Bewertung

Review: #5.08 LaFleur

Nach viereinhalb Staffeln und 90 Episoden ist es jetzt passiert: Mir sind die Adjektive ausgegangen. Wie soll man die Genialität dieser Show auch nur ansatzweise treffend beschreiben? Immer wieder toppt "Lost" sich selbst und hinterlässt uns Zuschauer mit einer offenen Kinnlade und einem ständigen What the F***??? auf den Lippen. Und mittlerweile reicht es einfach nicht mehr, mit Wörtern wie herrlich, fantastisch, phänomenal, großartig, unglaublich, bombastisch oder brillant daherzukommen. "Lost" ist einfach unbeschreiblich.

"The record is spinning again... but we're just not on the song we wanna be on."

Locke hat also das Rad gedreht. Die Zeitsprünge (und die damit einhergehenden Kopfschmerzen bei Losties und Publikum) haben ein Ende. Doch bevor man die Gruppe endgültig ins Jahr 1974 verfrachtet, zeigt man uns...

... Trommelwirbel...

... DIE VIERZEHIGE STATUE!

Wow. Ein absoluter Knüller! Gleich in der ersten Minute bringt man diesen Wahnsinnsmoment und obwohl er nur wenige Sekunden dauert, löst er pure Gänsehaut aus. Es ist wie eine Ankündigung von Team Darlton an uns Fans, die sagt: Leute, keine Angst. Wir haben unsere abgedrehten Mysterien nicht vergessen und auch nicht die vierzehige Statue. Diese scheint dem Aussehen nach zu urteilen stark ans Ägyptische angelehnt zu sein. Wer genauer hinsieht, wird auch erkennen, dass die Statue in ihren Händen jeweils zwei Ankh-Symbole hält – genau das gleiche Symbol also, das Amys verstorbener Ehemann Paul um den Hals trug. Und jetzt kommt's: Das Ankh-Symbol steht in der ägyptischen Mythologie für das Weiterleben im Jenseits. Zufall? Natürlich nicht.

Sawyer, Juliet, Jin, Miles und Daniel sitzen nun also im Jahr 1974 fest. Sie stolpern über Amy, die von zwei Hostiles bedroht wird und können sie retten, müssen dafür aber die zwei Angreifer umbringen. Man fragt sich: Wieso haben die Hostiles Amys Mann Paul getötet? Wieso wollten sie Amy töten?

"We're screwed. He's probably trying to explain time-travel by now."

Mit einem kleinen Trick am Schallzaun überwältigt Amy ihre Retter erstmal und bringt sie zu Dharma, wo Sawyer auf Horace Goodspeed trifft. Ex-Betrüger Sawyer aka James LaFleur beweist mal wieder, dass er einfach ein hervorragender Lügner ist und bastelt sich eine überzeugende Geschichte zusammen, die Horace (übrigens wunderbar sympathisch dargestellt von Doug Hutchison) ihm abnimmt. Der Rest wartet unterdessen draußen, wo Daniel urplötzlich aus seiner Apathie aufwacht und in einem kleinen, rothaarigen Mädchen Charlotte zu erkennen glaubt. Doch ist das Mädchen wirklich Charlotte? Und wenn ja, wird es sich dann also bewahrheiten, was Charlotte in #5.05 Dieser Ort ist der Tod meinte – nämlich, dass ein verrückt gewordener Daniel ihr sagen wird, dass sie nie auf die Insel zurückkehren dürfe?

Es wird uns keine Zeit gelassen, darüber zu grübeln: Der Alarm geht los und Chaos bricht aus. Ein Mann mit einer Fackel in der Hand betritt das Dharma-Dorf und es ist niemand Geringerer als Richard Alpert aka die Coolness in Person. Die Tatsache, dass der Schallzaun ihn nicht abhält, das Dharma-Territorium zu betreten, lässt einen wundern, wie genau die Abmachung zwischen Dharma und den Hostiles eigentlich aussieht. Leben die Dharma-Leute also nur auf der Insel, weil die Hostiles es dulden? Und wieso hält der Zaun sie eigentlich nicht auf?

