Bewertung

Review: #5.02 Probleme mit den Kids

Foto: Timothy Olyphant, Justified - Copyright: 2013, FX Networks. All rights reserved.; Kurt Iswarienko
Timothy Olyphant, Justified
© 2013, FX Networks. All rights reserved.; Kurt Iswarienko

"Justified" ist eine Serie, die mittlerweile läuft wie eine geölte Maschine, sodass selbst unspektakuläre Episoden solide Unterhaltung liefern können. Das Setting, die Darsteller, die Dialoge, einfach die Serie an sich impliziert bereits eine gewisse Qualität, selbst wenn die Drehbuchautoren mit Episoden daherkommen, die nur wenig Fortschritt in der staffelumgreifenden Geschichte bringen und die storytechnisch so abgegrenzt sind, dass man sie fast als Stand-Alone-Folgen bezeichnet könnte. Genau so eine unspektakuläre, aber solide Episode ist auch #5.02 The Kids Aren't All Right. Es passiert nicht wirklich viel in diesen 45 Minuten, die Story plätschert geradezu gemächlich vor sich hin, und dennoch bekommen wir eine durchaus ordentliche Episode präsentiert, in der einige altbekannte Gesichter auftauchen und in der auf ganz subtile Weise auch Raylans Entwicklung rekapituliert wird.

Die Rahmengeschichte ist schnell erzählt: Loretta taucht auf und bittet Raylan um Hilfe, dieser kann natürlich nicht anders, als Loretta aus der Patsche zu helfen (wie sagt sie doch so treffend: "You are who you are.") und erkennt erst zum Schluss, dass die junge Dame ihn nach Strich und Faden ausgenutzt hat. Besonders innovativ ist die Story um das vertickte Gras und das gestohlene Geld nicht, doch die Rückkehr Lorettas und vor allem des alten Rod machen das größtenteils wieder wett. Den Höhepunkt der Geschichte bildet dabei das Treffen zwischen Raylan und Rod, bei dem einige der zentralen Motive von "Justified" aufgegriffen werden und bei dem deutlich gemacht wird, dass sich gewisse Dinge in den vergangenen fünf Staffeln verändert haben und sich auch Raylan verändert hat.

Da haben wir zum einen Raylans kriminelle Familienvergangenheit, die ihn immer wieder einholt, die er jedoch seit Arlos Tod zu akzeptieren gelernt hat. Raylan erwähnt Arlo in dieser Episode immer wieder, ja schwelgt geradezu in Erinnerungen an ihn und scheint sämtlichen Missmut über die Unzulänglichkeiten seines Vaters dabei überwunden zu haben. Dann haben wir den über alles stehenden Wert der Familie, der für Raylan noch wichtiger geworden ist, seitdem er selbst Vater geworden ist und den er auch auf Schützlinge wie Loretta ausweitet ("You leave me and mine out of it" so Raylan zu Rod). Und wir haben das rekurrierende Thema von Recht und Rechtfertigung, von der Macht des Marshal-Abzeichens, von dem Raylan seit jeher immer wieder Gebrauch macht. Mit Raylans bisher radikalstem Ge- bzw. Missbrauch seines Marshal-Status – die geplante Eliminierung Nick Augustines im Staffel-4-Finale – scheint seine Hemmschwelle, Selbstjustiz zu verüben, noch weiter gesunken zu sein und das wird im Gespräch mit Rod unmissverständlich klar: "I'll kill four of you before you even clear your weapons, and I'll take my chances with the other two. And you see this star? That's gonna make it legal." Es bleibt abzuwarten, ob dies eventuell eine neue Entwicklungsrichtung Raylans andeutet, die möglicherweise beunruhigend sein könnte. Natürlich wissen wir, dass Raylans Motivationen grundsätzlich moralisch und gesetzestreu sind, doch der Fall Augustine hat einen potentiell gefährlichen Präzedenzfall geschaffen – von dem womöglich auch bald Art Wind bekommt.

Neben der Geschichte rund um Raylan und Loretta, bei der wir nebenbei Alison kennen lernen, Lorettas Sozialarbeiterin und wahrscheinlich Raylans neue Flamme, bietet die Episode dann letztlich nicht mehr viel. Boyd strauchelt ganz offensichtlich immer weiter einer Katastrophe entgegen, denn nicht nur wird er von Mara erpresst, auch Lee Paxton erwacht aus seinem Koma. Erschwerend hinzu kommt die immer verzweifelter werdende Situation mit Ava im Gefängnis und die problematische Situation mit den Dealern in Harlan, denen er kein Koks nachliefern kann und die er vorerst hinhalten muss. Boyd verliert den Boden unter den Füßen und dies merkt man in seiner ganzen Handlungsweise, die immer unbedachter, immer unbeholfener wird. Einzig in der Szene, in der er seine unzufriedenen Dealer beruhigen kann, wirkt Boyd so selbstsicher und routiniert, wie wir ihn eigentlich kennen – sonst aber sind seine Handlungen nur noch der desperate Versuch, den Kontrollverlust irgendwie einzudämmen.

Über den schwächsten Teil der Episode – Deweys Lotterleben und Wades Baralltag – braucht man eigentlich gar kein Wort zu verlieren. Hier wurde nur versucht, Zeit zu schinden, um am Ende mit Daryls Rückkehr nach Kentucky zu "überraschen". So ist das Fazit dieser Episode eben: Unspektakulär, aber solide. Als mehr oder weniger abgeschlossene Stand-Alone-Folge bietet sie eine nette Geschichte rund um Raylan und Loretta, schiebt dabei aber Boyd unnötig weit in den Hintergrund und liefert mit dem Subplot rund um Dewey eine völlig irrelevante Story ab. Nun da Daryl aber in Harlan County angekommen ist, dürfte in der nächsten Episode hoffentlich ein paar Gänge hochgeschalten werden, damit diese Staffel dann auch mal in Fahrt kommt.

Maria Gruber - myFanbase

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