Bewertung

Review: #5.03 Die Bombe

Fast zum ersten Mal innerhalb der letzten fünf Jahre hatte ich das Gefühl, als hätte man mir mehr Antworten als Fragen gegeben. Dass dies nur unmittelbar zutrifft, musste ich natürlich feststellen, als ich erneut die Episode gesehen habe. Dennoch scheinen die Serienmacher ihr Versprechen, dass wir diese Staffel mehr Antworten als Fragen bekommen werden, wahr zu machen und mit dieser Episode haben sie es das erste Mal bewiesen.

Why in god's name would I ever go back there?

Während wir in den letzten beiden Episoden nicht nur einen Charakter im Mittelpunkt hatten, ändert sich das System diesmal wieder und wir haben eine Desmond-zentrierte-Episode bekommen. Dass diese zu den interessantesten der Serie zählen, haben schon #3.08 Erinnerungsfetzen und #4.05 Die Konstante bewiesen. Dementsprechend waren die Erwartungen natürlich hoch, als wir zu Beginn der Episode die Geburt des kleinen Charlie, dem Sohn von Penny und Desmond, sehen durften. Die Tatsache, dass sie ihr Kind Charlie benannt haben, hat bei mir einen kleinen Zwiespalt erweckt. Natürlich denkt man zuerst an Charlie, der sein Leben opferte und zu dem Desmond in den letzten Tagen auf der Insel eine ganz besondere Beziehung hatte, da er dessen Leben ständig versuchte zu retten. Charlie war es letztlich auch, der kurz mit Penny redete, und somit die beiden Liebenden wieder verband. Auf der anderen Seite ist Charlie jedoch eine Verniedlichung für Charles, dem Vornamen von Pennys Vater, der Desmond erst in die Lage gebracht hat, die ihn auf die Insel führte und vor dem sich Penny, Desmond und Charlie die letzten drei Jahre entfernt, wenn nicht sogar versteckt haben. Der Kleine trägt also schon jetzt einen bedeutsamen Namen und macht dabei seiner Familie wohl alle Ehre, die so tief in dem "Lost"-Mysterium steckt, wie man sich zu Beginn wohl nie hätte vorstellen können.

Dadurch, dass Daniel Desmond in der Vergangenheit den Auftrag erteilt hatte, seine Mutter zu finden, begeben wir uns nun tiefer in die Arbeit von Daniel Faraday, dessen erste Versuche wir 1996 sehen durften. Diese Versuche hatte Daniel auch an Menschen ausprobiert und schien dabei nicht gerade erfolgreich gewesen zu sein, da Theresa sich nun in einer ständigen Zeitreise ihres Geistes befindet. Zusätzlich zu diesem interessanten Aspekt, war die Tatsache, dass Charles Widmore diese Forschung finanzierte, wohl der wichtigste Punkt, den wir erfahren haben. Dies brachte Desmond auch dazu seinen Schwiegervater, der scheinbar weder von der Hochzeit, noch von der Geburt seines Enkels etwas weiß, einen Besuch abzustatten. Von diesem bekommt er schließlich auch die Adresse von Daniels Mutter und Desmond wird bewusst, dass es noch nicht vorbei ist und auch Penny wird klar, dass mit der Tatsache, dass Desmond wieder bei ihr ist, der Kampf noch lange nicht gewonnen ist.

Wie wir jedoch wissen ist Ben immer noch hinter Penny her, und auch Charles ist sich dessen bewusst und bittet deswegen inständig, dass Desmond und Penny sich weiterhin verstecken. Ich kann wirklich nur auf ein Happy End hoffen und nicht auf ein tragisches Ende dieses wunderbaren Paares, das eine große Bedeutung in dem gesamten Mysterium hat.

Back in the year 1954

Auf der Insel befinden wir uns gerade im Jahr 1954. Während Miles, Charlotte und Daniel auf einige der Anderen treffen und zu Richard Alpert gebracht werden, treffen Sawyer, Juliet und Locke auf den jungen Charles Widmore, der sie unfreiwillig auch zu Richard bringt.