Sawyer kann Horace dazu bringen, mit Richard zu reden (nur noch genial: "your buddy out there with the eyeliner") und wir bekommen eine sehr interessante Szene zwischen den beiden Männern geboten. Sawyer erzählt von Jughead und Lockes Auftritt in Richards Camp, was Richard sichtlich verwirrt. Es steht also definitiv fest, dass Richard zumindest bis zu diesem Zeitpunkt nichts von all den Zeitreisen wusste. Wie wird diese Unterredung Alperts weiteres Vorgehen gegenüber Dharma nun beeinflussen? Wird er dem Paradox auf die Spur kommen, dass Leute auf der Insel sind, die eigentlich in die Zukunft gehören? Wird dies womöglich – Achtung abgedrehte Theorie – dazu führen, dass Alpert später die Säuberung durch Ben genehmigt, da der kritische Zeitpunkt des Absturzes der Maschine 815 (und damit eine Katastrophe?) immer näher rückt? Und wo ist eigentlich Klein-Ben? Da wir uns in den 70ern befinden, wird es höchste Zeit, dass er mal auftaucht.

"Come on. Just give me two weeks, that's all I'm asking. Two weeks."

Aus ursprünglich zwei Wochen werden schließlich drei Jahre. Wir befinden uns im Jahr 1977. Mr. LaFleur ist mittlerweile Sicherheitschef bei Dharma, Amy und Horace sind zusammen und erwarten ein Kind, und mit Juliet und Sawyer präsentiert man uns ein wunderbares Paar, das man einfach shippen muss.

Josh Holloway und Elizabeth Mitchell harmonieren als Sawyer und Juliet einfach großartig zusammen, viel besser als es bei Sawyer und Kate, Jack und Kate oder Jack und Juliet jemals der Fall war. Innerhalb von acht Folgen hat man es geschafft, trotz weniger gemeinsamer Szenen verständlich zu machen, wieso diese zwei zusammen gehören. Man kann komplett nachvollziehen, wieso Juliet nie in das U-Boot stieg, sondern bei Sawyer blieb. Dazu diente auch die großartige Parallele zwischen den Ereignissen 1974 und 1977: Zunächst ist es Juliet, die Sawyer den Rücken stärkt und drei Jahre später ist es Sawyer, der Juliet unterstützt und dazu ermutigt, Amys Baby auf die Welt zu bringen.

Was wir 1977 sehen, zeigt uns außerdem, wie komplett anders die Schicksale der zurückgebliebenen Losties im Vergleich zu den Oceanic Six verlaufen sind: Sawyer ist so glücklich wie nie zuvor und ist im wahrsten Sinne des Wortes aufgeblüht (daher vielleicht der Name LaFleur?). Er hat eine Frau an seiner Seite, er hat einen Job mit Verantwortung, er hat all das, was er je wollte. Ganz anders als Jack, dessen Leben fernab der Insel in einem Scherbenhaufen geendet ist. In dem letzten Dialog mit dem verkaterten Horace wird außerdem klar, dass Kate für Sawyer nur noch ein ferner Gedanke ist ("Is three years long enough to get over someone? Absolutely.").

Doch dann ist sie urplötzlich wieder da: Jin hat Jack, Hurley und Kate aufgegabelt und Sawyers Blick am Ende spricht Bände. Eine unglaublich intensive Szene. Ein Teil der Losties hat nun also wieder zusammengefunden – doch wo sind eigentlich Sayid und Sun?

"Whatever happened, happened."

Herrlich, fantastisch, phänomenal, großartig, unglaublich, bombastisch, brillant... diese Folge ist all das und mehr. Sie hält die perfekte Balance zwischen Mystery und Drama, zwischen umwerfenden Momenten, in denen man nur noch What the F***??? ruft und Momenten, die emotional und packend sind. Abgesehen davon war es einfach überfällig, dass wir wieder eine Sawyer-centric Folge bekommen, stimmt's? Auch wenn es langsam zur Gewohnheit wird, gibt es daher die volle Punktzahl und ich verbeuge mich erneut vor Team Darlton und sage: Jungs, ihr seid einfach unbeschreiblich gut.

Maria Gruber - myFanbase

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