Bewertung

Review: #1.06 Babylon

Foto: Christina Hendricks, Mad Men - Copyright: Carin Baer/AMC
Christina Hendricks, Mad Men
© Carin Baer/AMC

Der Einstieg in die Episode ist gut gelungen. Der Sturz Don Drapers und die Rückblende in seine Vergangenheit zeigen, dass er immer noch von Adams Besuch verfolgt wird. Bei seinem Sturz sieht er ausgerechnet Bilder der Geburt Adams. Hier wird auch wieder klar, dass beide unterschiedliche Mütter haben und Adam nur sein Halbbruder ist. Deshalb erkennt ihn Don vielleicht gar nicht als seinen richtigen Bruder an. Leider wird in dieser Szene nicht näher auf Dons Vergangenheit eingegangen, sodass der Zuschauer hier immer noch im Dunkeln tappt.

"The good place and the place that cannot be"

Don hat es in dieser Episode mit drei Frauen zu tun. Zuallererst mit seiner Ehefrau Betty. Nach dem gemeinsam verbrachten Muttertag macht sie Don klar, dass er das Einzige sei, woran sie den ganzen Tag denken kann. Sie kann es kaum erwarten, dass er zu ihr nach Hause kommt, da ihr Verlangen nach ihm so groß ist. Ich finde, man sieht Betty hier sehr an, dass sie Angst hat, Don an eine andere Frau zu verlieren. Eine solche Angst habe ich bisher bei ihr nicht vermutet. Ich hatte immer das Gefühl, dass Don ihr ziemlich gut vermittelt, sie sei die Einzige Frau für ihn. Der Tod ihrer Mutter hat aber offensichtlich große Verlustängste in ihre hervorgerufen, sodass sie nun auch Angst um Don hat. Sein Verhalten auf Bettys Aussage finde ich absolut kalt. Er versichert ihr, dass sie sich seiner sicher sein kann und kaum zwei Tage später trifft er sich wieder mit Rachel Menken.

Der Vorwand, sich mit dieser zu treffen, ist jedoch sehr geschickt gewählt. Er braucht Ideen und Informationen für seinen neuen Auftrag, indem es um Israel als Reiseziel geht. Da Rachel Jüdin ist, sieht Don darin die perfekte Gelegenheit. Zuerst zögert sie, trifft sich dann aber doch mit Don. Das Aufeinandertreffen der Beiden hat mich sehr begeistert. Zwischen Don und Rachel herrschen diese Art von Gefühlen, die absolut unpassend sind. Beide fühlen sich aber dennoch sehr zueinander hingezogen, versuchen dies aber zu überspielen. Don sagt ihr zwar, dass er sich nur geschäftlich mit ihr treffen möchte, nutzt aber die Gelegenheit für Körperkontakt, indem er ihre Hand nimmt und ihr so signalisiert, dass er ihr nahe sein möchte. Sie reagiert kalt und abweisend, doch man spürt, dass sie Gefühle für Don hat, diesie aber nicht zulassen möchte. Ihre Aussage, dass Utopia sowohl "das gute Land", als auch "das Land, das nicht sein soll" bedeutet, bestätigt ihr Verhalten. Sie fühlt sich gut bei Don, allerdings dürfen sie nicht zusammen sein. In einem Telefonat mit ihrer Schwester Barbara erhält Rachel von der gewissermaßen die Erlaubnis, eine Affäre mit Don anzufangen. Barbara macht ihr klar, dass die negativen Dinge an Don keine wirkliche Rolle spielen. Am Ende der Episode betrachtet Rachel einige Krawatten. Ich denke, dass sie in diesem Moment ihre Entscheidung trifft und bin sehr gespannt, ob diese für Don oder gegen ihn ausgefallen ist.

