Bewertung

Review: #1.03 Who's Gonna Take The Weight?

Foto: Simone Missick, Marvel's Luke Cage - Copyright: Myles Aronowitz/Netflix
Simone Missick, Marvel's Luke Cage
© Myles Aronowitz/Netflix

Kaum habe ich einmal den Einsatz einer In Medias Res-Szene in der letzten Folge von "Marvel's Luke Cage" gelobt, straft mich die Serie dann sofort in der nächsten Episode mit einer völlig überflüssigen Version derselben ab. Nicht nur, hätte Luke Cages Überfall ohne die Vorschauszene am Anfang wesentlich cooler und beeindruckender gewirkt, man war sich auch nicht zu Schade, die leidige Einblendung "earlyier that day" zu nutzen. War doch die Wirkung des Anfangs in der letzten Folge doch auch deshalb so stark, weil man lange Zeit eben nicht wusste, dass man eine Vorausschau gesehen hatte. Aber gut, auch ohne diese Einblendung hätte mich diese überflüssige Vorschau gestört…

Abgesehen davon war #1.03 Who's Gonna Take the Weight? aber wieder eine sehr gelungene Episode, die zwar nicht ganz an die Höhen der sehr starken Vorgängerfolge heranreicht, aber durchaus einige gelungene Szenen, Momente und inhaltliche Entwicklungen zu bieten hat. Luke nimmt sich den Worten Pops an und schreitet voran, wobei er sich Cottonmouth direkt zum Feind macht. Und Cottonmouth selbst sieht sich an allen Fronten belagert. Wir als Zuschauer lernen mehr über die Partnerschaft zwischen Misty Knights und Detective Scarfe, nur um am Ende der Episode zu erfahren, dass dieser ein doppeltes Spiel spielt.

Die Enthüllung über Scarfe kam für mich durchaus aus dem Nichts, auch wenn ich mich während seines Gespräches mit Chico schon langsam gefragt habe, was dem Jungen nun bald passieren wird, denn dass der schon in Folge 3 der Serie komplett gegen den Hauptantagonisten erfolgreich aussagen wird, war ja wohl eher auszuschließen. Aber mit Scarfes Betrug habe ich dann doch nicht gerechnet, auch wenn man diesen vielleicht hätte kommen sehen müssen. Dennoch weiß ich es zu schätzen, dass man in dieser Folge, bevor man Scarfe zum Verräter und Mörder gemacht hat, diesem einige Dialogszenen mit Misty verschaffte, die auf beide Figuren ein neues Licht warfen. Wie viel man nun von Scarfes Worten wirklich glauben kann, und welche von ihnen nur Show gegenüber seiner Partnerin waren, ist momentan noch schwer einzuschätzen, aber sie haben sowohl dem Zuschauer, als auch Misty zu denken gegeben.

Misty selbst bleibt weiterhin eine zwiespältige Figur. Fungiert sie allein für sich als Polizistin, bleibt sie weiterhin eine sehr gelungene Protagonistin, kommt das Thema auf ihre Besessenheit mit Luke Cage als Rätsel und besonders auf ihre gemeinsame Nacht, wird es dann schon anstrengender. Ich bin immer noch der Meinung, dass die gesamte Geschichte eben ohne diese Nacht viel, viel besser funktionieren würde. Vor allem könnte man unschöne Szenen wie die vermeiden, in der Luke ganz klar ihren Sex nutzt, um Misty zu drohen. Seine Worte, die sein Wissen über ihr Privatleben nutzen um sie einzuschüchtern und zu demütigen liegen für mich deutlich über der Grenze von dem, was man einer Frau sagen kann, zumal er diese Worte eben so benutzt um ihr klar zu machen, dass er der Mann im Hause ist. Solche maskulinen Dominanzspielchen sind einfach nur abstoßend und ich bin der Meinung, sie wären hier absolut nicht nötig. Man zeigt bereits an so vielen Stellen die Auswirkung von unterschiedlichen Männlichkeitsritualen, da bräuchte man nicht noch die Zusatznuance der Demütigung der einzigen weiblichen Hauptfigur, die positiv wirken soll.

Nichtsdestotrotz mochte ich, trotz meiner Abneigung gegenüber dem Pairing Luke-Misty die Zusammenschnitte von Lukes großem Überfall auf die Geldreserven von Cottonmouth und Mistys Nachdenken über diese. Überhaupt hat sich Lukes Plan, den ich anfangs für unnötig kompliziert gehalten hatte (wenn es nur um das Klauen des Geldes gegangen wäre, hätte Luke ja einfach bei den kleineren Überfällen genügend Bares mitgehen lassen können), am Ende doch sehr gut entwickelt. Cottonmouth auf diesem Wege um sein Vermögen zu bringen, gleichzeitig Mariah Dillard und deren Reputation zu treffen, waren ein wirklich inspirierter Plan. Den Luke nun aber wohl wahrscheinlich teuer büßen muss, denn Cottonmouth greift ihn am Ende sogar mit einer Panzerfaust an, was natürlich zahlreichen Zivilisten das Leben kosten wird.

Neben den reinen inhaltlichen Entwicklungen gab es in dieser Episode wieder einige Momente, die das Milieu, in dem sich die Figuren bewegen noch einmal näher beleuchten. Dabei sticht hier vor allem das Gespräch zwischen Mariah und Cornell heraus, die sich darüber streiten, ob es wirklich wichtig ist, am Ende etwas gutes für die schwarze Community zu bewirken, oder ob dies nur die Fassade ist, mit der man den eigenen Reichtum mittels Kriminalität aufrecht erhalten kann. Alles in allem war dies also eine weitere gelungene Episode der noch jungen Serie, die natürlich das besondere Highlight von Luke Cages Alleingang gegen das gesamte Bataillon an Cottonmouths Männern, untermalt von "Bring Da Ruckus" des Wu Tang Clans, als Schmankerl für alle Action-Fans zu bieten hatte.

Cindy Scholz - myFanbase

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