Bewertung

Review: #2.05 Sprengstoff

Foto: Margo Martindale, Justified - Copyright: Prashant Gupta/FX
Margo Martindale, Justified
© Prashant Gupta/FX

Langsam aber sicher braut sich etwas über Harlan zusammen und hinter allem scheint eine Familie zu stecken: die Bennetts. Auch Boyd Crowder führt etwas im Schilde und das bedeutet jede Menge Arbeit für Raylan Givens, der sich außerdem auch noch mit seinem Vater herumschlagen darf.

Es liegt was in der Luft

Diese Folge verfügt über gleich mehrere interessante Handlungsstränge. Der erste Bogen umspannt die Vorkommnisse um Walt McCready, dessen Ermordung nach wie vor unentdeckt geblieben ist. Als dann Sozialhilfeschecks auftauchen, die angeblich von ihm eingelöst worden sind, ruft dies Raylan auf den Plan, doch im ersten Moment erweisen sich mehrere Spuren als wenig hilfreich. Eine durchaus lustige Szene - jedenfalls für den Zuschauer - stellte die Unterhaltung zwischen Raylan und dem Verdächtigen Winston Baines dar, in deren Verlauf ein Elektroschocker zum Einsatz kommt und sich beide Männer für kurze Zeit gegenseitig außer Gefecht setzen. Eine recht ungewöhnliche Situation für den Marshal, der dieses Mal gar nicht in der Lage ist, schnell genug seine Waffe zu ziehen und diese abzufeuern. Im Vergleich zu Winston kommt Raylan aber verhältnismäßig gut davon und gewinnt schnell wieder die Oberhand. Erstaunlicherweise hält sich der Schusswaffengebrauch deutlich in Grenzen. Stattdessen konzentriert man sich in dieser Folge mehr auf die Hintergrundinformationen.

Der Überfall auf den Drogenbus wird zunehmend zum brandheißen Thema, denn es kristallisiert sich heraus, dass Coover und Dickie Bennett Größeres vorhaben. Ob sie der Sache allerdings gewachsen sind, steht auf einem anderen Blatt geschrieben. Ich persönlich halte beide nicht für fähig, die Tragweite ihrer Aktionen zu erkennen. In dieser Hinsicht wird uns bestimmt noch einiges erwarten, denn bekanntlich hält Mags Bennett gar nichts von dieser Art Drogenhandel und hat ihre Söhne diesbezüglich schon einmal verwarnt. Ich frage mich, wann es zum Showdown zwischen den beiden Banden kommen wird, schließlich gehören die Drogen ja nicht den Bennetts. Gleichzeitig bin ich überzeugt, dass Mags Bennett ihre Vormachtstellung auf gar keinen Fall sang- und klanglos aufgeben wird.

Loretta McCready kommt mir fast zu erwachsen vor. Sie gibt sich betont unbeeindruckt und abgebrüht. Ein solches Verhalten hätte ich von der 14-Jährigen nicht erwartet. Ihr selbstbestimmtes Auftreten gegenüber dem ruppigen Coover war zwar nett anzusehen, aber alles in allem kommen mir Zweifel. Als Dealerin kann ich sie mir so gar nicht vorstellen.

Anscheinend hat Harlan mehr kriminelle als rechtschaffende Einwohner. Und Raylan ist mittendrin im Getümmel. Wie immer sorgen seine lässige Haltung und lockeren Sprüche für ein leichtes Grinsen beim Zuschauer und somit auch für eine stimmige Mischung, ohne dabei zu sehr in komödiantische Gefilde abzudriften.