Sowohl der junge Charles Widmore, als auch die energische Ellie stellen für mich das größte Mysterium dar. Dass Charles schon mal auf der Insel war, haben sich alle gedacht, nicht zuletzt da er so extrem auf die Insel fixiert ist. In der jungen Ellie könnten wir eventuell die Mutter von Daniel Faraday vor uns haben, die, wie wir jetzt sicher sagen können, die spätere Ms. Hawking ist, die nun mit Ben zusammen arbeitet, um einen Weg zurück zur Insel zu finden. Die Tatsache, dass Ellie Daniel bekannt vorkommt, sowie seine Information, dass er ein Zeitreisender ist und damit (erstmals) das Interesse von Ellie auf Zeitreisen lenkt, passt zu den Informationen, die wir bisher von Ms. Hawking haben. Zusätzlich nannte Daniel seine Laborratte Eloise, was auch eventuell als Beweis dienen könnte.

Wenn wir also davon ausgehen, dass Ellie wirklich Daniels Mutter ist, ist man leicht dazu geneigt ihre Verbindung mit Charles Widmore anzusprechen und so eventuell zu vermuten, dass es sich bei Penny und Daniel um (Halb-)Geschwister handeln könnte, die beide eine bedeutende Beziehung zu Desmond haben. Aber das ist eventuell doch ein wenig zu sehr um die Ecke gedacht, auch wenn, oder gerade weil, wir mit Jack, Claire und Christian eine ähnliche Geschichte haben.

Doch neben all diesen vielen Fragen, die die beiden Charaktere Ellie und Charles (erneut) aufgeworfen haben, lieferte uns diese Zeitreise auch einige Antworten: Wir haben einen Grund dafür bekommen, warum die Anderen sich verkleiden und dass sie dies schon seit den 1950er Jahren machen. Sie geben sich als ihre Feinde aus, um nicht auf den ersten Blick erkannt zu werden bzw. sich eventuell sogar unter die Gruppen zu mischen, wie wir es von ihnen auch aus der uns bekannten Zeitlinie gewohnt sind.

Juliet hat uns noch einmal bestätigt, dass Richard sehr alt ist, was einmal mehr an die Black Rock erinnert, für die wir immer noch keine Erklärung bekommen haben. Außerdem scheint die Bedeutung von Richard einmal mehr bestätigt zu werden, gleichzeitig jedoch auch die Tatsache, dass er nicht der Anführer ist, aber dennoch in einer Befehlsreihenfolge steht, die ihm einen besonderen Status verleiht.

Wir haben eine Bombe präsentiert bekommen, die eventuell der Grund für den oft erwähnten "incident" sein könnte, und erklären könnte, warum Desmond und die anderen der Dharma Initiative immer wieder die Zahlen eintippen mussten.

Randnotizen

Sofern Daniels Aussage stimmt und nur Desmond die Vergangenheit ändern kann, hat die Szene zwischen Richard und Locke am Ende für mich keine bedeutende Rolle gespielt, sondern war einfach nur eine interessante Unterhaltung. Sollte John jedoch auch fähig sein die Vergangenheit zu ändern, so hat er Richard quasi erst auf die Idee gebracht, dass er "special" ist und in knapp 50 Jahren als neuer Führer der Anderen fungieren wird. Die Frage bleibt nun, ob er auch ohne die Beeinflussung der Zeit selbiger wäre. Ich hoffe deswegen, dass er die Zeit nicht verändert hat, sondern schon immer dafür bestimmt war.

Als Richard und Locke sich das letzte Mal auf der Insel gesehen hatten, übergab Richard ihm den Kompass mit der Aussage, dass er ihn Richard geben sollte, da er ihn ansonsten nicht erkennen würde. Bedeutet das nun, dass Richard sich daran erinnerte, dass die beiden sich 1954 begegnet waren oder war dies eine reine Vorsichtsmaßnahme? Denn scheinbar war Richard eine lange Zeit der einzige, der an Johns Führungsqualitäten glaubte und suchte ihn deswegen über die Jahre hinweg immer wieder auf. Ich denke das alles wird uns erst klar werden, wenn wir wieder in der richtigen Zeitlinie oder gar in der Zukunft sind.

Fazit

Auf den ersten Blick erscheint es so, als würde diese Episode das Tempo wieder ein wenig heraus nehmen. Doch beim zweiten Betrachten, bekommen wir einige Fakten geliefert und wandern nur tiefer ins Mysterium der Serie. Der Cliffhanger mit Charlottes Zusammenbruch lässt darauf schließen, dass das Tempo wieder extrem angezogen wird, auch wenn es in dieser Episode nicht störte, dass alles ein wenig langsamer von Statten ging.

Annika Leichner - myFanbase

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