Bewertung

Review: #3.13 Versenkt

Foto: Josh Dallas, Manifest - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Josh Dallas, Manifest
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Die Ausgangslage für dieses Staffelfinale war chaotisch. Wir hatten es zu tun mit aufgestachelten 828ern unter der Leitung von Eagan und Adrian, einem zwischen den Stühlen stehenden Jared, eifrigen Forscher von Eureka sowie einem verschwundenen Cal. Dies versprach von Beginn an eine aufreibende Episode und diese haben wir auch bekommen. Allerdings macht Nervenkitzel allein keine gute Episode aus und "Manifest" vergisst es in diesem Finale leider, ein bisschen Ruhe mitschwingen zu lassen und den Zuschauer zufriedengestellt zu verabschieden.

"Perhaps faith has a seat at the table after all."

Fangen wir mit der "einfachsten" Geschichte an. Diese dreht sich um die 828er, die – anders als erwartet – nicht zum Schlag gegen Ben, sondern gegen Robert Vance ausholen. Wir haben es hier mit einer kurzen Geiselnahme zu tun, bei der die Bösewichte Eagan und Randall als ziemlich belanglos in Erinnerung bleiben werden. Da die Geisel dann auch noch Vances Sohn ist und keine bedeutende Figur der Geschichte, fiebert man zu keinem Zeitpunkt wirklich mit. Man beendet diesen Handlungsstrang sehr abrupt und verwebt ihn an Schluss mit der Frage rund um das Gefühlsleben von Michaela und Jared. Eine wirkliche Auflösung und das versprochene Gespräch zwischen Michaela und Zeke hält man allerdings zurück.

Indes scheinen die Aussichten in Eureka um einiges spannender zu werden, doch auch hier wiegelt man inmitten der Geschichte eigenartig ab. Zunächst ist es Vance, der es so aussehen lässt, als würde er den Stones nicht länger helfen, doch dann gibt er seinen Bluff zu. Dann ist es Dr. Aria Gupta, die das Flugzeugteil nicht herausrücken will, doch dann gibt sie aufgrund von Cals Zeichnungen klein bei. Anschließend ist es Direktorin Zimmer, die aus der Ferne versuchen will, das Schiff zu stoppen, doch Saanvi legt einfach selbst Hand an und kann das Flugzeugteil dem Meer zurückgeben. Der Versuch, die Geschichte mit vielen kleinen Hindernissen besonders spannend zu machen, ist durchaus nachvollziehbar, doch der Funke will nicht so recht überspringen.

Das scheinen die Autoren bereits geahnt zu haben, daher greifen sie für das große Finale noch einmal ganz tief in die Trickkiste. Das finale Calling bringt Michaela, Ben und Saanvi zusammen, wobei die Vision nicht das typisch dringliche Gefühl vermittelt, sondern dafür herhalten kann, dass die drei erkennen, wo die nächste Gefahr lauert. Sie bleiben jedoch seltsam tatenlos, was logischerweise damit zusammenhängt, dass Saanvi und Ben sich noch immer auf dem Boot befinden. Die eigentliche Action findet indes im Haus der Stones statt, wo Angelina sich mit Leichtigkeit Zutritt verschaffen kann. Nach #3.10 Compass Calibration hatte ich bereits kurz die Befürchtung, dass Angelina Eden entführen würde und ich war sehr froh, als man sich dann doch dagegen entschieden hatte, da diese Idee alles andere als originell erschien. Nun greift man im letzten Moment allerdings doch darauf zurück und kann damit nur ein genervtes Stöhnen entlocken. Es erscheint vollkommen unlogisch, wie einfach Angelina sich Zutritt zum Haus verschaffen kann, wie sie die Tür versperrt, Grace kampflos niedersticht, Eden tauft und dann mit ihr das Weite sucht – oder das Haus in Flammen setzt, über den genauen Ablauf bin ich mir nicht ganz im Klaren. Das ist einfach zu viel Unsinn auf einmal – besonders wenn man daran zurückdenkt, wie leicht es Mastermind-Olive in #3.12 Mayday (1) noch fiel, Bens Fußfessel zu entfernen und somit den Tag zu retten.

Bei diesem "Schocker" lässt man es jedoch nicht bewenden und man entschließt sich dazu, uns noch mit dem Anblick eines gealterten Cals neben der im Sterben liegenden Grace zu überraschen. An sich bin ich der Idee eines Blitz-bedingten Zeitsprungs nicht abgeneigt und man hat ja durchaus mit einer Rückkehr Cals gerechnet, allerdings nicht auf diese unstimmige Weise. Man kann sich nicht sicher sein, ob es Realität ist oder ein Calling, man versteht nicht, warum Cal seiner Mutter beim Sterben zusieht ohne ihr zu helfen und es erklärt sich nicht, weshalb er nun ausgerechnet im Haus der Stones wieder auftaucht. Die gleiche Verwirrung stellt sich bei dem letzten Blick auf Eureka ein, wo für ein paar Sekunden niemand geringeres als Captain Bill Daly zu sehen ist, der dann anschließend mit dem gesamten Flugzeugwrack verschwindet.

Fazit

Nimmt man nun alles zusammen, stellt sich die Frage, wie gut diese Episode als Staffel- oder Serienfinale funktioniert. Der Drang, den Zuschauer auf eine spannende vierte Staffel einzustimmen, weshalb man ein sehr offenes Staffelfinale zeigt, ist durchaus verständlich. Doch es fehlt "Manifest" dabei wie immer an einem gewissen Gleichgewicht – oder an Finesse, wie Vance sagen würde. Es macht langsam keinen Spaß mehr, hinter jeder Tür eine neue Wendung, andere biblische Vergleiche und Verweise auf ägyptische Geschichten oder sonst was hervorzuzaubern, wenn man nicht ab und an auch ein paar Antworten gibt. Bisher sah es stets so aus, als würde der Zeitpunkt mit dem großen Aha-Effekt noch weit in der Zukunft liegen, was langsam ermüdend wird. Als Staffelfinale kann man sich daher vielleicht noch mit der Episode abfinden, doch da zum Ausstrahlungszeitpunkt noch nicht feststand, ob es überhaupt noch eine Staffel geben wird, hätte man für meinen Geschmack ein paar weniger reißerische Ideen einbauen sollen. Für ein potentielles Serienfinale eignet sich diese Episode daher leider gar nicht. Man kann daher nur hoffen, dass NBC der Serie eine finale vierte Staffel spendiert, in der man alle Fakten auf den Tisch legt und die Geschichte zu einem durchdachten und zufriedenstellenden Ende bringt.

Marie Müller - myFanbase

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