Bewertung

Review: #4.15 Und wenn sie nicht gestorben sind

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Dieses Staffelfinale fühlte sich ganz anders an, als ich es mir vorher ausgemalt habe und unterscheidet sich von denen vorangegangener Staffeln. Früher wurden wir stets noch einmal mit einer schockierenden Entwicklung und einem massiven Cliffhanger konfrontiert, dieses Mal sieht allerdings alles viel eher nach einem Happyend für jeden aus.

"No one else is dying."

Dieser Satz hat sich teilweise bewahrheitet, denn nachdem man uns am Ende der letzten Episode bereits einen Leichensack gezeigt hat, wird dieses Mal lediglich aufgeklärt, um wen es sich bei dem Toten handelt, abgesehen davon werden uns keine weiteren Morde (direkt) präsentiert.

Wie ich bereits vermutet hatte, ist es nicht Bonnie, die bei dem Autounfall ums Leben gekommen ist. Einerseits begrüße ich diese Entwicklung, andererseits kennen wir Bonnie nun seit vier Jahren, sind allerdings noch nie besonders tief in ihre Gefühlswelt abgetaucht, es sei denn, es ging dabei um Annalise. Man gibt sich damit noch eine Chance, uns Bonnie etwas näher zu bringen und ich hoffe, dass man diese in einer potentiellen fünften Staffel dann auch ergreifen wird.

Bei dem Toten im Leichensack handelt es sich um Todd Denver und ich bin froh, dass man diese Figur nun aus der Handlung genommen hat. Denver war eine Zeit lang ein wichtiger Gegenspieler und konnte den Zuschauer besonders in Staffel 3 zum Zittern bringen, doch in dieser Staffel war er leider nur noch Mittel zum Zweck und nur am Rande des Geschehens zu sehen. Blickt man auf die Szenen mit ihm zurück, dann wurde er eigentlich immer von jemandem erpresst, was mit der Zeit dann schon etwas lächerlich wurde. Abgesehen davon hätte ich gern noch gewusst, was Bonnie in der letzten Episode meinte, als sie sagte, dass Denver ein doppeltes Spiel spielt. Er arbeitete also gleichzeitig für und gegen Jorge Castillo? Was tat er gegen Jorge? Arbeitete er im Auftrag von noch einer anderen wichtigen Person? Ich befürchte, dass wir auf diese Fragen keine Antworten mehr bekommen werden.

Durch den Tod von Denver löst sich die angespannte Lage rund um Annalise und die Studenten nun plötzlich in Luft auf. Denn Nate findet in Denvers Sachen die Festplatte, wodurch die Gruppe nun endlich die Antares-Daten in der Hand hält. Es fehlt ihnen nur noch der entscheidende belastende Beweis gegen Jorge, damit man nach Denver auch ihn loswird und wie praktisch ist es da, dass Annalise auch Tegan auf ihre Seite ziehen kann. Einerseits bin ich damit einverstanden, dass man die Haupthandlung der Staffel damit abschließt, andererseits finde ich, dass man sich das Ganze zum Ende hin dann doch etwas zu leicht gemacht hat. Schade fand ich an dieser Stelle besonders, dass der Mord an Wes abgehakt zu sein scheint und man nicht erklärt, was genau Jorges Motiv dafür war ihn aus dem Weg räumen zu lassen.

Auch den Störfaktor Simon eliminiert man und dafür macht sich Michaela die Hände schmutzig, denn sie ist es, die Simon meldet und so für seine Abschiebung sorgt. Wie bei der Sache mit Jorge gefällt es mir auch hier, dass man einen Schlussstrich unter das Ganze setzt, man wählt aber auch an dieser Stelle den einfachsten Weg.

Happyend

Im Rahmen des Möglichen erhalten die Figuren in dieser Episode jeder eine Art kleines Happyend. Für Annalise ist es der Sieg ihrer Sammelklage, die vom Obersten Gerichtshof bewilligt wurde. Sie konnte so etwas wirklich Gutes bewirken und gleichzeitig ein wenig Ansehen zurückgewinnen. Es stellt sich die Frage, ob wir nun, vorausgesetzt es gibt eine fünfte Staffel, sehen werden, wie Annalise die Fälle ihrer Sammelklage neu aufrollt.

Connor springt in dieser Episode über seinen Schatten und teilt seinen Freunden mit, dass er das Studium nicht abgebrochen hat, sondern aufgrund mangelhafter Leistungen rausgeflogen ist. Ehrlich gesagt hatte ich diese Variante gar nicht bedacht, ich stelle es mir jedoch umso schwieriger vor, wieder zum Studium zugelassen zu werden, wenn man einmal rausgeworfen wurde, als wenn man selbst das Handtuch geworfen hat. Für ihn ist die gewonnene Sammelklage und Annalises Führspruch für ihn ein Lichtblick, wodurch er hoffen darf, dass die Uni ihn wieder aufnimmt.

Zwar hängt der Haussegen bei Michaela und Asher erst einmal schief, denn es war nicht zu erwarten, dass Asher den Seitensprung einfach so wegsteckt, doch es zeichnet sich schon jetzt ab, dass man auf eine Versöhnung hoffen darf. Sowohl Oliver als auch Connor scheinen Asher anzusehen, dass er Michaela gern verzeihen würde und auch jene betont, dass sie ihre Beziehung mit Asher nicht aufgeben möchte. Ich finde es schön, dass Asher nun erst einmal das alte Apartment von Wes bezieht und nun nach Laurel die dritte Person ist, die dort wohnt. Dies demonstriert den Zusammenhalt zwischen den Studenten und ist eine schöne Hommage an Wes. Auch wenn Asher momentan eher von Herzschmerz geleitet wird, hat auch er Grund sich zu freuen, da Oliver ihn bittet bei der Hochzeit sein Trauzeuge zu sein.

