Review: #1.03 Aufs Kreuz gelegt
In der dritten Folge der rasanten und wendungsreichen neuen Shonda Rhimes Dramaserie überschlagen sich weiterhin die Ereignisse. Dabei ist die Folge vollgepackt mit Ereignissen und Entwicklungen: Der Fall der ermordeten Studentin Lila Stangard gerät immer weiter in den Vordergrund, das Mysterium um Annalises Ehemann Sam Keating nimmt weiter an Fahrt auf und auch den persönlichen Verwicklungen der Studenten wird mehr Raum gegeben. Daneben gibt es auch neue Informationen in Bezug auf den in der Gegenwart begangenen Mord und schlussendlich muss auch noch ein obligatorischer Fall der Woche bearbeitet werden. Das ist alles gewohnt temporeich erzählt, wirkt teilweise aber auch in der schieren Masse der Ereignisse etwas überfrachtet, was dem Unterhaltungsgrad dieser Folge aber nur wenig schadet.
"Smile or go to jail"
In dieser Folge nimmt die Gegenwartshandlung einen vergleichsweise kleinen Raum ein und es werden einem nur kleinere neue Informationsfetzen serviert, welche die Spannungsschraube aber immer weiter anziehen. So geht es zunächst um die Frage, sich ein plausibles Alibi zu verschaffen. In dieser Hinsicht ist der gewählte Ansatz den Umständen entsprechend geschickt: Die Studentengruppe entschließt sich, sich auf der Bonfire-Party sehen zu lassen und dort Party-Fotos von sich zu schießen, damit im Nachhinhein der Eindruck erweckt werden kann, dass alle in der besagten Nacht des Mordes an Annalises Ehemann auf der Party waren. Dies führt dann zu einem Moment verstörender Grausamkeit, müssen die Studenten doch den Eindruck von fröhlichen und ausgelassenen Partygängern machen und dies kurz nach der schrecklichen Tat. Besonders Michaela hat damit große Probleme, kann sie sich doch kaum von ihrer tief sitzenden Verstörtheit befreien. Die Szene ist dann auch rasant und brutal-verstörend inszeniert und unterstreicht sehr gut die Hysterie und auch Überforderung der Gruppe, bei der manche besser mit der Situation umgehen können, als andere. Zum Ende der Folge kommt es dann noch zu einer erschreckenden Wendung, als Michaela feststellen muss, dass sie im Laufe des Abends, also während des Mords und der Vertuschungsaktion ihren Verlobungsring irgendwo verloren hat, was die Gesamtsituation weiter eskalieren lässt. In dieser Folge erfährt man schlussendlich zwar nicht wirklich viel über die genauen Hintergründe des Mordes, sondern wird stattdessen mit weiteren fragmentarischen Informationen über die Vertuschungsaktion versorgt. Gleichzeitig wird die Spannung durch den Verlust des Verlobungsrings gekonnt weiter angeheizt.
"But she needs you"
Neben dem Mord in der Gegenwartshandlung spielt in der Vergangenheitszeitlinie der Mord an der Studentin Lila Stangard eine immer gewichtigere Rolle. In den ersten beiden Folgen wurde dieser Fall durch die Verbindungen zu Annalises Ehemann Sam und durch den Umstand, dass es sich bei der Hauptverdächtigen um Wes Gibbins' Nachbarin handelt, immer weiter in die Haupthandlung integriert und scheint jetzt das Zentrum der Serie zu bilden. Im Hinsicht auf den Lila-Mordfall gab es dann auch einige Entwicklungen: Zunächst im Hinblick auf Wes, der in der letzten Folge herausfinden musste, dass seine Nachbarin Rebecca Sutter ihr Handy bei ihm heimlich versteckt hat, weshalb er selbst immer tiefer in diesen Fall hineingerät und schließlich auch hohes persönliches Engagement zeigt. Wes glaubt persönlich an die Unschuld seiner Nachbarin Rebecca und schleust sich schließlich mit der geschickten Lüge, der Pflichtverteidiger von Rebecca zu sein, zu ihr ins Gefängnis. Doch Rebecca blockt ab, will nichts von ihm wissen und liefert ihn dementsprechend sofort aus. Trotzdem bleibt Wes hartnäckig und schafft es schließlich auch Annalise davon zu überzeugen die Verteidigung von Rebecca anzunehmen. Diese hatte im Vorfeld schon dem anderen Hauptverdächtigen und Quaterback Griffin O'Reilly zugesagt seine Verteidigung zu übernehmen, welcher wiederum Rebecca beschuldigt den Mord begangen zu haben. Auch in dieser Folge werden wieder viele Hacken geschlagen und Wendung an Wendung gereiht. Die Entwicklung, dass Annalise sich von Wes überzeugen lässt, war dann aber wenig überraschend, verspricht aber viel Spannung für die Zukunft der Serie, besonders auch aufgrund des Umstandes, dass Rebecca am Ende der Folge ein Geständnis ablegt. Durch die Erzählweise der Serie weiß der Zuschauer aber bereits, dass in der Gegenwartshandlung Wes und Rebecca ein Paar zu sein scheinen, was die grundsätzliche Spannung natürlich noch weiter anheizt.
