Bewertung

Review: #6.10 Niemand ist unschuldig

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Es dauerte ungefähr zehn Minuten, bis die erste Folge von "How to Get Away with Murder" nach der langen Winterpause an Fahrt aufnahm. Trotzdem blieben am Ende der Folge noch wesentlich mehr Fragen offen als beantwortet, aber das war beinahe zu erwarten.

"What's wrong?"

"Asher's here. I think it's him. He turned."

Wir erfahren in jedem Fall, was Asher in der Nacht bei Bonnie zu suchen hatte und wie er versuchte, zunächst aus ihr und dann aus Frank belastende Informationen herauszuholen, um sie anschließend an das FBI weiterzugeben. Ich bin tatsächlich immer noch ein wenig geschockt über Ashers Verhalten, allerdings mehr aus nostalgischen als aus handlungslogischen Gründen, da es durchaus Sinn ergibt, dass er in seiner Situation diesen Weg wählte. Dieser Weg endete für ihn allerdings tödlich und wir erfahren wenig überraschend am Ende der Folge immer noch nicht, wer Asher letztendlich umgebracht hat. Ganz ausschließen würde ich immer noch nicht, dass es Frank war, auch wenn sowohl er als auch Bonnie dies als ausgesprochen dummen Schachzug bezeichneten und irgendwie zweifle ich auch an der so nahe liegenden Erklärung, dass es einfach die Castillos waren, um der Gruppe so noch mehr Schwierigkeiten zu machen. Auf der anderen Seite fallen da dann, wenn man die Keating 5 ausklammert, was ich im Moment auch tue, so viele Personen weg, dass kaum noch welche übrig bleiben. In Frage kommen würde da einerseits Gabriel, dessen Verhalten in dieser Folge wie gewohnt undurchsichtig, eigenartig und für mich persönlich auch wieder einmal eher uninteressant war. Dann wären da Charaktere wie Nate mit wenig Motiv und wenig Screentime und Sinn in letzter Zeit. Und auf der anderen Seite gibt es da ja irgendwo auch noch Annalise...

"Where is Annalise?"

"Gone."

"I'm sorry?“"

Ich denke natürlich nicht wirklich, dass Annalise etwas mit Ashers Tod zu tun hat. Erstens glaube ich, dass es für die Serie geschickter wäre, die Linie beizubehalten, in der Annalise als eine der Wenigen noch keinen Menschen direkt auf dem Gewissen hat und zweitens hatte sie mit ihrer Fluchtplanung ganz andere Dinge zu tun. Die Szenen rund um Annalises Flucht waren schauspielerisch wieder einmal sehr ausdrucksstark, doch handlungstechnisch passierte recht wenig. Am Ende sah es tatsächlich so aus, als stünden nun ganz andere Zeiten für Annalise an und irgendwie frage ich mich, warum man dieses ganze Fluchtszenario überhaupt angefangen hat, wenn es doch so schnell sein Ende nehmen würde. War es nur dafür da, zu zeigen, dass Annalise offensichtlich "feige" abhauen wollte? Oder steckt da doch noch ein ganz andere Handlungsstrang dahinter, den die Flash Forwards zu Annalises vermeintlicher Beerdigung andeuten könnten? Für den Moment sieht es jedenfalls so aus, als stünde Annalise nun am Pranger und das aufgrund der Aussagen von Connor und Michaela.

"You're welcome."

"What?"

"I made sure we got the same deal."

"No, I made sure we got the same deal."

"Great minds..."

"Brilliant minds..."

Die Szenen rund um die Befragungen und Konflikte der beiden waren für mich mit Abstand der stärkste Part der Folge und der Teil, den ich mit der größten Spannung verfolgte. Das lag nicht nur an der wahnsinnig starken Abschlussszene, die mal wieder zeigte, was für eine tolle Freundschaft Michaela und Connor verbindet und wie wichtig sie einander sind. Das lag auch daran, dass man die innere Zerrissenheit der beiden so gut nachfühlen konnte und man als Zuschauer wirklich gespannt war, wie sie sich entscheiden würden. Hier gefiel mir auch Michaelas Vater als besorgte Bezugsperson das erste Mal richtig gut und auch die Szenen zwischen Connor und Oliver konnten beinahe nur bewirken, dass man sich wünschte, sie würden den Deal des FBIs annehmen. Auf der anderen Seite schmerzt es einen natürlich zu wissen, dass Annalise nun angeklagt wird für so vieles, für das sie nicht verantwortlich ist. Letztendlich hat Annalise die Keating 5 zwar gegründet und viele Fäden spinnen sich aufgrund ihrer Handlungen zusammen, doch man kann und dürfte ihr nicht die Verantwortung für die Morde geben, die im Verlauf der mittlerweile sechs Staffeln begangen wurden. Und das waren einige. Sam Keating, Rebecca Sutter, Emily Sinclair und viele weitere mussten bereits ihr Leben lassen und keinen und keine davon hat Annalise direkt auf dem Gewissen. Genau diese Gedanken gingen Connor und Michaela natürlich auch durch den Kopf und trotzdem war es verständlich, dass sie sich letzten Endes für den Deal entschieden. Ob dieser Deal nun so abgewickelt wird, mag natürlich zu bezweifeln sein, denn noch ist die Staffel nicht vorbei und ich bin mir sehr sicher, dass noch einige Überraschungen auf uns warten. Trotzdem war ich in dieser Folge sehr zufrieden mit der Ausführung dieses Handlungsstranges, der auch innerhalb der 40 Minuten gut voranging mit einer Kautionsverhandlung, den Anschuldigungen, Oliver, der für Connor in die Bresche springt, und schließlich der Auflösung des kleinen Gefangenendilemmas, das mal wieder zeigte, dass sowohl Connor als auch Michaela im juristischen Bereich ganz richtig sind – von ihren zahlreichen Straftaten einmal abgesehen.

Fazit

Ein guter Start in die letzte Staffelhälfte der Serie, der viel Spannung bot, obwohl gar nicht so viel passierte und Lust darauf macht, endlich zu erfahren, wie und ob all die Schuldigen mit all diesen grausamen Straftaten davonkommen werden und ob man sich das überhaupt wünschen sollte oder nicht.

Klara G. - myFanbase

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