Eine unterschwellige Gefahr

Noch immer bin ich fasziniert von Mags Bennett. Eine diabolische Frau, die einem einen kalten Schauer über den Rücken jagen kann, indem sie einen nur anschaut. Ihre Sicht der Dinge stellt sie auch gleich zur Schau, als sie ihren Sohn Coover für sein Fehlverhalten maßregelt, indem sie seine Finger mit einem Hammer bearbeitet. Gleichzeitig beteuert sie aber, Coover zu lieben. Eine schockierende Szene. So ein Verhalten habe ich selten in einer Serie gesehen und vor allem der Umstand, dass Mags äußerlich so gar nicht als die durchtriebene Frau wahrgenommen wird, die sie tatsächlich ist, versetzt mich regelmäßig in Erstaunen. Sollte es hart auf hart kommen, wird sie nicht zögern, sich ihren Weg mit Waffengewalt zu bahnen, da bin ich mir sicher. Durch Zufall habe ich die Schauspielerin Margo Martindale vor kurzem in einer anderen Serie gesehen und ich muss sagen, dass sie eine faszinierende Persönlichkeit ist. Ihren Emmy als beste Nebendarstellerin in "Justified" hat sie meiner Meinung jedenfalls zu Recht bekommen.

"Bleib cool."

Das nächste große Thema ist der Plan von Kyle Easterly, der die Löhne der Minenarbeiter stehlen will. Obwohl Boyd in den vorangegangen Folgen bereits mehrmals Andeutungen gemacht hat, sich aus der Sache heraushalten zu wollen, ist er nun fleißig bei den Vorbereitungen dabei. Kommen da wieder alte Gewohnheiten ans Tageslicht? Fast scheint es so. Aber nur fast. Subtil durchkreuzt er durch gezielte Aktionen die Pläne von Kyle, und als Zuschauer ist man geneigt zu glauben, dass er eine Wandlung durchzogen hat. Interessant wäre zu wissen, inwieweit diese Läuterung auch tatsächlich bei ihm stattgefunden hat. Oder ob er am Ende nicht doch ein anderes, großes Ziel vor Augen hat, von dem die Umstehenden bislang nur noch nicht Notiz genommen haben. Irgendwie hält sich bei mir genau dieses Gefühl, denn den Reiz der Serie macht ja genau das aus. Es ist dieses Spiel zwischen Raylan und Boyd, das den Zuschauer in den Bann zieht. Und über allem steht die simple Frage: hat sich Boyd Crowder tatsächlich geändert?

Diese Frage hat Ava in der letzten Folge ebenfalls gestellt und damals hat Boyd sich als Wackelkandidat gezeigt. Dieses Mal war seine Position am Ende schon eindeutiger. Um seinen eigenen Plan durchzuziehen, schreckt er auch nicht vor Waffengewalt zurück. Er kann eben nicht aus seiner Haut, so sehr er das seiner Umwelt auch glauben machen will. Und genau dieses Wechselspiel zwischen Gut und Böse macht es einem schwer, einen eindeutigen Standpunkt zu seiner Haltung zu beziehen. War er in der 1. Staffel noch komplett auf der Seite der bösen Jungs, gewinnt seine gute Seite nun immer mehr die Oberhand. Trotz allem sagt er selbst, dass er allen anderen nur etwas vormacht. Was sollen wir nun glauben? Was bezweckt er damit? Ich denke, die Fragen werden sich erst im weiteren Verlauf klären. Bislang scheint er erfolgreich damit zu sein, seine früheres Verhalten Stück für Stück abzulegen. Ob es dabei bleibt, wird sich noch zeigen müssen. Seine Geste Ava gegenüber war schon fast herzerweichend, als er ihr das Geld von der Mine überlässt, damit sie ihre Schulden zumindest teilweise abbezahlten kann. Seine Aufrichtigkeit Ava gegenüber empfinde ich als einzigartig, wenngleich es auch in Bezug auf Ava sowieso klar ist, dass man dieser Frau nichts vormachen kann. Der bloße Versuch wäre zum Scheitern verdammt.

Fazit

Eine, wie schon der Titel besagt, explosive Episode mit jeder Menge überraschender Wendungen, die zudem durchgängig die Spannung hält. Vor allem Boyd Crowder hat sich als vielschichtiger Charakter herausgestellt und überzeugt einmal mehr mit Taten statt mit Worten. Als komplexe Figur mit Tiefgang zeigt er wiederholt seine Gerissenheit. Und doch bleibt ein Rest Zweifel bestehen, ob er am Ende nicht doch noch eine ganz andere Richtung einschlagen wird.

Melanie Berl - myFanbase

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