Review: #6.11 Die Killerin
"How to Get Away with Murder" befindet sich in seinen letzten Atemzügen, doch anstatt diese zu nutzen und den Zuschauern tiefsinnige, zufriedenstellende und logische Entwicklungen zu präsentieren, gibt sich die Serie mit zweitklassigen Geschichten, halbgaren Erklärungen und schlechtem Timing zufrieden.
The Reckoning
Ganz egal in welchem Handlungsstrang, fast jede Geschichte wirkt auf mich momentan so, als wäre sie nicht bis ins letzte Detail durchdacht oder als würde man den einfachsten Ausweg aus einer komplizierten Situation suchen. Anfangen tut dieses Gefühl mit Kleinigkeiten, wie der Bedeutung von Nate. Er war nie eine Figur, die sich des Rampenlichts und Beifalls erfreuen konnte, doch in letzter Zeit geht er immer mehr unter und man schert sich eigentlich nicht mehr darum, was überhaupt aus ihm wird. Um sich bei ihm noch einmal an einem letzten Kniff zu versuchen, stellt man die Möglichkeit in Aussicht, dass auch Nate einen Deal mit dem FBI eingegangen ist. Anhand seiner Stimmung könnte ich mir das durchaus vorstellen, allerdings bezweifle ich, dass man es noch schaffen wird, das Ruder herum zu reißen und an Nate wieder irgendeine Seite zu wecken, die beim Zuschauer auf Sympathien trifft – außer vielleicht, er opfert sich am Ende für Annalise.
Als nächsten wenig vielversprechenden Handlungsstrang haben wir da die Motive von Gabriel. Er wusste auch in der letzten Episode schon ganz genau, werAsher umgebracht hat. Doch warum hielt er damit hinterm Berg? Die Begründung, dass das FBI ihn zuvor angeklagt hat, erscheint mir wenig logisch, wenn man im Hinterkopf behält, dass Gabriel sich dennoch in Ashers Todesnacht an das FBI gewandt hat. Für mich sieht das ganz danach aus, als würde man Zeit schinden wollen und dass, obwohl der Serie nur noch vier Episoden bleiben, um alle Mysterien aufzuklären.
Wo wir gerade beim Thema sin, kann ich auch gleich ein Statement zu Ashers Mörder abgeben: langweilig. Über Monate zog sich die Staffelunterbrechung und Wochen verstrichen, in denen man sich mögliche Szenarien zurechtlegen konnte. Wir befinden uns in der finalen Staffel, daher sollte eine so bedeutende Entwicklung, wie die Ermordung eines Hauptcharakters mindestens an den Tod von Sam Keating heranreichen. Doch man wählt erneut einen simplen Ausweg, denn niemand der richtungsgebenden Figuren ist für den Tod verantwortlich, stattdessen steckt Xaviers Handlangerin Sara Gordon dahinter. Selbst der kleine Kniff, der dabei noch eingebaut wurde, nämlich die Tatsache, dass Sara eine FBI-Agentin ist, tröstet nicht über diese Enttäuschung hinweg, da mal sich wieder einmal mit der Ausrede herauswindet, dass die Castillos dahinterstecken und überall die Fäden ziehen – über die Motive lässt man uns weiterhin im Dunkeln. Ich hatte sehr gehofft, dass man diesen Mord 'gut' nutzt, um eine der Hauptfiguren in ein anderes Licht zu rücken oder den wahren Charakter offenzulegen, doch leider lässt man diese Gelegenheit sang- und klanglos verstreichen. Das einzig Positive an dieser Entwicklung ist das gute Licht, das auf Annalise geworfen wird. Denn geben wir es zu, die übrig gebliebenen Keating 3 hatten sofort vermutet, dass Annalise Asher auf dem Gewissen hat, um ihre eigene Haut zu retten. Durch diesen Twist – der bisher nur den Studenten bekannt ist – müssen sie sich eingestehen, dass Annalise wieder einmal unschuldig ist. Und es ist genau dieser Fingerzeig, der mich aufatmen und hoffen lässt, dass wir doch noch auf einen großartigen und in sich geschlossenen Showdown zusteuern. Denn Annalise ist es in dieser Episode gelungen, sowohl die Studenten als auch Nate als potentielle FBI-Informanten zu offenbaren, gleichzeitig hat sie aber davon abgesehen, zu einem Gegenschlag auszuholen. Stattdessen hat Annalise sich bisher mit einer unterschwelligen Kampfansage oder auch einem unterschwelligen Friedensangebot profiliert, was mir sehr gut gefällt, da es sich zugleich bedrohlich als auch versöhnlich aussehen lässt.
Ein weiterer Teil dieser Episode besteht in dem Wiedersehen mit Ophelia. Auch wenn ich Cicely Tyson stets gern für die Serie vor der Kamera gesehen habe, muss ich sagen, dass ich mit dem Timing dieses Mal nicht einverstanden bin. Während die Emotionen immer höher kochen, wirkt die beruhigende Ausstrahlung Ophelias leider Fehl am Platz. Zu einem früheren oder späteren Zeitpunkt hätte ich sie gern gesehen, doch an dieser Stelle hat die Mutter-Tochter-Dynamik leider wenig Mehrwert für mich gehabt.
Kurze Eindrücke
- Etwas zufriedener bin ich dagegen mit Bonnie und Frank, die Annalise weiterhin treu zur Seite stehen.
- Ich bin gespannt, wie sich Tegan in den nächsten Folgen noch entwickeln wird, denn ihre Gefühle für Annalise werden immer deutlicher und ich hoffe, dass es zum Ende hin noch eine Auflösung gibt. Gegen die beiden als Liebespaar hätte ich nichts einzuwenden, sie haben auf jeden Fall mehr Chemie als Annalise und Robert.
- Die Flucht von Annalise wirkt nun noch einmal um einiges sinnloser. Vielleicht wird ja wenigstens noch einmal angesprochen, dass es Solomon war, der ihren Aufenthaltsort an das FBI verraten hat.
- Es kursiert die Theorie, dass auf der Trauerfeier von Annalise nicht Wes, sondern der erwachsene Christopher zu sehen war. Mal sehen, ob sich das bestätigt. Ich fände es ja schon ein wenig enttäuschend.
- Auch wenn die Episode zur Trauer wegen Ashers Tod betitelt wurde, war davon wenig zu spüren. Sein Tod wirkt damit leider wie ein Mittel zum Zweck und lediglich effektheischend, was man sich so kurz vor dem Finale eigentlich nicht erlauben sollte.
Fazit
Für die letzten Episoden gibt es noch reichlich Luft nach oben. Denn auch wenn eine sehr bedeutende Frage in dieser Episode beantwortet wurde, so bringt des Rätsels Lösung eher Unmut mit sich. Auch der Rest der Folge war nur durchwachsen.
Marie Florschütz - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: The ReckoningErstausstrahlung (US): 09.04.2020
Erstausstrahlung (DE): kein Termin
Erstausstrahlung (Pay-TV): 12.10.2020
Regie: DeMane Davis
Drehbuch: Inda Craig-Galvan
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