Review: #1.01 Brand im Stollen
Es scheint, als hätte der US-Kabelsender FX einmal wieder ein glückliches Händchen bewiesen. War es bereits bei Glenn Close eine mehr als nur gute Idee, ihrem Charakter der Cpt. Monica Rawling aus dem Copdrama "The Shield" noch mehr Ecken und Kanten zu geben und ihr als Anwältin in ihrer eigenen Serie "Damages" noch mehr Platz zur Entfaltung zu geben, so war die Entscheidung, Timothy Olyphants Rolle als Wes Krulik bei eben jenem "Damages" nach einer Staffel zu beenden und ihm stattdessen als Deputy U.S. Marshal Raylan Givens eine Hauptrolle in der neuen Serie "Justified" zu geben, definitiv die richtige.
Olyphant als Zugpferd von "Justified" ist deswegen ein Glücksgriff, da Raylan Givens zunächst einmal die interessantere Rolle ist, im Vergleich zu dessen Engagement bei "Damages", weil die Unsicherheit, mit der Wes behaftet war, und die zu Olyphant so gar nicht gepasst hat, nun gänzlich verschwunden ist. All die Dinge, für die er steht – der unbeugsame Blick und die stoische Gelassenheit, die ihn umgibt – kann er nun perfekt ausleben. Dass man damit wieder einen beträchtlichen Schritt zurück zu seiner Paraderolle als Seth Bullock in der Westernserie "Deadwood" geht, ist mit Sicherheit kein Zufall. Olyphant als Sheriff bzw. Deputy U.S. Marshal mit Cowboyhut funktioniert einfach. Dazu kommt bei "Justified" noch das Schelmenhafte, das bei dem teils bitter-ernsthaften Ambiente von "Deadwood" deplatziert gewirkt hätte, bei der Leichtigkeit, die oftmals bei seiner neuen Serie vermittelt wird, aber dafür umso besser passt.
"Justified" hat nicht nur einen Hauptcharakter und -Darsteller, der geeigneter kaum sein könnte, sondern der auch einen Cast um sich schart, der sich durchaus sehen lassen kann. Neben Raylan hat dabei im Piloten vor allem Boyd (Walton Goggins) als dessen Jugendfreund, der sich nun der White Power Bewegung angeschlossen hat, seinen Stempel aufgedrückt – und das nicht nur, weil er mal so eben eine Panzerfaust mitten in der Stadt abfeuert. Er trägt nicht nur zu einer faszinierenden Dynamik bei, da Raylan und Boyd immer noch Respekt füreinander empfinden, aber mittlerweile auf zwei unterschiedlichen Seiten stehen und damit noch eine große Konfrontation um Leben und Tod zwischen den beiden in der Luft schwebt, sondern auch, weil Boyds Kaltblütigkeit im Umgang mit seinen Mitmenschen und die Tatsache, dass er dabei dennoch so wunderbar schlagfertig ist, ihm trotz alledem ein gewisses Sympathiepotenzial verleiht. Dass Boyd-Darsteller Walton Goggins der legendären finalen Staffel der Ausnahmeserie "The Shield" seinen Stempel aufdrückte mit einer Leistung, die ihm jeden Fernsehpreis dieser Welt hätte garantieren sollen, und damit durchaus bewiesen hat, dass er eine Serie auch tragen kann, kommt noch dazu.
Neben anderen Charakteren, die bisher eher als Nebenrollen anzusehen sind und aufgrund der geringen Möglichkeit, selbst zu glänzen, schwer zu beurteilen sind, hat zudem Natalie Zea geglänzt. Die den meisten wohl vor allem durch ihr Engagement bei der Dramasoap "Dirty Sexy Money" bekannt, hat die texanische Mimin bereits in der eher mittelmäßigen Dramedy "Hung" in einer Nebenrolle überzeugt. Nun scheint sie als Hauptcharakter und Ex-Freundin von Raylan zurückzukehren und beweist bereits in lediglich einer gemeinsamen Szene die wunderbare Chemie, die die beiden immer noch haben.
Aber auch in Bezug auf Storyline hat "Justified" einiges zu bieten, die Auseinandersetzung mit der White Power Bewegung im Piloten wird sicherlich nicht die letzte gewesen sein. Und dann wäre da ja auch noch Ava, die Raylan nicht nur einmal deutlich zu verstehen gab, dass sie an ihm interessiert sei. Doch letzten Endes wird der vorrangige Grund zum Einschalten der sein, dass es FX gelungen ist, einen Charakter, der von Autor Elmore Leonard (übrigens unter anderem verantwortlich für die Vorlagen für "Be Cool", "Out Of Sight", "Jackie Brown" oder auch "Killshot") durch zwei Romane und eine Kurzgeschichte geschaffen wurde, gekonnt für das Fernsehen zu adaptieren. Das eigentlich Faszinierende ist, dass Raylan die Idealvorstellung eines jeden guten, aber kompromisslosen Charakters direkt aus einem Western ist, der nie um einen knackigen One-Liner verlegen ist, und den man jedes Mal, wenn er seine Waffe abfeuert, nur noch sympathischer findet. Und da es sich immerhin um FX handelt, kann man sich sicher sein, dass es zu einfach wäre, sich auf dieser vielversprechenden Prämisse auszuruhen, weswegen auch Raylan sicherlich noch eine ordentliche Portion Tiefe erhalten wird.
Fazit
Hauptcharakter Raylan ist nicht nur der Traum eines jeden Western-Fans, Timothy Olyphant erscheint auch wie geschaffen für die Rolle. Als ob das nicht schon genug wäre, wird im Piloten auch noch eine fesselnde und abwechslungsreiche Geschichte erzählt und bereits jetzt kann man hochinteressante Beziehungen ausmachen, die sicherlich auch im weiteren Verlauf der Staffel für Brisanz sorgen werden, egal ob man nun eher Procedural oder Serial sein möchte. Also: Zurücklehnen und die brisante Mischung aus Leichtigkeit, Coolness und Gewalt genießen.
Andreas K. - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Fire in the HoleErstausstrahlung (US): 16.03.2010
Erstausstrahlung (DE): 10.03.2012
Regie: Michael Dinner
Drehbuch: Graham Yost
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