Dieser ist jedoch schon bei der nächsten Frau. Er versucht sein Ego wieder aufzubauen, nachdem Rachel ihn abgewiesen hat. Und so finden wir ihn bei Midge Daniels wieder, die sich nun um ihn kümmern soll. Ich finde es gut, dass er am Schluss nicht das bekommt, was er möchte. Zuerst weist er seine Frau ab, die ihn über alles liebt und dann läuft er direkt zur nächsten Frau. Irgendwo muss ja Schluss sein. Was denkt sich dieser Mann? Was geht in ihm vor? Was braucht er, um glücklich zu sein? Das ist mir immer noch ein Rätsel. Ich glaube aber nicht, dass ich das Rätsel so schnell lösen werde.

"Here's your basket of kisses"

Die Geschichte mit der Lippenstiftkampagne fand ich großartig. Besser hätte man das Klischeedenken von Männern und Frauen nicht umsetzen können. Freddy Rumsen braucht ein paar Ideen für seine Kampagne und wer würde sich bei Lippenstiften besser eignen, als Frauen selbst. Die Idee, alle Frauen in einen Raum voller Lippenstifte zu setzen, ist klasse. Natürlich stürzen sich die Frauen wie die Wilden darauf, denn Frauen haben ja sowieso nichts anderes im Kopf als gut auszusehen. Und um der ganzen Sache die Krone aufzusetzen, werden sie dabei noch von allen Männern hinter einer verspiegelten Wand beobachtet. Die Männer amüsieren sich natürlich köstlich und reißen ihre Witze. Da kann ich nur sagen: typisch Mann. Trotzdem hat mich die Szene sehr erheitert und ich finde es klasse, wie Peggy Olson nicht unter dieses Klischee fällt, sondern beweist, dass Frauen auch mehr können, als Männer von ihnen erwarten. Ich bin gespannt, ob Peggy sich in Zukunft auch bei anderen Kampagnen mit ihren Ideen beweisen kann.

"You have any idea, how unhappy I was, before I met you?"

Für mich die größte Überraschung in dieser Episode war die Affäre zwischen Roger Sterling und Joan Holloway. Ich hätte nie damit gerechnet, dass sich zwischen den beiden etwas entwickelt. Aber das mag ich so an der Serie. Es passiert immer etwas, was man nicht kommen sieht. Die Affäre zeigt allerdings auch wieder ein typisches Verhalten von Männern. Roger ist von Joan überwältigt und zeigt ihr das auch. Er findet es allerdings nicht gut, wenn sie sich anderweitig auch noch mit anderen Männern vergnügt. Dabei ist er selber verheiratet und hat eine Tochter. Trotzdem hat er eine Affäre. Ich weiß nicht genau, warum uns diese Serie zeigen will, dass jeder Mann seine Frau in der damaligen Zeit betrogen hat. Und vor allem, dass die Frauen da auch alle mitmachen. Eigentlich deprimiert es mich, ich finde es erschreckend zu sehen, dass männliche die Untreue damals anscheinend doch Gang und Gäbe war. Was wollen die Autoren uns damit sagen? Dass es normal ist, seine Frau zu betrügen, weil es jeder macht? Am Ende kommt sowieso nichts Gutes dabei heraus, denn die Wahrheit kommt meistens ans Licht. Ich finde das Ende der Episode sehr passend gewählt, denn Joan und Roger stehen beide einsam vor dem Hotel und kehren unzufrieden in ihr eigenes Leben zurück, anstatt gemeinsam einzuschlafen. Hier wird sich sicherlich noch einiges entwickeln und ich hoffe irgendwie, dass diese ganzen Affären irgendwann herauskommen.

Fazit

Bis auf ein paar Highlights hat mich diese Episode leider nicht so überzeugt, wie die bisherigen Folgen. Das Rätsel um Dons Vergangenheit ist weiterhin nicht gelöst und ich fand es schade, dass nach diesem tollen Einstieg nicht weiter darauf eingegangen wurde. Absolutes Highlight war zum einen die Lippenstiftkampagne, zum anderen die Affäre zwischen Roger und Joan. Diese zeigt, dass bei "Mad Man" alles möglich ist, auch wenn man nicht damit rechnet. Ich freue mich auf mehr von solchen Überraschungen und hoffe auf eine stärkere nächste Episode.

Alex Olejnik - myFanbase

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