Bewertung

Review: #2.09 Hüte deinen Bruder

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Die Gemüter sind erhitzt in Harlan, denn die Black Pike Company macht Nägel mit Köpfen und will Grundstücke aufkaufen. Aber Mags Bennett und Boyd Crowder zeigen erneut, dass man sie auf gar keinen Fall unterschätzen darf. Nach einigen in Sachen Gewalt eher gemäßigten Folgen geht es in dieser Episode hoch her.

Kampf mit harten Bandagen

Um es vorweg zu sagen, allein der Gedanke, wieder mehr von Mags zu sehen, ist für mich schon Grund genug, um gebannt vor dem Fernseher zu sitzen. Vor dem Hintergrund einer Familienfeier stellt sie der Vertreterin der Black Pike Company ihre eigenen Forderungen. Abgebrüht und mit allen Wassern gewaschen lässt sie Carol Johnson ziemlich alt aussehen und macht daraus auch gar keinen Hehl. Es wird klar, dass in Harlan zwar nicht alle, aber doch recht viele Fäden bei Mags zusammenlaufen. Äußerst gerissen hatte sie in der letzten Folge #2.08 Abraum Stimmung gegen die Blake Pike Company gemacht und eine emotionale Rede bei der Versammlung geschwungen. Würde ich es nicht besser wissen, hätte ich ernsthaft geglaubt, dass sie tatsächlich für die Belange der Einwohner eintritt. Im Nachhinein wird dann aber klar, dass sie nur auf den eigenen Vorteil aus ist. Erstaunlich finde ich dabei allerdings, dass es dieses Mal ausgerechnet Boyd ist, der des Rätsels Lösung gefunden hat. Gemeinsam mit Mags ist er das Zünglein an der Waage und schlussendlich sind die beiden ein unschlagbares Team, denn sie zwingen Carol, oder besser gesagt, den Minenbetreiber sprichwörtlich in die Knie. Und dann gibt es noch das zweite Gesicht von Mags. Das der liebevollen Ersatzmutter Loretta und der überaus strengen Mutter ihren - durchaus missratenen - eigenen Söhnen gegenüber.

Carol Johnson erweist sich zunächst als gewiefte Geschäftsfrau, die klare Zielvorstellungen hat. Auch Raylan gegenüber gibt sie sich selbstbewusst und ist durchaus nicht auf den Mund gefallen, wie man aus dem folgenden Zitat erkennen kann. Raylan: "Wenn ich Sie nicht sehe, kann ich Sie nicht beschützen." - Carol: "Sie warten direkt vor der Tür, okay?" - Raylan: "Was machen Sie aus mir? Den Türsteher?" - Carol: "Ja, einen überqualifizierten Türsteher mache ich aus Ihnen." Wenn sie zu dem Zeitpunkt nur geahnt hätte, dass sich das Blatt kurz darauf wenden wird. Irgendwie kann sie einem schon leidtun. Aber nur fast. Denn auch wenn es bislang nur beiläufig erwähnt wurde, kann der Aspekt der Umweltverschmutzung meiner Meinung nach nicht vernachlässigt werden. Zudem musste ein Mann wegen der Anprangerung von Umweltvergehen der Minenbetreiber bereits mit dem Leben bezahlen. Vielleicht sind es nur die allgegenwärtigen Vorurteile großen Konzernen gegenüber, aber solche Dinge sind die Kehrseite der Medaille und werfen kein gutes Licht auf die Black Pike Company.

Die Beziehung zwischen Boyd und Ava scheint sehr gut zu funktionieren und die beiden geben ein schönes Paar ab. Es mach Spaß, den beiden zuzusehen, denn nichts zwischen ihnen wirkt gekünstelt oder gar aufgesetzt. Im übrigen hat mich Boyd wieder überrascht. Dieses Mal hintergeht er Carol und verbündet sich mit Mags. Ob er das gemacht hat, um zu verhindern, dass die Black Pike Company zum Zug kommt? Oder will er tatsächlich die Beteiligung einstreichen? Es bleibt spannend, wenn es um Boyd geht, soviel ist sicher.

Handfeste Argumente

Wie bereits erwähnt, hat diese Folge eine härtere Gangart, was vor allem Coover zu verdanken ist. Der bullige Mann nimmt eine zentrale Rolle ein und schreckt auch dieses Mal nicht vor körperlicher Gewalt selbst seinem Bruder Dickie gegenüber zurück. Viel hatte nicht mehr gefehlt und Dickie wäre wirklich gestorben. Angetrieben von Neid und Eifersucht auf Loretta, denn er hat zuvor mitgehört, wie seine Mutter tatsächlich über ihn denkt, will er dem Mädchen zeigen, wo ihr Vater wirklich ist.

Loretta ist ein großes Risiko eingegangen, als sie beschließt, Coover einen Besuch abzustatten, weil sie einen Verdacht hat. Grund dafür ist die Armbanduhr ihres Vaters, die Coover trägt. Noch immer bin ich bei Loretta zwiegespalten, denn ich finde ihr Verhalten sehr wagemutig und für eine 14-Jährige einfach unglaubwürdig.

Auch in dieser Folge muss Raylan körperlich einiges einstecken. Im unvermeidlichen Showdown kommt es schließlich erneut zu einem erbitterten Kampf zwischen Raylan und Coover, in dessen Verlauf Coover von Raylan angeschossen wird und in den Schacht fällt. Dies wiederum hat zur Folge, dass die hinzugekommenen Polizisten ebenfalls die Leiche von Walt McCready dort unten finden. Widersprüchlich ist die Szene, in der Mags zu Loretta will, Raylan ihr diesen Wunsch aber nicht erfüllt. Zwar fragt sie auch nach ihrem toten Sohn, doch augenscheinlich ist sie um das Wohlergehen von Loretta viel mehr besorgt. Eigentlich hatte ich etwas mehr Trauer von ihr erwartet. So kriminell und leider auch etwas geistig minderbemittelt ihr Sohn auch gewesen sein mag - er ist und bleibt ihr Sohn. Welche Mutter trauert nicht um ihr Kind? Oder war das alles nur Schau? Woher rührt ihr lebhaftes Interesse an Loretta? Sehnte sie sich nach einer eigenen Tochter? Bislang kann ich mir darauf keinen Reim machen.

Fazit

Noch herrscht Ruhe. Aber es wird bestimmt nicht so bleiben. Ich denke, hinter der Geschichte mit Black Pike steckt mehr, als bisher gezeigt wurde. Auch wenn jetzt die wahren Beweggründe von Mags bekannt sind, so ist noch nicht aller Tage Abend, schließlich ist die Familie in Drogengeschäfte verwickelt. Und in diese Geschäfte wird sich die Clan-Herrin sicherlich nicht reinreden lassen. Viele Fragen sind noch offen geblieben und werden hoffentlich in den kommenden Folgen entsprechend beantwortet. Die Serie verspricht viel, die Anforderungen sind hoch. Lassen wir uns überraschen!

Melanie Berl - myFanbase

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