Für Laurel ist das Highlight diese Episode, dass sie endlich das Sorgerecht für Christopher erhält und ihren Sohn mit nach Hause nehmen kann. Genau wie mit Ashers Einzug in die Wohnung von Wes symbolisiert man mit Laurels Einzug bei Bonnie den Zusammenhalt der Gruppe und schürt im Zuschauer ein Gefühl von einer heilen Welt, einer liebenden Familie.

Es ist etwas in Vergessenheit geraten, dass Frank ja den Test für eine Zulassung zum Jurastudium gemacht hatte, jetzt greift man diesen Aspekt allerdings noch einmal auf, um auch Frank ein Happyend zu bescheren. Wie wir wissen, hatte er bei dem Test gut abgeschnitten und so hat er nun die Chance, an der Middleton Law School das Studium aufzunehmen. Für die fünfte Staffel könnte dies die Einführung neuer Erstsemester bedeuten, die gemeinsam mit Frank das Studium beginnen.

Bonnie darf natürlich auch nicht fehlen und ihr schenkt man die Aussicht auf eine neue Romanze. Es war wirklich ein peinlicher Moment, in dem sie auf der App ihr Interesse an ihrem Kollegen kundtat und feststellte, dass er ebenfalls an ihr interessiert ist. Man konnte sich ein Lachen nicht verkneifen, als jener wiederum auf sein Handy blickte und die Anfrage von Bonnie sah, woraufhin die beiden sich ein verlegenes Lächeln schenkten.

All diese kleinen netten Gesten der Autoren an die Charaktere lassen beim Zuschauer das Gefühl entstehen, dass etwas nicht richtig sein kann, da man es von "How to Get Away with Murder" einfach nicht gewohnt ist, so viel Happyend-Feeling und Glück auf einmal zu sehen. Bis zur letzten Sekunde hin vermutet man, dass noch etwas Schlimmes geschehen wird, doch das ist nicht der Fall, weshalb ich mich nach diesem Staffelfinale etwas verwirrt gefühlt habe. Es hat sich viel mehr angefühlt wie ein Serienfinale, weshalb ich gespannt bin, ob "How to Get Away with Murder" im Herbst in eine neue und vielleicht letzte Runde gehen wird. An sich möchte ich die Serie nicht missen, doch in diesem Genre ist es schwer, den richtigen Zeitpunkt für ein Ende zu finden. Man kann die Figuren stets nur bis zu einem gewissen Maß glücklich machen, ohne nicht vollkommen aus dem Konzept der Serie zu fallen. Mittlerweile sind wir an einem Punkt angekommen, an dem die Charaktere schon viele Verluste hinnehmen mussten und an dem es verwunderlich wäre, sollten sie mit ihren Straftaten noch ewig davonkommen. Außerdem ist nun auch ein Baby im Spiel, was nicht unbedingt in eine Crime-Drama-Serie passt. Dennoch hoffe ich auf eine fünfte Staffel, bei der man dann vielleicht vorher ankündigt, dass es die letzte der Serie sein wird.

Cliffhanger

Neben all den glücklichen Fügungen baute man auch ein paar kleine Ausblicke darauf ein, wie es in der Zukunft weitergehen könnte. Es hat wohl niemanden überrascht, dass Nate Denvers Akten zu Annalise und Co. nicht vernichtet hat. Man zeigt uns zum Schluss Nate, der die Kartei zu Bonnie aufschlägt und darin einen Hinweis darauf findet, dass Bonnie vielleicht ein Kind hat. Passend dazu trifft Frank auf dem Campus einen jungen Mann namens Gabriel Maddox, den er wiederzuerkennen scheint. Als Frank gleich darauf einen Anruf tätigt und der Person am anderen Ende mitteilt, dass "ihr Kind hier ist", scheint dies ein Wink mit dem Zaunpfahl zu sein. Gleichzeitig sieht man allerdings auch Annalise im Schaukelstuhl mit Christopher und fragt sich unwillkürlich, ab es sich bei Gabriel irgendwie um Annalises Kind handeln könnte, das auf mysteriöse Weise überlebt hat.

Während es für fast alle Figuren einen Silberstreif am Horizont gibt, findet Michaela in dieser Episode zu ihrer dunklen Seite. Die Trennung von Asher und die Deportierung von Simon unterstreichen die Gefühlskälte, die sie sich im Verlauf der letzten Staffel angeeignet hat.

Wo ist Laurels Mutter? Hält Jorge seine Tochter tatsächlich fähig einen Mord zu begehen? Ich persönlich schätze Laurel nicht als so kaltblütig ein wie die Seite von Michaela, die man uns in dieser Folge gezeigt hat, doch ihr Wut vom Ende der letzten Episode und die Kratzer an ihrem Arm scheinen ein anderes Lied zu singen.

Man bietet uns somit durchaus Material zum Spekulieren. Ich bin gespannt darauf, ob ABC der Serie die Chance gibt uns diese Geschichte zu erzählen.

Fazit

Dieses Staffelfinale war ungewöhnlich glücklich für "How to Get Away with Murder". Man schloss alle Handlungen ab und gönnte den Figuren ihr wohlverdientes Happyend. Dennoch war die Episode für mich etwas unbefriedigend, da man sich die Verhaftung von Jorge etwas zu leicht machte. Es wirkt so, als könnte es nach dieser Episode für die Charaktere nur noch bergab gehen, was ein eigenartiges Gefühl ist, mit dem man sich nun von ihnen verabschiedet.

Marie Florschütz - myFanbase

Die Serie "How to Get Away with Murder" ansehen:


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