Bewertung

Review: #1.03 Showdown

Foto: Timothy Olyphant, Justified - Copyright: Sony Pictures Television
Timothy Olyphant, Justified
© Sony Pictures Television

"Justified" steigert sich ein wenig, verhindert seinen eigenen Aufstieg zu wirklicher Brillanz aber wieder einmal durch zweidimensionale Bösewichte. Dennoch ist die Folge für mich ziemlich gelungen, in erster Linie wegen eines äußerst liebenswerten Informanten, einiger Blicke hinter Raylans Fassade und einer kleinen persönlichen Macke, die ich im Laufe der Zeit entwickelt habe…

"Toothless, banjo-strumming redneck pricks…"

Ein Highlight der Folge war mit Sicherheit Arnold Pinter (David Eigenberg). Der geheime Informant der Marshals hat einen hibbeligen Charme, dem man sich kaum entziehen kann. Pinter hat eine Gabe dafür, sich in Schwierigkeiten zu begeben und sich dann mit Ach und Krach wieder aus der Affäre zu ziehen. Aber Pinter entwickelte nicht nur durch seine gerissene Offenheit eine ganz eigene Dynamik, sondern vor allem durch seine Chemie mit Raylan. Der Marshal hat mit seinem Informanten gemein, unbedingt aus Kentucky weg zu wollen.

Während der eine jedoch von kriminellen Kollegen daran gehindert wird, wird Raylan von Ava zurückgehalten, die erneut durch ihre zarte und verletzliche Ausstrahlung besticht. Der Kuss am Ende der Folge überraschte mich dann doch, war aber im Grunde unausweichlich und beweist, dass zumindest für Raylan nicht alle Menschen in Harlan "toothless, banjo-strumming redneck pricks" sind, wie Pinter es so schön auf den Punkt gebracht hat.

A knucklehead or a real bad guy?

Spannung kommt bei "Justified" wieder einmal dadurch auf, dass auf eine bereits stattgefundene Vergangenheit und eine mögliche Zukunft verwiesen wird, ohne alle Fragen wirklich zu stellen, geschweige denn zu beantworten. In diesem Fall geht es um Raylans Vater, der offenbar bereits in der Vergangenheit durch kriminelle Machenschaften auffällig geworden ist. Denn es scheint niemanden zu überraschen, dass er nun wieder festgenommen wurde. Man glaubt als Zuschauer zu bemerken, dass diese Tatsache Raylan tiefer trifft, als er zugeben möchte, auch wenn er auf den ersten Blick eine echte Regung scheinbar vermissen lässt. Auf jeden Fall ist auch Raylans Vater eine Figur, die bereits in den Startlöchern steht, um für die ein oder andere große Geschichte zu sorgen.

High Noon

Die wirkliche Enttäuschung der Folge waren Travis Travers und Curtis Mims. Wie schon einmal erwähnt ist mir klar, dass "Justified" mit Stereotypen arbeiten muss, um die Atmosphäre der Serie aufrecht zu erhalten, aber die beiden Ganoven in dieser Woche wirkten gerade durch ihre Überzeichnung beinahe ein wenig farblos. Beide waren berechenbar und gingen mir das ein oder andere Mal wirklich auf die Nerven. Die Gartenscherenfolter-Szene zwischen den beiden kam bei mir nicht so an, wie sie vermutlich ankommen sollte und wirkte auf mich nur überzogen und lächerlich. Insofern bin ich ganz froh, dass beide diese Folge nicht überlebt haben.

Sehr genial allerdings waren die High Noon-Szenen mit Curtis. Mit dem heruntergekommenen Garten hatte die Hommage an alte Westernhelden genau das richtige Umfeld, um zu wirken. Und Raylan Givens braucht im Grunde nur seine Waffe zu erwähnen, um die Serie spannender zu machen. Sowohl die Beinahe-Duelle als auch die tatsächlichen Schusswechsel fingen ein, welche Grundstimmung die gesamte Serie hat und irgendwie auch haben sollte, um sich ihre Einzigartigkeit bewahren.

Schusswesten

Manchmal bin ich recht anspruchsvoll und andere Male freue ich mich über Kleinigkeiten so sehr, wie über ganz große Geschichten. Details sind wichtig, denn im Grunde sind sie es, die Serien einzigartig und wertvoll machen. Im Laufe der Zeit habe ich vermutlich aus diesem Grund eine Macke entwickelt, die es mir unmöglich macht, nicht jedem sofort einen Orden verleihen zu wollen, der in einer Serie eine Figur einbaut, die eine schusssichere Weste trägt, angeschossen wird und nicht sofort wieder aufsteht und rumtanzt, Handstände macht oder die Welt rettet. Kugeln tun weh. Auch durch Schutzwesten. Und dass Raylan sogar Blut hustet, als er angeschossen wird, hat mich angesichts der realistischen Darstellung so gefreut, dass ich hiermit symbolisch einen Orden an die Serienmacher verleihe. Danke für diesen unnotwendigen und doch für die Glaubwürdigkeit der Serie essentiellen Realitätsbezug!

Fazit

Raylan bleibt nach wie vor das wahre Zugpferd der Serie, weil er und seine Geschichte im Grunde den Kern dessen bilden, was einen als Zuschauer bei Stange hält. Den Rest der Folge muss man mit gemischten Gefühlen betrachten. Auf der einen Seite schaffen es die Autoren nämlich, interessante Charaktere aus dem Handgelenk zu schütteln, auf der anderen Seite gibt man sich diese Mühe jedoch offensichtlich nur bei Figuren, die ihren ersten Auftritt auch überleben. Das ist schade und könnte für mich persönlich zum Problem werden. Allerdings ist und bleibt "Justified" etwas Besonderes und das sollte fürs Erste reichen, um mich weiter für die die Geschichten aus Harlan zu begeistern.

Eva Kügerl – myFanbase

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