Bewertung

Review: #2.03 So ein Erdbeben ist ganz praktisch

Das Serienkonzept ist einfach gut, was sich unter anderen am gelungenen Charaktere-Zusammenspiel immer wieder zeigt. Die Vorfolge fiel zwar mal etwas lasch aus, doch zum Glück kann ich von dieser wieder das Gegenteil behaupten. Ein kleines Erdbeben löst gelungene Szenarien unter den schon vertrauteren Charakteren aus. Situationskomik, Konsequenzen bringende Notlügen und witzige Auseinandersetzungen machen die Folge zu einer gelungenen. Es gibt zwar eine Storyline darin, die gegenüber der anderen schwächer ist, doch kaum den Gesamteindruck der Folge schmälert.

Glaubensfragen

Die Thematik bei Gloria, Manny und Jay ist schon recht witzig umgesetzt und nicht uninteressant. Es ist jedoch ein besser geeigneter Erzählstoff für nebenher zum Einstreuen. So als Hauptstoryline wirkt es ein wenig lahm, doch Manny sorgt insbesondere für amüsante Momente. Und logisch wirkt es auch, dass das Erdbeben die Diskussion um den Glauben weiter verstärken kann. Dass Jay neben fremden Traditionen auch für den Glauben nicht viel übrig hat, überraschte mich nicht sehr. Irgendwie passt das zu seinem bisher gezeigten Charakter. Er wirkt insgesamt nicht sehr offen für Neues, dazu recht festgefahren in seinen Überzeugungen. Gloria ist da facettenreicher und offener, doch auch ähnlich stur in ihren Ansichten und so prallen die beiden immer wieder amüsant aneinander. Manny ist dazwischen und wird gerne mal stärker von Jays oder dann wieder von Glorias Seite beeinflusst. Ehrlich gesagt hätte ich noch gerne mehr von der Diskussion zwischen Gloria und Jay gesehen, denn ich finde die zwei immer wieder feurig zusammen, wenn sie so in Rage sind. Während Gloria gerne mal in brüllende Hysterie verfällt, weicht Jay dann oftmals in die Defensive aus, inklusive der trockenen Sprüche, was Gloria nur noch mehr in Rage versetzt.

Doch Manny sammelt hier die Punkte ein, denn seine vielen Fragen an Jay zaubern einem einfach ein Dauergrinsen ins Gesicht. Der arme Jay will doch einfach nur seinen Golfspaß haben und die Kugel ins Loch zielen. Weit gefehlt, denn zu sehr abgelenkt von Manny, möchte man als Zuschauer Jay regelrecht helfen, damit er den Treffer landet. Das kann man sich kaum ansehen, dass der fast über dem Loch steht und dennoch vorbei schießt. Hierbei wäre es interessant gewesen, wenn noch ein Golfkumpel von Jay mit von der Partie gewesen wäre. So hat es ja niemand mitbekommen und Jay blamierte sich nur vor Manny. Es zeigt sich hiermit also, dass man der Story hätte mehr Schwung verleihen können. Dass Manny Angst vor Schmetterlingen hat, ist überraschend. So poetisch und romantisch er sonst ist, hätte man das nicht vermutet. Ich bin gespannt, ob man auf diese Phobie nochmals eingehen wird.

Sensibilitäten

Beim Duo Cam & Mitchell bekommen wir oftmals Auseinandersetzungen zu sehen, so auch dieses Mal. Ich sehe das zumeist gerne, da die Unterschiedlichkeiten der beiden Typen immens Potential enthält, was man nutzen sollte. Okay, Mitchells Augenrollerei ist nicht mehr neu, aber immer wieder witzig. Diesmal ist Pepper und dessen Vorliebe für zu aufwändige Kostümpartys der Grund für die Diskussion. Und mal ehrlich: Wenn der zu oft mit einer Kostümparty antanzt, dann kann das natürlich einem verleiden. Ich mag das, wie man in der Serie gerne mal auf Klischées anspielt und diese veräppelt. Doch denke ich, dass man Kostümpartys in der richtigen Dosis allgemein gerne mag. Genauso nervt es auch allgemein, wenn jemand etwas zu sehr ausreizt, und man würde es einem Freund auf liebe Weise zu verstehen geben. Cam & Mitchell zählen nicht zu diesen Personen, die das auf diese Weise lösen, was in der Episode zu amüsanten und leicht übertriebenen Momenten führt. Sie grübeln erst rum, und dazu braucht es fast schon das Erdbeben, sodass sie sich überhaupt der Aussprache mit Pepper annähern. Halt, falsch, erst wird noch ein Lügenmärchen erfunden, um aus einer Mücke einen Elefanten hinzubekommen.

