Bewertung

Review: #1.02 Riverbrook

Foto: Timothy Olyphant, Justified - Copyright: 2011 Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved.
Timothy Olyphant, Justified
© 2011 Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved.

Nach dem starken Piloten nimmt "Justified" ein wenig die Geschwindigkeit aus der Handlung. Die Episode hat durchaus Potenzial, wirft aber auch die Frage auf, ob die Geschichte um Raylan Givens in der Lage sein wird, ihr hohes Niveau zu halten.

Bullseye

Die erfreulichste Nachricht der Folge hält diese gleich am Anfang für die Zuschauer bereit. Boyd Crowder erfreut sich zwar nicht gerade bester Gesundheit, ist aber immerhin dazu in der Lage, die Rolle des Antagonisten weiterhin auszufüllen. Die Chemie zwischen ihm und Raylan ist relativ einzigartig in der heutigen Serienlandschaft und einen derart komplexen Charakter bereits in der ersten Folge zu verpulvern, wäre eine wahre Schande gewesen.

Boyd sieht nun Raylan als Waffe Gottes, die ihn niederstreckte, um ihm bewusst zu machen, dass er seinen Lebenswandel ändern muss. Man möchte beinahe lachen, aber irgendwie fällt einem das schwer. Auf der einen Seite wirkt Boyd auf mich persönlich noch immer so gerissen und durchtrieben wie im Piloten, aber die Ernsthaftigkeit, mit der er in der Krankenhausszene mit seinem ehemaligen Jugendfreund spricht, lässt die Frage offen, ob er nicht doch nach einem neuen Weg für sich sucht. Ich gehe einmal davon aus, dass man uns nicht vorenthalten wird, wohin es Boyd verschlägt und dieser Ausblick reicht vorerst, um zumindest mich bei Stange zu halten.

Der spannendste Aspekt der Geschichte zwischen Raylan und Boyd war für mich übrigens das ungelöste Rätsel darum, ob der Deputy wirklich absichtlich das Herz seines kriminellen Bekannten verfehlt und ihm damit das Leben geschenkt hat. Hier bleibt viel Platz für Spekulationen und auch Interpretationen und solche Sachen sind immer ein sehr zweischneidiges Schwert. Einerseits gibt es den Zuschauern die Möglichkeit, selbst mitzudenken und sich ein eigenes Bild zu machen – was hier meiner Meinung nach wunderbar geklappt hat – andererseits muss man auch in Zukunft die extreme Gratwanderung meistern, die vonnöten ist, um das Publikum nicht mit zu vielen offenen Fragen frustriert zurückzulassen.

3-2-3

Die eigentliche Geschichte der Folge kann ich bislang immer noch nicht so wirklich einordnen. Ein entflohener Häftling tut sich mit seiner Ex-Frau und deren neuem Geliebten zusammen und sucht nach seinem versteckten Geld. Raylan muss die Sache rausreißen, schafft das letzten Endes auch mit ein wenig Hilfe von Gutterson und dessen Scharfschützen-Gewehr, der Häftling und die Ex kommen wieder zusammen und der Fall hat sich. Die Geschichte mag sich auf den ersten Blick ganz interessant anhören und lebt auch stark von den Schauspielern, die ihre Rollen spielen wie Maßanfertigungen, aber mir riecht das Ganze doch ein wenig zu sehr nach Hollywood, um wirklich zu überzeugen. Vom Beginn des Falles mit dem Band-Auftritt, über die mysteriöse Zahlen-Kombination, die zur Beute führt, bis hin zur späten Reue der Ex-Frau wirkt alles ein wenig konstruiert und kostet der Serie ein Stück weit jene Authentizität, um die sie offensichtlich sehr bemüht ist.

Randerscheinungen

Was "Justified" großartig hinbekommen hat, ist die Entwicklung der Nebenrollen. Ob es jetzt Art, Gutterson, Winona oder Ava ist, jeder bekommt gerade genug Zeit, ein wenig mehr von sich zu zeigen, aber nicht so viel, um unangenehm im Vordergrund zu stehen. Das lässt auf eine langsame und solide Entwicklung der Charaktere hoffen, mit denen Raylan mehr Zeit verbringen wird, was mir persönlich besonders zusagt. Besonders die Romanze des Marshals mit Ava scheint noch so einiges für uns parat zu halten und die beiden könnten in naher Zukunft auf mehr als nur eine Art für Spannung sorgen.

Fazit

So ganz konnte die zweite Folge das Versprechen des Piloten nicht einlösen, aber ehrlich gesagt habe ich damit auch nicht so ganz gerechnet. Dennoch ist die Leistung einigermaßen solide und die ein oder andere Szene macht unheimlich Lust auf mehr. Aus meiner Sicht müssen die Autoren lediglich ein wenig darauf aufpassen, nicht allzu oft in Schubladen und Schablonen zu denken, wie man es in dieser Folge zumindest bei dem kriminellen Trio aus meiner Sicht getan hat. Die Stereotypisierung ist zwar wichtiger Teil der Geschichte, aber es passiert relativ schnell, dass ein Charakter überzeichnet und damit unglaubwürdig wird. Um dem entgegenzugehen müsste meiner Meinung nach der Fokus stärker darauf gelegt werden, den Figuren die Geschichten zu liefern, die sie brauchen, um freier und glaubhafter agieren zu können.

Eva Kügerl – myFanbase

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