Der Fall Lila Stangard ist dann sicherlich auch der Schlüssel zu dem Mord an Annalises Ehemann in der Gegenwart. In Bezug auf Annalises Ehemann Sam geht es dann auch einen ganzen Schritt weiter. So hinterfragt Detective Nate Leahy im Auftrag von Annalise das Alibi von Sam und bringt dieses nach und nach komplett zum Einsturz. Anstatt dies aber Annalise mitzuteilen, serviert er ihr eine Lüge und behauptet, dass Sams Alibi wasserdicht ist und sie sich keine Sorgen um eine Beiteilung ihres Ehemanns an dem Mord seiner Studentin zu machen braucht. Was die genauen Motive Nates für diese Lüge sind, bleibt zunächst unklar, wahrscheinlich will er Annalise, die mehr als nur eine Affäre für ihn war, schützen und auf eigene Faust weitere Informationen zusammentragen. Auch hier bleibt noch vieles im Unklaren.
"Choose your husband carefully, Miss Pratt. You'll only have yourself to blame if it ends badly."
Der Fall der Woche dreht sich schließlich um eine Hausfrau und Mutter, die verdächtigt wird, im Jahr 1994 einen Bombenanschlag verübt zu haben, bei dem ein Mann starb. Der Fall der Woche kann erneut als schwächstes Glied der Folge betrachtet werden, sind die Entwicklungen auf allen anderen Erzählebenen doch wesentlich aufregender und interessanter. Trotzdem wirkte sich der Fall, bei dem innerhalb der Folge wieder einige Enthüllungen und Überraschungen aus den Zuschauer zukamen, nicht störend aus und durchbrach zumindest mal die in den ersten beiden Folgen etablierten Konventionen, in dem Annalise den Fall am Ende nicht gewinnen, aber auch nicht verlieren konnte.
Daneben wurde in dieser Folge den romantischen Verwicklungen mal ein wenig mehr Raum gegeben und sich auch ein wenig auf die einzelnen Charakterkonstellationen fokussiert. Neben der sich durch Misstrauen immer weiter zersetzenden Ehe von Annaliese, wird vor allem ein Fokus auf Michaela und der Beziehung zu ihrem Verlobten gelegt. Es stellt sich heraus, dass dieser zusammen mit Connor aufs Internat gegangen ist und die Beiden eine kleine Affäre hatten. Dies führt dann zu allerhand gemein-amüsanten Sticheleien von Connor, der Unruhe in die oberflächlich betrachtet makellose scheinende Beziehung zwischen der nach Perfektion strebenden Michaela und ihrem beruflich erfolgreichen Verlobten bringt. Es ist eine gute Entscheidung, sich in dieser Folge ein wenig mehr auf den persönlichen Hintergrund der einzelnen Studenten zu fokussieren, kam dies in den ersten Folgen doch immer ein wenig kurz. Daneben wird auch wieder eine sich möglicherweise anbahnende Beziehung oder Affäre zwischen der idealistischen Laurel Castillo und Annalises Mitarbeiter Frank Delfino angedeutet. Dies war aber mehr eine Randerscheinung, wird aber in den nächsten Folgen sicher noch von Bedeutung sein.
Fazit
Auch in der dritten Folge ist "How to Get Away With Murder" rasant erzählte und einem mit allerhand Wendungen schier bombardierende Hochglanzunterhaltung, die trotz eines eher uninteressanten Falls der Woche bestens unterhält. Ein wenig mehr Fokussierung auf die Charakterarbeit, besonders im Hinblick auf die Studenten, würde der Serie aber noch gut stehen. Doch dafür ist in der folgenmäßig bereits aufgestockten ersten Staffel noch genügend Zeit.
Moritz Stock - myFanbase
Die Serie "How to Get Away with Murder" ansehen:
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Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Smile, or Go to JailErstausstrahlung (US): 09.10.2014
Erstausstrahlung (DE): 09.09.2015
Regie: Randy Zisk
Drehbuch: Rob Fresco
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