Bewertung

Review: #1.04 Kojoten

Foto: Timothy Olyphant, Justified - Copyright: Sony Pictures Television
Timothy Olyphant, Justified
© Sony Pictures Television

Es scheint beinahe so, als hätte "Justified" endlich seinen Rhythmus gefunden. Denn in dieser Folge ließen weder die Story, noch die Figuren zu wünschen übrig.

Rudolph, the Red-Nosed Reindeer

Die Geschichte um Roland Alan Ruck, der früher als Buchhalter in kriminelle Machenschaften verwickelt war und nun als Zahnarzt den Bedürftigen hilft, nachdem er von Rudolph, dem Rentier dazu inspiriert worden war, war irgendwie speziell. Er und Mindy sind auf eine so realistische Art skurril, dass es wirklich Freude macht, ihnen bei ihrer Flucht zuzusehen. Bei den bisherigen Episoden habe ich ständig auf den Auftritt Raylans gewartet, in der Hoffnung, dass dann endlich Spannung aufkommt, was dann im Endeffekt auch jedes Mal so war. Diese Woche habe ich den Marshal nicht einmal im Ansatz auf diese Art und Weise vermisst, wenn er nicht im Bild war, was im Grunde sehr für die Geschichte der Folge spricht.

Rolands Geschichte, von seiner Flucht vor Raylan, über seine Zahnarztkarriere, bis hin zu seinem Ausrutscher mit dem reichen Schnösel, der nicht zahlen will, gingen einem ebenso nahe wie die Handlungsstränge, die mit dem des Zahnarztes verknüpft war – die mexikanische Familie, die aus Dankbarkeit Essen kocht, der einbeinige Veteran, der ohne zu Zögern sein Auto für ein besseres eintauscht und auch kein Problem damit hat, dem U.S. Marshal Service Paroli zu bieten, oder der Tacco-Buden-Besitzer, der sich aus dem Geschäft mit gefälschten Reisedokumenten zur Ruhe gesetzt hat – im Grunde ist die Episode voll von Schicksalen, die ich mir ohne zu Zögern ausführlicher erzählen ließe. Und im Grunde kristallisiert sich langsam heraus, dass "Justified" genau von solchen Charakteren lebt. Die Action, waghalsige Manöver und blitzschnelle Schusswechsel sind eine gelungene Beigabe, können aber auf Dauer nicht das Herz der Serie bilden. Daher gilt wohl in Zukunft die Devise – mehr Folgen wie diese!

Der Hut

Was mir ausgesprochen gut gefallen hat, war die kleine Geschichte zwischen Raylan und seiner Partnerin Rachel Brooks. Brooks lief aus meiner Sicht bislang einfach so nebenbei mit, sie hatte nicht großartig etwas zu sagen, fiel weder positiv, noch negativ auf. Mit Sicherheit wäre ich nicht auf die Idee gekommen, dass es zwischen Raylan und Brooks zu Differenzen kommen könnte, aber offenbar scheint die Beamtin mit dem Deputy weniger gut klar zu kommen, als es zunächst den Anschein hatte. Eine gewisse Arroganz und Unbeschwertheit im Umgang mit seiner Ausstrahlung kann man Raylan wahrlich nicht vorwerfen und im Grunde ist es darum auch nicht verwunderlich, dass er damit auf die afro-amerikanische Beamtin den Eindruck macht, er würde sich benehmen, wie ein verwöhnter Cowboy. Gerade dadurch, dass dieser Vorwurf offen im Raum stehen bleibt, macht die Sache so interessant. Denn die leise Versöhnung, die dadurch zustande kommt, dass Rachel Raylans Hut anprobiert und er ihr nicht passt, rundet das Ganze beinahe perfekt ab und es würde mich nicht wundern, wenn sich aus den offensichtlichen Differenzen zwischen den beiden Marshals am Ende eine solide Freundschaft entwickeln würde.

Ein Schritt zu viel

Ganz ohne Waffen kommt "Justified" ja dann doch nicht aus. Die beiden Verbrecher, die hinter Roland und in weiterer Folge auch hinter Raylan her sind, werden mit der gewohnten Präzision ins Jenseits befördert und dennoch tut das bekannte Szenario der Spannung keinen Abbruch. Durch den Showdown in der Wüste scheint auf jeden Fall der letzte Zweifel ausgeräumt zu sein, dass Raylan in jedem Fall zu seinem Wort steht und man sich besser zwei Mal überlegen sollte, sich mit ihm anzulegen. Wobei ich persönlich kein Problem damit hätte, wenn die Antagonisten der Serie auch weiterhin blindlings in ihr Unglück rennen. Zu sehen gibt es dabei nämlich offensichtlich immer was.

Fazit

Die Folge hat gezeigt, wie es sein soll. Das Ende des geläuterten Zahnarztes ist zwar herzzerreißend, passt aber irgendwie zur tragischen Komik der ganzen Folge. Die Atmosphäre der ganzen Geschichte war von vorne bis hinten perfekt inszeniert und so kann man am Ende nur Lob aussprechen. Für gut geschriebene Charaktere, charismatische Darsteller und einen stramm durchgezogenen Plot. Und natürlich für einen herrlichen Showdown an der mexikanischen Grenze.

Eva Kügerl – myFanbase

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