Die Folge zeigt nur zu gut, dass es viel einfacher ginge. Klar, Pepper ist seeehr nahe ans Wasser gebaut und reagiert zu emotional, dennoch macht jede zusätzliche Lüge die Situation unnötig schlimmer. Ich habe mich sehr amüsiert über Cam & Mitchell, jene hier lieber ein selbst demoliertes Fenster in Kauf nehmen, anstatt Pepper die Wahrheit einzutrichtern. Letztendlich hat der Eigenschaden sowieso nichts gebracht, denn der Knoten platzt im gezeigten Verlauf sowieso, ehe noch ein weiteres Lügenmärchen aufgetischt wird. Beim Szenario "Ehm-Cam-steht-noch-heimlich-auf-dich-Pepper" rollte ich zur Abwechslung auch mal mit den Augen, jedoch im gut gemeinten Sinne, denn es ist gelungene Situationskomik. Die Blicke, die sich Cam und Mitchell austauschen, Mitchells Gelegenheit den Keramikfrosch von Cam zu zertrümmern, und die Art und Weise, wie er die Erklärung in Worte packt - es ist einfach zu komisch. Die Storyline macht Spaß und ist ein Stück besser als die der Delgado-Pritchetts, doch es gibt noch eine stärkere in dieser Episode.

Kontrollsucht

Das Beste kommt zum Schluss und ist diesmal die Dunphy-Story. Schon alleine die Situation mit der erneut kaputten Stufe konnte mir einen Lacher entlocken. Ob die Macher diesen Gag komplett die Serie lang durchziehen werden? Immer wieder stolpert da wer darüber, und Phil als hervorragenden Handwerker einzustufen, ginge da wirklich zu weit. Da versteht man Claire, die sich lieber einen richtigen Handwerker ins Haus holt. Die Wortgefechte zwischen Claire und den im Stolz gekränkten Phil sind einfach herrlich inszeniert, ebenso die Streitereien zwischen den Schwestern Haley und Alex. Doch das kennt man bereits gut von der Serie. Nur Luke steht hier erst außen vor, wird dann jedoch gut ins Geschehen mit eingebunden. Bei der Dunphy-Situation kommt der Episodentitel am besten zur Geltung. Die ihm gegenüber nervende Ehefrau lässt Phil einfach mal im Bad eingesperrt, während er seiner vernachlässigten Aufgabe der Wandschrank-Reparatur nachkommt - herrlich. Zum Brüllen sind die Momente, in denen Phil seiner Frau vorgaukelt, sie nicht mehr aufgrund der blockierten Tür aus dem Badezimmer zu bekommen. So muss sie nicht nur eine ganze Weile länger mit dem Handwerker ausharren, sondern wird beinahe von der partywütigen Haley übers Ohr gehauen. Der Handwerker ist aber äußerst sympathisch und kann Claire schnell wirkungsvoll vom Hysterieanfall abbringen.

Mir gefällt die Richtungsführung der Story sehr gut, denn am Ende wird der Zusammenhalt der Dunphy-Familie nicht nur erneut deutlich, sondern jeder davon hat etwas Wichtiges erkannt. Phil fürchtete sich wohl einfach davor, wieder verantwortungslos von seiner Frau abgestempelt zu werden, und erhält dann Rückenstärkung von Alex und Luke im Konfrontationsmoment. Claire erkennt, dass sie bei Haley einen Gang runterschalten muss, da sie als Teenagergöre kein Hauch besser war und selbst ihre Mum als "Psycho-Kontrollfreak" schimpfte. Der Handlungsstrang enthält also nicht nur Reiz für die Lachmuskeln, sondern eine ordentliche Portion Herzlichkeit, sodass diese Geschichte mich am meisten überzeugen konnte.

Fazit

#2.03 stellt im Gesamtbild eine lustige und gelungene Episode dar. Zwar hätte man in die Glaubensdiskussion bei Gloria/Jay/Manny noch mehr Schwung einbringen können, das Erdbeben selbst hat auch kaum (dramatischen) Wert, doch das sind nur kleine Kritikpunkte. Die Folge hat schon 7 von 9 Punkten verdient. Alleine schon wegen der insbesondere gelungenen Szenarien bei den Dunphys sowie Mitchell & Cam.

Samuel W. - myFanbase

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