Bewertung

Review: #1.01 Stimmen im Kopf

Foto: Parveen Kaur, Manifest - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Parveen Kaur, Manifest
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Als NBC zu den Upfronts im Mai dem Projekt "Manifest" sein Okay gegeben hat, war der Aufschrei bei vielen groß, weil sie sich zu sehr an "Lost" erinnert fühlten. Jetzt muss ich an dieser Stelle gestehen, dass ich diese Serie nie verfolgt habe, aber ich hatte auch eher den Eindruck, dass nur die Synopsis diese Annahme auslöste, der Trailer die Gemüter dann aber wieder etwas beruhigt hat. Ich selbst fühlte mich eher an die zweistaffelige Mysteryserie "Resurrection" von ABC erinnert. Dort kehren die Toten plötzlich wieder und während der eine Teil der Handlung darauf basiert, die Gründe hierfür zu ermitteln, ist der weit größere Handlungsbogen damit beschäftigt, die persönlichen Folgen für die Betroffenen zu beleuchten, da ein Ehepaar nach 30 Jahren ihren achtjährigen verstorbenen Sohn zurückbekommt. Genau diese beiden Handlungsbögen drängen sich nun auch bei "Manifest" auf. Zum einen stellt sich die Frage, wo war das Flugzeug fünfeinhalb Jahre lang und was hat sich in der Zwischenzeit bei denen getan, die normal gealtert sind? Und zum anderen, zu welchen Konflikten kommt es nun zwischen den Gruppen?

Der Cast ist mit einigen erfahrenen Serienstars besetzt. Allen voran natürlich Josh Dallas, für den die Rolle des Ben Stone sein erstes Serienengagement nach dem Ende von "Once Upon a Time" ist. Bens Frau Grace wird von Athena Karkanis gemimt, die dem deutschen Publikum zuletzt in "Zoo" begegnet sein könnte. Luna Blaise schlüpft in die Rolle ihrer Tochter Olive und ist bekannt durch die Comedyserie "Fresh Off the Boat". Zudem spielt J. R. Ramirez eine Hauptrolle; er ist u. a. bekannt aus "Arrow" oder kürzlich erst aus "Marvel's Jessica Jones". Als eher unbekannter sind Melissa Roxburgh, die die zentrale Rolle der Michaela Stone spielt und optisch sehr an Caity Lotz erinnert, Parveen Kaur und Jack Messina einzustufen.

Bewerte ich nun die erste Folge, dann springt mir als Erstes die typische Pilot-Krankheit ins Auge, dass man für den Anfang immer viel zu viel will. Das Tempo in der ersten Episode ist unwahrscheinlich hoch, teilweise fand ich auch die Brüche zwischen den einzelnen Szenen zu hart. Zwar werden so die wichtigen Figuren allesamt eingeführt, aber man bindet sich noch nicht so wirklich an sie. Vor allem die von Parveen Kaur dargestellte Saanvi Bahl, die in dem Flugzeug saß und nach fünf Jahren feststellen muss, dass ihre medizinischen Forschungsergebnisse von einem Kollegen veröffentlicht wurden, wirkt abseits des ganzen Geschehens. Ihre Figur wirkt an sich sympathisch, aber sie hat nur die Verbindung zu Bens Sohn Cal, dessen Krankheitsbild bei ihr und ihren Kollegen für eine Studie diskutiert wird. Dadurch stellt sich eben die Frage, wo man mit ihrer Figur hinmöchte. Ansonsten dreht sich die Handlung konzentriert um die Familie Stone, wo vor allem Michaela mir im Gedächtnis geblieben ist, weil man ihre Verzweiflung über die neuen Gegebenheiten sehr gut nachvollziehen kann. Aber Ben, seine Frau und seine Kinder bleiben mir nicht sonderlich im Gedächtnis.

Aber nicht nur die Verbindung zu den Figuren schlägt fehl, auch die präsentierten Handlungen können wenig überzeugen. Gerade dieser Aspekt ist dann auch mit der großen Frage für mich verbunden: Was will "Manifest" überhaupt für eine Serie sein? Das Mysterium um das Flugzeug wird z. B. erstmal ausgeblendet, dafür haben die Passagiere plötzlich übernatürliche Fähigkeiten. Will "Manifest" also auch ein bisschen wie eine Superheldenserie sein? Michaela ist Polizistin, ebenso wie ihr Ex-Verlobter Jared, der in den fünf Jahren ihre beste Freundin geheiratet hat. Gemeinsam stoßen sie durch Michaels neue innere Ahnung auf die Entführung zweier Mädchen. Will "Manifest" also vielleicht auch eine Cop-Serie sein? Nicht zu vergessen sind nun noch die ganzen persönlichen Dramen, von denen ich einige schon angesprochen habe, wie Michaela, die feststellen muss, dass ihr vermeintlicher Verlobter eine andere geheiratet hat. So ist auch noch Mutter Stone gestorben, Olive hat einen Zwillingsbruder, der nun fünf Jahre jünger aussieht, Grace scheint auch einen neuen Partner zu haben, verheimlicht das Ben aber und so häufen sich die potenziellen Storylines mit Brandherden, woraus ich resultiere, will "Manifest" auch einfach nur eine Dramaserie sein? Man kann wirklich überhaupt nicht absehen, wohin diese Serie in den kommenden Folgen nun will, aktuell würde ich aber votieren, dass "Manifest" zu viel auf einmal sein will.

Fazit

Die erste Folge von "Manifest" kann durchaus unterhalten, weil das Tempo sehr hoch ist und man wirklich viel an Figuren und Handlungen geboten bekommt. Jedoch kann man nicht leugnen, dass die emotionale Bindung an einzelne Figuren und Handlungen sehr schwer fällt. Zudem lässt der Pilot keinerlei Rückschlüsse zu, welche Art von Serie "Manifest" überhaupt darstellen soll. Vielleicht geben die weiteren Folgen eine Antwort, weil dann vielleicht eine klarere Linie zu erkennen ist, aber aktuell vermute ich eher, dass die Serie alles auf einmal will und dadurch zum Nichts werden könnte.

Lena Donth - myFanbase

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