. Wahnsinn, wie schnell diese Emotionen umschlugen, als er dann auf Baela, Rhaena, Jacaerys und Lucerys traf. Wie als würde er einen Schalter umlegen, prügelt er auf seine Verwandten ein und beschimpft seine Neffen. Auch wenn der Kampf – vier gegen einen – eigentlich unfair ist, so stand ich nach diesem Sinnenwandel eindeutig auf der Seite von Aemonds Angreifern. Das Handgemenge der Kinder wurde von einer eifersüchtigen Streitigkeit im Handumdrehen zu einem ernsthaften Kampf, der mit Schrecken endete.

Wo ich an diesem Punkt kurz dachte, nun den Höhepunkt der Episode erreicht zu haben, lag ich komplett falsch, denn jetzt ging es erst richtig los. Denn die Emotionen der Kinder kommen nicht von ungefähr und werden durch ihre Eltern um ein Vielfaches intensiver wieder aufgegriffen. Es kommt somit zu einem Showdown zwischen Alicent und Rhaenyra, der aus dem Innersten der Figuren spricht. Wir haben den Weg dorthin seit Beginn der Serie mitverfolgt und gesehen, wie die Wellen der Gefühle immer höher stiegen. Bei der Konfrontation wurden viele Wahrheiten ausgesprochen, bei denen man sich – wie schon in einigen früheren Momenten der Serie – die Augen zuhalten wollte, um abzuwenden, dass das Befürchtete wirklich geschieht. Emma D'Arcy und Olivia Cooke haben ihrem Job somit alle Ehre machen können und gezeigt, was sie schauspielerisch draufhaben. In Zusammenhang mit den beiden fand ich auch Paddy Considine ganz fantastisch, der die innere Zerrissenheit seiner Figur bestens in Szene setzen konnte. Hier läuft die Geschichte auf einen Knall hinaus, bei dem es meiner Ansicht nach keinen klaren Gewinner geben kann, weil jeder Leichen im Keller hat, die ihn Sympathiepunkte kosten. Die Neubesetzungen von Rhaenyra und Alicent harmonieren im Streit der beiden wunderbar miteinander und man sitzt gebannt auf dem Sofa, während einem das Herz immer höherschlägt. An einem Punkt, an dem man schon nicht mehr weiß, wohin man sich wenden soll, kommt dann ausgerechnet Kriston ins Spiel und nach dem Angriff auf Gottfrid Lonmund sowie der Provokation von Harwin weiß man nicht, ob er nun wirklich auf Alicents Worte hört und sich das Auge von Rhaenyras Sohn holt.

Ganz langsam ebbt die Anspannung wieder ab und am Ende der Episode muss man sich dann leider dem schwächsten Teil der Erzählung hingeben. Denn an den Stellen, wo Rhaenyra und Alicent wunderbar miteinander harmonieren, tun es Rhaenyra und Daemon in meinen Augen leider nicht. Durch Rhaenyras Neubesetzung ist hier leider die Magie zwischen den Figuren verloren gegangen. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass Emma D'Arcy nicht so schnell einen Draht zu Matt Smith gefunden hat, oder daran, dass ich es eigenartig finde, dass lediglich die ehemaligen Kinder gealtert sind, während man bei Daemon kein Zeichen dafür finden kann, dass auch er ein Jahrzehnt älter geworden ist. Auch jeden Fall fand ich die Momente mit ihm und Rhaenyra nicht sonderlich ergreifend, obwohl – oder vielleicht gerade, weil – ich es mir so sehr gewünscht habe. Ihr Spaziergang am Strand, die Liebesnacht, die Verschwörung gegen Laenor, die Hochzeit. Das waren alles Momente, die einem hätten das Blut in den Adern gefrieren lassen können, doch leider war mein Augenmerk den Großteil der Zeit darauf gerichtet, dass die Anziehung zwischen Rhaenyra und Daemon verloren gegangen ist. Ich habe das Gefühl, dass Smith tatsächlich alles gegeben hat und dass er seine Rolle als Daemon wahrhaftig verinnerlicht hat. Bei D'Arcy spürt man auch, dass sie als Schauspielerin überzeugen kann, doch sie steht Milly Alcock leider darin nach, das gewisse Etwas zwischen Daemon und Rhaenyra zu erzeugen.

Kurze Eindrücke

  • Kurz war mir die Farbwahl der Kleider der Kinder von Königin und Prinzessin schon in der letzten Woche aufgefallen. Dieses Mal ist es wieder so, dass Alicents Kinder in grün gekleidet sind und die von Rhaenyra in schwarz und rot.
  • Dass Rhaenyra ein Herz aus Eis haben kann, hat sie uns bereits bewiesen. Doch plant sie wirklich so kaltherzig die Ermordung ihres Ehemannes, obwohl Laenor ihr in all den Jahren zur Seite stand?!? Irgendwie hoffe ich, dass sie weiß – oder dass es ihre Idee war – dass Laenor mit Qarl Westeros verlassen und seinen Tod nur vorgetäuscht hat. Einerseits möchte ich nicht, dass sie gefühllos gegenüber Laenor ist, andererseits wäre es nicht sonderlich logisch gewesen, wie Qarl nach dem Mord an Laenor aus Driftmark hätte entkommen können. Ich befürchte, dass man uns auf die Frage nach den Gegebenheiten von Laenors "Tod" keine Antworten geben wird.
  • Ich denke nicht, dass Viserys der Hochzeit von Rhaenyra und Daemon seinen Segen gegeben hätte.
  • Ich befürchte, dass uns nach dieser Episode der nächste Zeitsprung ereilen wird.
  • Übergeht man hier etwa die Romanvorlage und schreibt Alicents dritten Sohn Daeron aus der Geschichte?
  • Rhaenyras Angebot, Jacaerys mit Helaena zu verheiraten, ist wohl vom Tisch, wenn Helaena nun die Frau von Aegon werden soll.
  • Es scheint so, als würde Alicent sich langsam vor Larys fürchten.
  • Für das Haus Velaryon ist dies eine wirklich grausame Episode. Ich leide mit Corlys und Rhaenys.
  • Verrückt, wie unterschiedlich die Ansichten von Rhaenys und Corlys sind. Während sie sich zu den Kindern zugehörig fühlt, die ihr Blut teilen, legt er nur Wert auf den Namen.
  • Otto ist tatsächlich als Hand zurück und animiert seine Tochter gleich, ihre Ansichten weiterhin so deutlich zu repräsentieren.

Fazit

Fakt ist, dass es ab diesem Punkt nur noch blutiger werden kann, denn es ist unwahrscheinlich, dass Rhaenyra und Alicent nach diesen Entwicklungen noch einmal zueinander finden können oder wollen. Man kann sich auf jeden Fall auf einen spannenden Konkurrenzkampf gefasst machen, bei dem die Frage offenbleibt, ob man die fehlende Chemie zwischen Matt Smith und Emma D'Arcy einfach ignorieren kann.

Marie Müller - myFanbase

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