Review: #1.06 Die Sammlung

Okay, "Justified" ist ein Südstaaten-Drama, es musste ja so kommen. In dieser Woche wurde pflichtbewusst die Pferde-Ranch aufgegriffen und zum Schauplatz eines Verbrechens gemacht. Ich wäre dankbar, wenn wir diesen Punkt damit hinter uns gebracht hätten.

Collections

Ich war wirklich genervt von diesem Fall. Das mag bei anderen Zuschauern nicht der Fall gewesen sein, das kann ich gar nicht bestreiten, aber einen reichen Schnösel, der von seiner Frau und deren Geliebten umgebracht wird, hat man schon zu oft gesehen, um noch vor Spannung vom Sofa zu fallen. Die ganze Geschichte um die Hitler-Gemälde war ja vielleicht ganz gut gemeint, wirkte aber extrem erzwungen, ebenso wie die Auflösung mit der Sammlung aus verbrannten Werken des Diktators. Der Fall der Woche wird nur dadurch in gewisser Weise gerettet, dass er trotz aller Präsenz eine untergeordnete Rolle in der Dramaturgie der Folge spielt und somit hoffentlich als ärgerlicher Ausrutscher in die Geschichte der Serie eingehen wird.

"He's the one with the birds."

Viel erfreulicher war das Wiedersehen mit Boyd Crowder. Ich weiß nicht, was der Charakter ohne Walton Goggins wäre, aber in dieser Besetzung steht außer Frage, dass Raylan genau den Widersacher hat, den er verdient. Zwischen den beiden herrscht eine ganz eigene und spezielle Stimmung, die in vielerlei Hinsicht einzigartig in der heutigen Serienlandschaft ist. Dass die beiden Rivalen sich gegenseitig so freundlich gesinnt sind, spielt dabei ebenso eine Rolle wie die Tatsache, dass Boyd anscheinend tatsächlich von seinem Glauben geläutert wurde und nicht zögert, Raylan aus seiner vermeintlichen Dunkelheit führen zu wollen. Dass er damit auch teilweise Erfolg hat, sieht man, wenn man Raylan auch nur für einen Moment genauer ansieht.

Der Marshal kämpft immer noch mit den jüngsten Ereignissen rund um seinen Vater, ganz abgesehen von den Problemen, die er sonst noch hat. Die Affäre mit Ava scheint sich langsam zuzuspitzen, Boyds Vater Bo Crowder soll bald aus dem Gefängnis entlassen werden und schmiedet angeblich schon Rachepläne und zu allem Überfluss hat Raylan auch noch interne Ermittlungen am Hals. Kein Wunder also, dass man ihn in dieser Folge von einer nachdenklicheren Seite zu sehen bekommt, die durchaus begrüßenswert und reizvoll ist.

Tough Times in Real Estates

Die Beziehung zwischen Winona und Raylan interessiert mich immer mehr. Gary hat ganz offensichtlich Dreck am Stecken und ich gehe davon aus, dass Raylans Wissen darüber nichts Gutes für den Immobilienmakler bedeutet. Eine Drohung ist bereits ausgesprochen und in der Zwischenzeit dürfte man bei "Justified" gelernt haben, dass Deputy Marshal Givens meist nur einmal warnt, bevor er ernst macht. Dass er seine Ex-Frau vor der Situation schützt, rechne ich ihm hoch an, passt aber auch fraglos zur Persönlichkeit Raylans. Genauso wie auch die Tatsache, dass er anscheinend stärker unter der Trennung leidet, als man bisher vermuten durfte. Und im Grunde spricht es auch Bände, dass sich Winona sofort an ihren Ex-Mann wendet, obwohl man davon ausgehen kann, dass sie beruflich bestimmt noch andere Fäden ziehen könnte, wenn sie denn wollte. So oder so ist Raylan jetzt auf den Plan gerufen und wie auch immer die Sache mit Gary ausgeht, es wird vermutlich kompliziert und verworren werden und damit ein Fest für uns Zuschauer.

Fazit

Der eigentliche Fall der Woche ist ein Reinfall auf ganzer Linie. Es sind die Nebenhandlungen, die diese Folge retten und beinahe richtig gut machen. Die Serienmacher scheinen auf jeden Fall genau zu wissen, welchen Trumpf sie mit dieser Besetzung im Ärmel haben und vor allem, wann sie diesen Trumpf ausspielen müssen. In dieser Folge hat das ganz gut geklappt, man sollte sich aber vielleicht nicht allzu sehr auf dieses Rezept verlassen.

Eva Kügerl – myFanbase

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